Betrugsversuch mit totem Hasen: 20-jähriger Blomberger verurteilt

Blomberg. Eine Hasenpfote soll ja Glück bringen, auf einen ganzen Hasen trifft das anscheinend weniger zu. Zumindest hat sich ein 20-jähriger Blomberger vor dem Jugendrichter wiedergefunden, weil er mit einem toten Häschen seine Versicherung hatte betrügen wollen. Und das auf äußerst abstruse Weise: Das tote Tier wurde von der Straße aufgehoben und mehrfach gegen die Front seines Wagens geschleudert, um einen Wildunfall vorzutäuschen.

Dumm nur, dass er sich dabei hat filmen lassen, sagt Richter Dirk Salzenberg, Direktor des Amtsgerichts Blomberg, mit einem Schmunzeln. Zwar müssten sich Richter häufiger mit fingiertem Versicherungsfällen herumschlagen, dieser Fall aus Blomberg scheint in seiner Absurdität jedoch nur schwer überbietbar zu sein. Es ist einer der skurrileren Fälle, die je auf dem Tisch landeten.

Folgendes hat sich abgespielt: Kurz nach Mitternacht am 9. April halten mehrere Autos auf einer Straße im Ortsteil Wellentrup an. Die Insassen steigen aus und versammeln sich um einen auf der Straße liegenden Hasenkadaver. Was die Truppe nicht mitbekommt: Eine Kamera des Nachbarhauses hält die folgenden Szenen unverkennbar fest. Und die haben es in sich.

&bdquo;Man sieht, wie die Gruppe im Kreis um den Hasen steht und hier wohl gerade die Idee des Betrugs erwächst", erklärt Staatsanwalt Alexander Görlitz. Der 20-jährige, der später angeklagt wird, setzt sich kurzerhand ins Auto und manövriert seinen Wagen vor den Hasenkadaver. Daraufhin beginnt die Gruppe, wie wild auf die Front des Wagens einzutreten. &bdquo;Und das machen sie lautstark und mit Spaß dabei", sagt Görlitz.

Es sollte nach Hasen-Unfall aussehen

Dieser jugendliche Gewaltakt ist aber nicht der Höhepunkt: Auf den Bildern der Kamera ist laut Staatsanwalt deutlich zu sehen, wie einer der Anwesenden sich eine Plastiktüte über die Hand zieht, das tote Tier von der Straße aufhebt und mehrfach gegen den Wagen schleudert. &bdquo;Dabei blieb natürlich auch Blut und Fell am Auto kleben", sagt Görlitz. Es sollte aussehen, als sei der Hase versehentlich vors Auto gehoppelt.

Der Nachbar wird vom Lärm geweckt, kann die Szene auf der Straße aber nicht so richtig einordnen und ruft die Polizei. Diese bescheinigt dem 20-Jährigen dann tatsächlich noch direkt vor Ort einen Wildunfall. Erst am nächsten Tag sichtet der Anwohner das Videomaterial und traut seinen Augen beim Anblick des Schauspiels nicht. Den Hinweis gibt er direkt an die Polizei weiter, so Görlitz.

Und tatsächlich reicht der 20-Jährige am nächsten Tag den beim angeblichen Wildunfall entstandenen Schaden von 634 Euro bei seiner Versicherung ein. Die Polizei kann den Betrugsversuch aber noch rechtzeitig stoppen, sagt Görlitz. &bdquo;Es ist kein Geld geflossen." Nun muss der 20-Jährige selbst eine Geldbuße von 500 Euro in zehn Raten a 50 Euro an die Staatskasse zahlen, so lautet das Urteil am Mittwoch vor dem Amtsgericht Blomberg.

Lange hatte der Angeklagte zu den Vorwürfen geschwiegen, vor Gericht zeigte er sich dann aber laut Salzenberg einsichtig. &bdquo;Er hat alles zugegeben und eingesehen, dass das Unfug war." Der junge Mann habe sich selbst nicht erklären können, was ihn in diesem Moment geritten habe. &bdquo;Er hat etwas vorgetäuscht, was es nicht gab. Eigentlich ein klassischer Betrugsfall", sagt der Richter. Und dennoch spiele in den wenigsten Betrugsfällen ein toter Hase eine so tragende Rolle.

Videos nicht immer verwertbar

Streng genommen ist es nicht in Ordnung, dass die Kamera des Anwohners nicht bloß sein eigenes Grundstück, sondern auch die öffentliche Straße aufgenommen hat, erklärt Staatsanwalt Alexander Görlitz zu dem aktuellen Fall. Ist das Videomaterial deshalb vor Gericht nicht verwertbar? &bdquo;Das ist in solchen Fällen immer eine Abwägungssache", sagt der Staatsanwalt. Obwohl es sich nicht um staatlich in Auftrag gegebene Aufnahmen gehandelt habe und weil durch die von Weitem aufgenommenen Videosequenzen keine Individualisierung erfolgt sei, sei das Material verwertbar. Schließlich sei ein versuchter Versicherungsbetrug zu sehen, sagt Alexander Görlitz. Das müsse bei der Beurteilung der Szene berücksichtigt werden.

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