Weihnachtsfest im Seniorenheim: Pflegen, testen, pflegen, testen

Kreis Lippe. Wenn ein Minister verkündet, dass an Weihnachten der Besuch in Pflegeheimen &bdquo;selbstverständlich möglich ist", dann klingt das gut. Aber in der Realität ist das längst nicht einfach umzusetzen, denn dort leben ausschließlich Risikopatienten. Damit der Weihnachtsbesuch keine katastrophalen Folgen hat, müssen Regeln her. Schnelltests, Zimmerquarantäne und Besucherraum gehören in den Kreissenioreneinrichtungen dazu. Und auch in den anderen Einrichtungen arbeiten die Mitarbeiter am Limit, um die Heime auch über die Feiertage offen zu halten.

Der November zeigt eindrücklich, was passieren kann. 250 Bewohner gibt es in den vier Einrichtungen (KSE), Blomberg, Detmold, Oesterholz und Lemgo, des Kreises. 45 Coronainfizierte gab es insgesamt, 15 sind bislang in Blomberg verstorben. Dass das Virus sich vor allem in der Blomberger Einrichtung sich derart ausbreiten konnte, habe mehrere Gründe. An Demenz erkrankte Senioren könne man die Situation nicht begreiflich machen, die Hygieneregeln würden nicht beachtet und einsperren in die Zimmer könne und wolle man die Betroffenen auch nicht, sagt Dr. Johannes Hütte, Geschäftsführer des Klinikums Lippe und der KSE. Und dann sind da die Besucher, die kämen und im Zimmer die Maske absetzten und ihre Liebsten in den Arm nähmen. &bdquo;Das ist völlig nachvollziehbar, aber eben auch gefährlich." Und ganz wichtig sei, auch die Fürsorge für die Mitarbeiter. Auch von ihnen mussten einige in Quarantäne, trotz der Schutzkleidung und der Vorsichtsmaßnahmen, die sie in ihrer Arbeitszeit einhalten müssen. &bdquo;Wir stellen fest, das gilt auch für das Klinikum, dass die Ansteckungen zumeist im privaten Bereich stattfinden", sagt Hütte. Wie man das meistert, wenn plötzlich zehn Mitarbeiter ausfallen? &bdquo;Das Klinikum-Personal hat bei den Kreisseniorenheimen ausgeholfen, genau so funktioniert es umgekehrt."

Die Zeit danach im Blick

Es geht nicht nur um Weihnachten, auch die Zeit danach haben alle im Blick. Und damit die Pflege und Betreuung da auch weiterläuft und möglichst alle gesund bleiben, gibt es für Weihnachten Regeln, an die sich alle halten müssen. Die Angehörigen habe man informiert, dass es Zeitfenster für die Besuche gibt. Empfohlen wird, den Besucherraum zu nutzen. Dieser wird desinfiziert. Die andere Umgebung helfe dabei, sich an die Regeln zu halten, meinen Hütte und Marco Wegener, Leiter des Qualitätsmanagements. Die Besucher, die aufs Zimmer wollen, müssen einen negativen Schnelltest haben, die Testung gibts vor Ort.

Wer die Einrichtung mehrere Stunden verlässt, erklärt sich damit einverstanden, dass er nach der Rückkehr drei Tage auf seinem Zimmer bleiben muss – bei der Rückkehr und am dritten Tag danach werden Schnelltests gemacht. Sind die negativ, ist wieder normaler Alltag. Alle Besucher müssen ein Screening durchlaufen, wer Symptome hat, zum Beispiel erhöhte Temperatur, muss wieder umkehren. &bdquo;Diese Regeln sind bei den meisten Angehörigen auf große Zustimmung gestoßen", sagt Hütte. Ausnahmen gebe es, wenn es um sterbenskranke Menschen gehe. Und er bittet um Rücksicht: &bdquo;Es ist eine ausgesprochen belastende Zeit auch für die Mitarbeiter."

Am Limit &bdquo;Wir sind am Limit", sagt dann auch Heiko Höflich, Leiter des AWO-Seniorenheimes Feierabendhaus in Bad Salzuflen. Wie in anderen Häusern auch, musste er aufgrund der Verordnungen immer wieder umplanen. Weil die Vorgaben jetzt eine Besuchsmöglichkeit auch in der Zeit von 16 bis 19 Uhr vorsehen, musste er gar noch aufstocken, denn eigentlich hatte das Heim andere Zeiten vorgesehen. Funktionieren könne das nur, wenn alle Mitarbeiter an den Festtagen arbeiten. Auch Heiko Höflich ist die drei Weihnachtstage über in der Einrichtung, um zu testen. 15 von 120 Mitarbeitern sind für das Schnelltest-Verfahren extra geschult worden, die Herausforderung sei jetzt, die Zeit für die Testungen nicht auf Kosten der Pflege umzusetzen. Eine extreme Situation für alle Beteiligten, und Heiko Höflich verhehlt nicht, dass die Stimmung im Team mittlerweile angespannt sei.

Die MediCare Seniorenresidenz Hoffmannspark in Bad Salzuflen ist bislang ohne Corona-Infektionen durch die Pandemie gekommen, berichtet Einrichtungsleiterin Martina Jetschick. Es gelten strikte Regeln: Alle Besucher müssten eine negativen PCR-Test vorweisen, der nicht älter als 72 Stunden sei. &bdquo;Alternativ können sie einen Schnelltest bei uns machen." Besucher und Mitarbeiter müssten FFP2-Masken tragen. &bdquo;Jeder Bewohner darf pro Tag von einem Besucher eine Stunde lang besucht werden", sagt Jetschick. Zudem gebe es die Möglichkeit, Besuch in der &bdquo;Kontaktbox" im Außenbereich zu empfangen, die durch eine Plexiglasscheibe getrennt sei.

Im Karolinenheim in Lage hat Einrichtungsleiter Harm-Hendrik Möller bereits Pflegekräfte aus der Rente zurückgeholt, um Testungen und Pflege vereinbaren zu können. An vier festen Tagen soll hier die Möglichkeit zum Schnelltest bestehen. Ins Heim hinein kommt nur noch, wer eine FFP2-Maske trägt.

Und damit nicht genug, bereiten die Einrichtungen auch die Impfungen vor. Die sollen zum Teil schon nach Weihnachten starten. Patientenakten müssen zusammengestellt, Einverständnis-Erklärungen – zum Teil auch von Angehörigen – eingeholt werden. &bdquo;Und die", so Harm-Hendrik Möller, &bdquo;sollten bis Heiligabend vorliegen".

Weihnachtsfest im Seniorenheim: Pflegen, testen, pflegen, testen

Türchen 7: Dieser Nikolaus und seine Helfer sind einzigartig in Lippe

Alkohol: Weshalb der Hasselter Platz seit Jahren Menschen anzieht und sichtbar macht

Museumsadvent, Kläschen & Weihnachtsmann auf Tour: Die Wochenendtipps für Lippe

Lichterglanz, Riesenrad & Nikolausexpress: 8 Ausflugstipps für die Winterzeit in Lippe

Künstler aus Lippe erheben ihre Stimme für die Demokratie

Türchen 6: Detmold begibt sich auf weihnachtliche Zeitreise

Lippische Landes-Zeitung: Nachrichten aus Lippe, OWL und der Welt

Weiterlesen mit LZplus!

0,99 Euro im ersten Monat

Weiterlesen mit LZplus