Hilfe für Frühgeborene: In OWL entsteht die erste Muttermilchbank

Detmold. Muttermilch ist die beste Ernährung für Säuglinge. Mütter, die ihre Kinder stillen, schenken ihnen damit einen optimalen Start ins Leben. Denn die Inhaltsstoffe der Milch wirken gegen Bakterien und Viren, hemmen Entzündungen, unterstützen beim Reifen und Verdauen und stärken das Immunsystem.

Deshalb ist Muttermilch vor allem für Frühgeborene und kranke Neugeborene wichtig. Doch nicht immer können Mütter stillen. Um diese Kinder nach ihrem schweren Start ins Leben trotzdem mit Muttermilch versorgen zu können, baut das Klinikum Lippe die erste Muttermilchbank in OWL auf. Die ersten drei Spenderinnen haben bereits zugesagt Muttermilch zu spenden.

&bdquo;Der Bedarf an Muttermilch ist groß, doch nur 15 Prozent der 200 Perinatalzentren in Deutschland haben Zugriff auf eine Muttermilchbank", erklärt Oecotrophologin Bettina Brune, Leiterin der Milchküche in der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin des Klinikums Lippe. Mit der neuen Muttermilchbank steigt die Zahl in Deutschland auf insgesamt 32. In NRW gibt es neben Detmold bislang nur zwei weitere Muttermilchbanken in Dortmund und Essen. Doch allein in Detmold kommen jedes Jahr 50 Frühgeborene zur Welt, die weniger als 1.500 Gramm wiegen.

Hohe Nachfrage nach Muttermilch, aber wenig Angebot Wegen des geringen Angebots müssen die meisten Frühgeborenen, kranken Neugeborenen und auch Mehrlinge laut Brune mit industriell gefertigter Milch ernährt werden, wenn die Mütter zu wenig, gar nicht oder über einen gewissen Zeitraum nicht stillen kann. &bdquo;Die Qualität von industriell gefertigter Milch ist gut und wird dank der Forschung der Hersteller auch immer besser, doch die Inhaltsstoffe von Muttermilch kann die Industrie trotz großer Fortschritte noch immer nicht nachbilden. Muttermilch wird deshalb auch als Zaubertrank der Natur bezeichnet." Laut WHO ist es wissenschaftlich erwiesen, dass mit Muttermilch ernährte Frühgeborene deutlich seltener an lebensbedrohlichen Darmproblemen leiden als diejenigen, die mit künstlicher Säuglingsnahrung ernährt werden. Außerdem gebe es Hinweise darauf, dass sich Muttermilch positiv auf die Hirnentwicklung auswirkt und vor Infektionen sowie der Augenerkrankung Frühgeborenenretinopathie schützen.

Muttermilch schützt vor lebensgefährlichen Krankheiten Deshalb empfiehlt die WHO für die Ernährung von Säuglingen industriell hergestellte Milch erst an dritter Stelle. &bdquo;An erster Stelle steht die Muttermilch als Goldstandard und an zweiter Stelle die Milch von Spenderinnen", erklärt Brune. Um diese Empfehlung umzusetzen, baut das Perinatalzentrum Lippe eine Muttermilchbank auf. Dort können Mütter von Frühgeborenen oder kranken Neugeborenen Milch spenden. &bdquo;Denn die Zusammensetzung der Muttermilch ändert sich im Laufe der Stillzeit. Die Milch, die Mütter von Frühgeborenen produzieren, enthält beispielsweise deutlich mehr Eiweiß. Deshalb ist es optimal, wenn Frühchen Spendermilch von Müttern anderer Frühgeborener erhalten." Spenden können ausschließlich gesunde Mütter mit ausreichender Milchbildung, die ihr Kind im Perinatalzentrum Lippe geboren haben. &bdquo;Bei den Spenderinnen gelten ähnlich hohe Standards wie bei Blutspendern. Wir testen auf HIV und andere Krankheiten, fragen den Lebensstil und das Sexualverhalten ab", erklärt Brune. Allerdings gebe es keine Einschränkungen wie Blutgruppen.

Jede Milchprobe wird untersucht, pasteurisiert und tiefgefroren Milchspenden von außerhalb des Klinikums werden nicht angenommen. &bdquo;Uns ist wichtig, dass wir die Spenderinnen kennen und sie durch den engen Kontakt einschätzen können, insbesondere mit Blick auf den hygienischen Umgang mit Muttermilch beim Abpumpen", erklärt Brune. Gespendete Milch wird nach dem Einverständnis der Eltern nach Angaben der Oecotrophologin jedoch nicht sofort verfüttert, sondern zuvor im Labor untersucht, in der Milchküche pasteurisiert und tiefgefroren gelagert. &bdquo;Hier gilt das Lebensmittelrecht. Dadurch ist die Milch von Spenderinnen sehr sicher."

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