Lippische Landes-Zeitung: Nachrichten aus Lippe, OWL und der Welt

Medienhaus investiert in die Printausgabe

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Die Lippische Landes-Zeitung an der Ohmstraße in Detmold - © Freya Köhring
Die Lippische Landes-Zeitung an der Ohmstraße in Detmold (© Freya Köhring)

Kreis Lippe. Seit Monaten fällt das Anzeigenblatt „Lippe aktuell" durch fortwährende Attacken gegen die Lippische Landes-Zeitung auf. Nachdem die Geschäftsführung der LZ bisher intern auf die Negativberichterstattung reagiert hat, äußert sie sich nun erstmals auch öffentlich und reagiert damit auf die jüngsten Veröffentlichungen. 

Der Oppermann-Verlag aus Rodenberg fährt seit Monaten in „Lippe aktuell" eine Kampagne gegen die Lippische Landes-Zeitung. Was steckt dahinter?

Max Giesdorf: Das wissen wir nicht. Da müssen Sie den Oppermann-Verlag direkt fragen. Wir können da nur spekulieren.

Und was vermuten Sie?

Max Giesdorf, Geschäftsführung Märkte/Distribution Lippischer Zeitungsverlag Giesdorf GmbH & Co. KG. - © Sven Koch
Max Giesdorf, Geschäftsführung Märkte/Distribution Lippischer Zeitungsverlag Giesdorf GmbH & Co. KG. (© Sven Koch)

Max Giesdorf: Die Beiträge gegen uns laufen ja seit der Insolvenz unserer gemeinsamen Vertriebsgesellschaft zur Verteilung der Anzeigenzeitungen beider Häuser. Der Oppermann-Verlag hat uns in diesem Zusammenhang ja vorgeworfen, wir hätten ihn mit der Insolvenz überrascht und damit bewusst in Vertriebsprobleme gebracht.

Und dem war nicht so?

Max Giesdorf: Wir haben lange vor dem Insolvenzantrag immer wieder mit dem Oppermann-Verlag über die wirtschaftliche Situation unserer gemeinsamen Vertriebsgesellschaft und die Gründe dafür gesprochen. Leider führten die Gespräche zu keinem sinnvollen Ergebnis. Die Situation wurde zunehmend kritischer, dann wurde auch noch kurzfristig die Mittwochsausgabe von „Lippe aktuell" eingestellt, die bis dahin über die gemeinsame Vertriebsgesellschaft zugestellt worden war, was etwa ein Drittel des Auftragsvolumens betraf.

Die Insolvenz kam also für den Oppermann-Verlag gar nicht überraschend, wie er stets behauptet?

Max Giesdorf: Die Verlagsleitung in Rodenberg weiß sehr genau, warum die jetzige Situation entstanden ist.

Woraufhin dann vom Oppermann-Verlag aus ja auch die redaktionelle Kooperation aufgekündigt wurde.

Ralf Freitag: Richtig. Das begründet übrigens auch einen kleineren Teil der Entlassungen in der Redaktion, von der „Lippe aktuell" berichtet. Mit der inhaltlichen Produktion waren immerhin zuletzt zweieinhalb Menschen beschäftigt.

Und warum waren die anderen Entlassungen notwendig?

Ralf Freitag, Geschäftsführung Medien & Kommunikation - © Sven Koch
Ralf Freitag, Geschäftsführung Medien & Kommunikation (© Sven Koch)

Ralf Freitag: Wir haben in den vergangenen Jahren sehr stark in die Redaktion investiert. Leider haben sich die betriebswirtschaftlichen Parameter insgesamt in eine andere Richtung entwickelt, so dass wir reagieren mussten. Das betraf übrigens auch viele andere Zeitungen.

Kommen wir einmal zu den Vorwürfen in der jetzt erschienenen Ausgabe von „Lippe aktuell". Wie schon in den vorherigen Beiträgen hat „Lippe aktuell" ja erneut den Auflagen-Verlust der LZ thematisiert. Was können Sie dazu sagen?

