Fund in Lippe: Erstmals Tollwut bei Fledermaus in OWL entdeckt

Detmold. Experten schlagen Alarm: Bei einer Breitflügelfledermaus, die in Ostwestfalen-Lippe entdeckt wurde, ist Tollwut festgestellt worden. Das haben die Experten des Chemischen und Veterinäruntersuchungsamtes (CVUA) Detmold in Labortests nachgewiesen. "Damit wurde erstmalig der Nachweis von Fledermaustollwut in OWL erbracht", schreiben sie in einem Bericht. Ansonsten werde Tollwut bei Fledermäusen nur "sporadisch" nachgewiesen, wie es heißt.

Die Experten Raten deshalb allen Menschen, Fledermäuse "grundsätzlich mit größter Vorsicht" zu behandeln und "auf keinen Fall ohne entsprechenden Schutz der Hände" zu berüheren. Dazu zählen etwa dicke Lederhandschuhe. "Personen, die zum Beispiel im Rahmen von Artenschutzprojekten mit Fledermäusen umgehen müssen, sollten gegen Tollwut geimpft sein", empfehlen die Fachleute des CVUA.

Tier zeigte keine normalen Reaktionen Die mit Tollwut infizierte Fledermaus wurde Anfang Oktober im Kreis Lippe aufgefunden, wie Silvia Blahak, Virologin des CVUA, im Gespräch mit dieser Zeitung sagte. Eigentlich sollte das Tier ursprünglich in der Biologischen Station Lippe aufgepäppelt werden. Doch da die Fledermaus keine normalen Reaktionen zeigte, wurde sie von den Fachärzten für Virusdiagnostik beim CVUA untersucht. "Wir hatten in über 20 jahren keinen Tollwutnachweise. Das war schon erstaunlich", sagt Blahak.

Die in Lippe gefundene Fledermaus sei mit dem Europeam Bat Lyssa Virus 1 infiziert gewesen. Dieses sei von den Experten des Friedrich Löffler-Insituts bestätigt worden. Dieses Virus komme bei Fledermäusen in Europa recht häufig vor, wie es im CVUA-Bericht heißt. Das Virus ist nicht zu verwechseln mit dem der klassischen Tollwut, dessen Verbreitung in erster Linie über den Fuchs erfolgt, aber auch über Arten wie Waschbären oder Marderhunde. Bezogen auf dieses klassische Virus ist Deutschland den Angaben zufolge tollwutfrei.

Weniger bekannt sei, so Blahak, dass auch Fledermäuse das Virus auf Menschen und Tiere übertragen könnten. "Es gab Fälle, in denen Menschen mit Tollwut infiziert wurden und die dann auch gestorben sind", erklärt Blahak. Der letzte Fall einer solchen Infektion, die in Fachkreisen bekannt gworden ist, ist allerdings lange her: Er war 2002 in Schottland.

"Gefahr geht von tot erscheinenden Tieren aus" "Eine besondere Gefahr geht hier von tot erscheinenden Tieren aus, welche bei Berührung plötzlich und unerwartet zubeißen oder kratzen können", heißt es in dem Bericht weiter. "Im Speichel von mit Tollwut infizierten Fledermäusen befinden sich infektiöse Viruspartikel, welche über Hautwunden oder Schleimhäute aufgenommen werden können." Von Fledermauskot oder überwinternden Tieren auf dem Dachboden gehe keine Gefahr aus.

Der grundsätzliche Rat der Veterinäre: "Falls Sie ein verletztes oder geschwächtes Tier finden – sei es im Garten oder auf dem Dachboden – wenden Sie sich am besten umgehend an einen Fledermausbeauftragten oder Ihr zuständiges Veterinäramt. Eine Liste von Ansprechpartnern, sowie viele weitere Infos zu Fledermäusen, sei im Internet zu finden: www.fledermausschutz.de.

Fund in Lippe: Erstmals Tollwut bei Fledermaus in OWL entdeckt

Ein Jahrhundert gegen Seuche: Wie das Detmolder Labor Tierkrankheiten stoppt

Tote Schlangen, kranke Schildkröten - Detmolder Labor untersucht Reptilienkrankheiten

„Selten so schlimm wie jetzt“: Tausende Geflügelproben landen bei den Virologen in Detmold

Von Tier zu Vampir: Fledermäuse im Film

Tollwut-Gefahr auf Bali: Touristen sollen vorsichtig sein

Fledermaus im Haus - was tun?

Lippische Landes-Zeitung: Nachrichten aus Lippe, OWL und der Welt

Weiterlesen mit LZplus

0,99 € im ersten Monat

Angebot: Jahresabo nur 99 €