Die Gastroszene und das Weihnachtsgeschäft: "Das ist eine Totalkatastrophe"

Kreis Lippe . Eigentlich dürften Lippes Gastronomen in diesen Tagen vor lauter Arbeit kaum wissen, wo ihnen der Sinn steht: Denn jetzt wäre sie in vollem Gange, die Zeit der Betriebsfeiern, der Essen im Freundeskreis, der Familienzusammenkünfte. Doch viele Tische bleiben leer. Und die Kassen.

Erneut geht es um die nackte Existenz. Kai Daniel Schmidt, Inhaber der Seeterrassen und Moses Hütte am Schieder-See und Gastwirt in der Höxteraner Stadthalle, hat schon mal einen vorsichtigen Kassensturz für diesen Monat gewagt: &bdquo;Ich würde sagen, dass mir ungefähr 92 Prozent der Einkünfte fehlen", berichtet er auf Nachfrage der LZ. Häufig bestellten Gruppen ab, weil sie zum einen trotz Impfung kein Risiko eingehen wollen, aber auch, weil einzelne Mitglieder eben doch nicht geimpft sind und dann dank der 2G-Regel nicht mitkommen könnten.

Nur einer holt das Essen ab

&bdquo;Das ist eine Totalkatastrophe. Im Dezember hätte ich jedes Wochenende teilweise mit Gesellschaften von 30 bis 40 Personen, sogar mit 100 gehabt. Nichts davon findet statt." In den Restaurants sei teilweise für Abteilungsfeiern mit zwölf Personen reserviert gewesen, &bdquo;und nur einer kommt, um das Essen für die anderen mitzunehmen." Dass Schmidt aber dafür nicht nur die Speisen, sondern auch das Personal kalkuliert hat, scheinen die Gäste vergessen zu haben. Im Übrigen läuft der Umsatz in Restaurants nicht so sehr über das Essen als über die Getränke – auch hier ein Reinfall in diesen Tagen.

Erst im Sommer hat der Gastronom den Fürstensaal im Schloss Schieder gepachtet, um hier Familienfeiern, Hochzeiten, runde Geburtstage oder Betriebsfeiern anbieten zu können. &bdquo;Der Fürstensaal war eigentlich wochenlang jeden Freitag ausgebucht. Aber sämtliche Veranstaltungen sind abgesagt."

Überstunden und Kurzarbeit beißen sich

Das hat Konsequenzen im Personalbereich. Die Aushilfen brechen dem Gastronom erneut weg. Und der Versuch, seine 16 Festangestellten zu halten, wird zu einem fast unmöglichen Kraftakt. &bdquo;Das geht nur mit sehr viel Geld." Denn alle Mitarbeiter schieben noch eine Menge Überstunden aus dem Sommer, als es mal eine Zeit lang gebrummt hat, vor sich her.

Die würden sie normalerweise nach dem Jahreswechsel in der Flaute abbummeln. Aber solange die auf dem Konto sind, teilweise bis zu 250 Überstunden, kann Schmidt für seine Mitarbeiter keine Kurzarbeit anmelden. &bdquo;Was mich dabei so ärgert, ist, dass es nicht wirklich Kontrollen gibt, ob sich auch wirklich alle Gastwirte an 2G halten."

Gastronomin wirbt für die Impfung Wilma Thorenmeier, Wirtin des Alten Krug in Ruensiek, hat bisher ebenfalls ganz viele Absagen geerntet. &bdquo;Die kleineren Betriebe reduzieren die Personenzahl, dann haben Sie so kleine Klöddertische." Nicht zu vergleichen mit dem üblichen Weihnachtsgeschäft. &bdquo;Und wenn dann mal eine größere Gesellschaft kommt, dann setze ich 13 Personen in einen großen Raum." Der Saal ist sozusagen außer Betrieb: &bdquo;Alle Feiern auf dem Saal sind bis Februar abgesagt."

Einen Kassensturz hat die Wirtin für November und Dezember habe sie noch nicht gemacht, aber ihr schwant Übles. &bdquo;In den ersten Wellen haben wir ja noch Hoffnung gehabt, dass das bald endet, aber es zieht sich." Sie könne nur hoffen, dass sich möglichst bald möglichst viele Menschen impfen ließen. Manchmal fühlt sie sich ziemlich bedrückt. &bdquo;Aber Corona kriegt uns nicht klein, da muss schon was anderes kommen."

Verständnis für Kontaktreduzierung

Ihre Landwirte-Kollegin Annette Reinking von der Detmolder Ortmühle hat seltener mit großen Feiern zu tun, weil die Gaststätte nicht über einen großen Saal verfügt. &bdquo;Wir haben immer noch einige Anmeldungen", erzählt sie. Sie findet die Vorsichtsmaßnahmen trotz der Einbußen richtig und kann verstehen, wenn auch Geimpfte davor zurückschrecken, sich in der Gruppe zu treffen. &bdquo;Wir kriegen die Inzidenzzahlen nun mal nicht runter, wenn wir uns immer schön weiter treffen."

Uwe Hagemeier von der Meinberger Schweiz hat sich den Kopf zerbrochen, was er mit seinem Weihnachtsbrunch machen soll. Mit viel Raum und guter Logistik versucht er es. Aber für diverse Weihnachtsfeiern und Jahreshauptversammlungen von Vereinen hat er bereits Absagen kassiert. &bdquo;Allein in diesem Monat waren das Einbußen um die 50.000 Euro." Dennoch hadert er nicht mit den Regeln: &bdquo;Ich finde 2G ja eigentlich richtig. Das Problem ist, dass wir dem Chaos hinterher laufen."

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