Max Giesdorf: Das Bild, das die Anzeigen-Zeitung jedes Mal zeichnet, ist ja, der LZ würden die Leserinnen und Leser weglaufen. Dieses Bild ist aber so nicht richtig. Die Statistiken, die uns vorliegen, zeichnen da ein ganz anderes Bild.

Und welches?

Max Giesdorf: Die „Tageszeitung" besteht ja heute nicht nur allein aus der Print-Ausgabe, sondern wir haben auch die digitalen Angebote wie das ePaper und LZPlus, die ebenfalls gegen Geld abonniert werden müssen. Vor dem Hintergrund der digitalen Transformation ergibt ja nur eine Gesamtbetrachtung ein richtiges Bild.

Ralf Freitag: Schaut man nur auf die Printausgabe, so gibt es da einen stetigen leichten Rückgang, wie bei allen anderen Tageszeitungen in Deutschland auch. Das liegt aber nicht daran, dass der LZ die Leser weglaufen, sondern am soziodemografischen Wandel. Die Gesellschaft wird schlicht älter und die Leserschaft der LZ damit auch.

Was hat das mit der Auflagenentwicklung zu tun?

Ralf Freitag:Verstorben, krank und Wegzug zu den Kindern sind heute die häufigsten Abbestellgründe. Und da es nun einmal mehr ältere als jüngere Menschen gibt, verzeichnen wir wie alle anderen Zeitungen auch mehr Abbestellungen als Neubestellungen.

Also kündigen die Leute nicht ihr Abo, weil ihnen die LZ inhaltlich nicht mehr gefällt?

Ralf Freitag: Inhaltlich begründete Abbestellungen kommen sehr selten vor. Meist ist es dann eine Impuls-Kündigung aus Verärgerung wegen eines Beitrages, der einem nicht gefällt. Mit Menschen, die deswegen kündigen, reden wir sehr intensiv. Und in den allermeisten Fällen können wir sie davon überzeugen, dass sich der Wert ihrer Tageszeitung nicht an dem einen Artikel bemisst, über den sie sich geärgert haben.

Aber dennoch, die Print-Auflage sinkt also.

Ralf Freitag: Grundsätzlich aus den oben beschriebenen Gründen, ja. Aber selbst das hat sich im Corona-Jahr relativiert. Die Print-Auflagen der deutschen Tageszeitungen waren lange nicht mehr so stabil wie im vergangenen Jahr. Das gilt auch für die LZ.

Max Giesdorf: Und wenn wir jetzt den Blick auf unsere digitalen Angebote werfen, ergibt sich ein ganz anderes Bild. Das Interesse an unserem ePaper und an unserem Portal LZPlus steigt kontinuierlich. Wir rechnen fest damit, dass wir in dieser Gesamtbetrachtung am Ende dieses Jahres mehr zahlende Leserinnen und Leser haben werden als 2020.

Das bedeutet, die digitale Transformation funktioniert also?

Max Giesdorf: Das ist ein langer Prozess, dessen Entwicklung uns aktuell große Hoffnungen macht.

Kommen wir zum nächsten Vorwurf von „Lippe aktuell": die LZ soll jetzt auch noch kleiner werden, das redaktionelle Angebot damit schrumpfen.

Ralf Freitag: In der Tat planen wir einen Formatwechsel, der übrigens ebenfalls etwas mit den oben beschriebenen Veränderungen im Lesermarkt zu tun hat. Wir halten das Berliner Format, auf das wir vom Rheinischen Format kommend wechseln wollen, für moderner und zeitgemäßer in dieser schnelllebigen Zeit. Es kommt dem heutigen Leseverhalten, das auf thematische Schwerpunkte und schnelleres „Scannen" des Inhalts setzt, sehr entgegen.

Aber nach der Rechnung von „Lippe aktuell" sinkt das journalistische Angebot, weil die Seiten kleiner werden.

