Salzuflerin in Badewanne getötet: Gericht verurteilt Partner zu langjähriger Haftstrafe

Detmold/ Bad Salzuflen. Es sind Bilder, die verstören. Das Wasser in der gefüllten Badewanne hat sich hellrot gefärbt, darin liegt eine bewegungslose Frau. Wie eine Decke legen sich die langen schwarzen Haare über das Gesicht der Toten, im Hintergrund sind die Schreie der trauernden Mutter zu hören. Der Vorsitzende Richter benennt die Tat am Ende klar: &bdquo;Es war ein Femizid .“

Die kurze Videosequenz hatte ein Zeuge aufgenommen, der die getötete Salzuflerin (20) zwei Tage nach der eigentlichen Tat vom 5. Dezember 2024 in ihrer Wohnung in Schötmar gefunden hatte. Der angeklagte Partner (32) ist am vierten und letzten Prozesstag nicht in der Lage, sich das Video selbst anzuschauen, das im Gerichtssaal abgespielt wird. Er vergräbt sein Gesicht zwischen den Händen und starrt regungslos auf die Anklagebank.

Dass der größtenteils geständige Mann aus Afghanistan für den Tod seiner schwangeren Lebensgefährtin verantwortlich ist, daran hat das Schwurgericht unter dem Vorsitzenden Richter Karsten Niemeyer keinen Zweifel. Daher verurteilt die Kammer ihn am Ende der Beweisaufnahme wegen Totschlags in Tateinheit mit Schwangerschaftsabbruch zu elf Jahren Haft.

Frau stirbt wenige Tage nach der Hochzeit Wenige Tage vor der Tat hatte das Paar noch nach Islamischen Recht in Hamburg geheiratet. Zurück in Schötmar lief ein Streit der mit Problemen behafteten Beziehung offenbar völlig aus dem Ruder. Nachbarn berichten von gegenseitigem Anschreien. Mittendrin eskaliert es. Die Kammer geht davon aus, dass die Iranerin ihren Partner erst mit dem Messer selbst angegriffen und am Finger verletzt hat. So hatte es der Angeklagte ausgesagt.

Einen Beweis dafür liefern die Blutspuren in der Wohnung mit seiner DNA. Außerdem gibt es ein Video, das die Geschädigte selbst ausgenommen hat. In der kurzen Sequenz schwenkt sie mit der Kamera erst auf einen auf dem Schrank liegenden Koran, schreit etwas auf Arabisch und richtet das Handy dann auf den versteinert stehenden Angeklagten. Sein Finger ist verletzt, auf dem Boden sind Blutspuren zu sehen.

Danach hat die 20-Jährige ihren Partner aus Sicht des Gerichts ein weiteres Mal angegriffen, erklärt der Vorsitzende Richter. Um den Angriff abzuwehren, will der Angeklagte sie dann bis zur Bewusstlosigkeit gewürgt haben. &bdquo;Schon da nahm er billigend in Kauf, dass sie sterben könnte“, sagt Niemeyer. Mit Notwehr ließe sich das nicht erklären, die sei spätestens vorbei gewesen, als die Frau das Messer fallen ließ.

Richter: &bdquo;Er wollte sie töten“ Dann kommt der Moment, in dem die Kammer den Worten des Angeklagten nicht mehr folgt. Das Gericht glaubt nicht, dass der Mann die bewusstlose Frau einfach in die volle Badewanne legte und dann aus der Tür ging. &bdquo;Er bemerkte, dass sie noch lebte, und drückte sie weiter unter Wasser“, sagt der Richter. Er wollte sie töten, dabei war ihm auch bewusst, dass das Kind im Mutterleib auch sterben würde.“

Dieses aus Sicht des Gerichts spontane Tatgeschehen sei durch die Ergebnisse der Obduktion belegt. Der Rechtsmediziner hatte angegeben, die Schaumbildung in der Lunge könne nur entstehen, wenn sich jemand massiv gegen das Ertrinken wehrt, immer wieder an die Oberfläche kommt und nach Luft schnappt. Eine andere Person als Täter sei auszuschließen, erklärt der Richter, der mutmaßliche Liebhaber der Geschädigten hatte zudem ein Alibi.

Mit dem Urteil bleibt das Schwurgericht ein halbes Jahr unter dem Antrag von Staatsanwalt Alexander Görlitz. Der geht in seinem Plädoyer näher auf das &bdquo;Warum“ und die &bdquo;disfunktionale Beziehung“ des Paares ein. Seit Längerem habe es erhebliche Beziehungsprobleme gegeben, da ist Görlitz sicher.

Staatsanwalt sieht Nährboden für &bdquo;Wut, Trauer und Gewalt“ Dabei spielten Antipathien innerhalb der Familien, Eifersucht auf das Kind aus einer vorherigen Beziehung des Angeklagten, Schwangerschaftsabbrüche und ein Zeuge mit romantischen Gefühlen eine Rolle, der sich als &bdquo;Mr. Nobody“ in die Beziehung gemischt habe. &bdquo;Das alles bildet einen gefährlichen Nährboden für Wut, Trauer und Gewalt“, sagt Görlitz.

Verteidiger Dr. Dirk Meinecke aus Hamburg beziffert seinen Antrag nicht, hofft aber, dass das Gericht deutlich unter dem Antrag der Staatsanwaltschaft bleibt. Vor dem eigentlichen Tötungsdelikt hätte es einen Angriff sowie eine verbale Provokation gegeben, meint der Verteidiger. &bdquo;Die Tat passt nicht zu seiner Persönlichkeitsstruktur, er ist kein gewalttätiger Frauenschläger.“

Besonders tragisch sei, dass sein Mandant noch versucht habe, sich dem abendlichen Streit zu entziehen und mit dem Zug nach Berlin fahren wollte. Die Salzuflerin hatte ihn in Pantoffeln am Bahnhof abgepasst und wieder nach Hause geholt. Dafür gibt es Zeugen. &bdquo;Er macht eigentlich genau das Richtige, will abhauen. Sie holt ihn zurück. Er geht mit, weil er sie liebt“, erklärt der Verteidiger. &bdquo;Wenn der Zug 20 Minuten eher kommt, würden wir heute hier nicht sitzen.“ Doch sie sitzen da in Saal 165, die junge Frau und ihr ungeborenes Kind sind tot.

Ob die Verteidigung das Urteil akzeptiert, ließ Meinecke offen. Rund um die Verhandlung bleibt es an diesem Donnerstag ruhig. Weil es die letzten Male zwischen Angehörigen zu Tumulten kam, hatte das Landgericht die Sicherheitsmaßnahmen massiv erhöht. Der Zuschauerraum blieb aber so gut wie leer.

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