Ralf Freitag: Das Berliner Format ist 315 mal 470 Millimeter groß, das Rheinische Format umfasst 350 mal 510 Millimeter. Sehen Sie, wenn Sie zehn Liter Wasser transportieren müssen, dann können Sie das mit einem Zehn-Liter-Eimer oder mit zwei Fünf-Liter-Eimern machen. Ich will mit dem Beispiel sagen, dass wir die Seitenzahl entsprechend ausweiten. Wenn wir jetzt mit 24 Seiten Umfang erscheinen, werden dies künftig 28 Seiten sein. Und wenn das öffentliche Leben nach Corona wieder an Fahrt aufnimmt, werden wir statt 28 Seiten 32 drucken. Am Ende kommt dann aus unserer Sicht eine deutlich lesbarere Zeitung bei gleichem redaktionellen Angebot heraus.

Wann wird denn der Formatwechsel kommen?

Max Giesdorf: Wir planen die Umstellung zum 1. Juni 2021. Allerdings ist so ein Formatwechsel eine komplexe Angelegenheit. Übrigens freuen sich alle im Haus auf diese Veränderung, die unsere LZ moderner macht. Sie zeigt, dass wir als Medienhaus durchaus gewillt sind, auch weiterhin in die Printausgabe zu investieren.

Und warum drucken Sie die Zeitung nicht beim Oppermann-Verlag in Rodenberg?

Max Giesdorf: Wir haben ja schon vor geraumer Zeit den Druck unserer eigenen Anzeigenzeitung, den Lippischen Neuesten Nachrichten, von Rodenberg nach Minden verlagert. Das Mindener Tageblatt ist ein befreundetes Medienhaus, mit dessen Druckdienstleistung wir mehr als zufrieden sind. Da liegt es nahe, auch den Druck der Tageszeitung dorthin zu verlagern. Minden ist auch logistisch für uns leichter zu handhaben als Rodenberg, weil die Wege für uns kürzer sind.

„Lippe aktuell" spekuliert ja in seinem aktuellen Beitrag auch über die weitere Entwicklung des Abo-Preises und will seine Leser auf dem Laufenden halten...

Ralf Freitag: Es gibt aber keinen Zusammenhang zwischen dem Formatwechsel und der Abopreis-Gestaltung. Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen, die alle Tageszeitungen regelmäßig zu Preiserhöhungen zwingen, haben mit dem Format einer Tageszeitung gar nichts zu tun.

Sondern?

Ralf Freitag: Die Zeitungsproduktion ist und bleibt ein sehr personal- und energieintensives Geschäft. Da halten sich die Einsparmöglichkeiten leider in Grenzen.

Das bedeutet, es wird auch in diesem Jahr wieder eine Preiserhöhung geben?

Ralf Freitag: Ja, der Bezugspreis für die Printausgabe wird sich ab dem 1. April 2021 um 2 Euro auf 39,80 Euro erhöhen. Das ePaper-Vollabonnement erhöht sich um 1,20 Euro auf 25,40 Euro. Wir befinden uns damit im unteren Bereich des Rahmens, in dem auch unsere benachbarten Zeitungen ihren Bezugspreis erhöhen.

Wie werden Sie denn jetzt weiter mit den Beiträgen in „Lippe aktuell" umgehen? Das wird ja nicht aufhören.

Max Giesdorf: Wir haben lange überlegt, ob und wie wir jetzt reagieren. Es ist ja insgesamt mehr als ungewöhnlich, dass ein Verlag fortdauernd im Medienwettbewerb auf das Mittel der Negativberichterstattung über den Wettbewerber zurückgreift. Aber irgendwann ist auch mal Schluss mit lustig. Daher haben wir uns entschlossen, umfassend, aber seriös zu reagieren. Das schließt eine weitere Information unserer Anzeigenkunden ein. Im Kern gehen wir natürlich davon aus, dass sich weder unsere Leserinnen und Leser noch unsere Anzeigen- und Beilagenkunden von den Beiträgen in „Lippe aktuell" irritieren oder in ihren Entscheidungen beeinflussen lassen.

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