Unter unseren Füßen tobt das Leben

Kreis Lippe. Die meisten von ihnen sehen wir mit bloßem Auge nicht oder nehmen sie im Alltag kaum wahr. Dennoch sind sie da – die unzähligen Tiere und Bodenorganismen, die unter der Erde leben. Genau da erledigen sie viele überlebenswichtige Aufgaben.

&bdquo;Es gibt unterschiedliche Gründe, warum Tiere unter der Erde leben“, fasst Fabian Fester von der Biologischen Station Lippe zusammen. Manche Arten nutzen Höhlen und Bauten zum Schutz, als Schlafplatz, für die Winterruhe oder zur Aufzucht von Jungtieren. Andere verbringen ihr gesamtes Leben unterirdisch und betreiben wichtige Bodenpflege. Wurm mit Superfähigkeit

So wie beispielsweise der Regenwurm, wobei das nur ein Überbegriff ist. In Deutschland gibt es laut Fester 46 verschiedene Arten. Der Tauwurm und der Kompostwurm kommen dabei in jedem naturnahen Garten vor und erfüllen wichtige Aufgaben: Sie lockern nicht nur den Boden auf und durchlüften ihn so, sie fressen auch abgestorbene Pflanzenreste an der Oberfläche, die sie in tieferen Regionen wieder ausscheiden und so die Erde mit wichtigen Nährstoffen versorgen. &bdquo;Außerdem besitzt der Wurm noch eine Superfähigkeit. Er kann Körperteile wieder nachwachsen lassen“, weiß der wissenschaftliche Mitarbeiter. Werde der Wurm also durch eine Verletzung geteilt, sei der vordere Bereich in der Lage sich zu regenerieren. Das Gerücht, dass danach zwei Würmer weiterlebten stimme indes nicht.

Zugleich sind die Würmer wichtiger Teil des Nahrungsnetzes. Unter anderem der Dachs hat es auf sie abgesehen. Seine Bauten sind allerdings von einem ganz anderen Ausmaß, denn auch er lebt die meiste Zeit unterirdisch. Da findet er Schutz, kann seine Jungen aufziehen und Winterruhe halten. Seine verzweigten Tunnelsysteme können dabei mehrere 100 Meter betragen und bis zu fünf Meter tief in die Erde reichen. &bdquo;Er verfügt sogar über eine Klimaanlage und eine Bioheizung“, weiß der Experte. Durch die vielen Ausgänge sei der Bau auf der einen Seite gut durchlüftet und auf der anderen Seite statte der Vierbeiner seine Schlafkammer im Herbst mit nassem Laub aus, das dann langsam verrotten und damit Wärme erzeugen würde. Meistens besiedeln mehrere Dachsgenerationen, also ein Familienverbund, den weit verzweigten Bau. Fester: &bdquo;Auch Füchse quartieren sich manchmal, quasi als Untermieter, ein.“

Viele Bewohner kommen aus der Luft

Für manchen Zeitgenossen überraschend ist dagegen die Tatsache, dass so mancher Erdhöhlenbewohner aus der Luft kommt. Vögel wie die Uferschwalbe oder der Eisvogel nutzen den unterirdischen Schutz für ihre Brut; vorwiegend an Abbruchkanten von natürlichen Gewässern. In kleinen Kammern legen sie dann ihre Eier ab und brüten dort.

Doch das sind nur wenige Beispiele, für das, was unter uns so los ist. Neben Mäusen, Käfern, Ameisen, Wildbienen und vielen mehr, leben in unserer Erde natürlich auch die verschiedensten Arten von Pflanzen, Bakterien und Pilzen. &bdquo;In einem Kubikmeter Erde befinden sich Billionen Bodenorganismen. Es lebt also unter unseren Füßen“, so Fabian Fester. Der größte Teil der Bewohner ist allerdings dabei mit bloßem Auge nicht zu sehen.

Doch die meisten Organismen und Tiere, die unter der Erde leben und sei es nur zeitweise, sind sehr wichtig für den Boden. Fabian Fester: &bdquo;Erst durch Abbauprozesse des organischen Materials entsteht im Boden die Grundlage dafür, dass wir Felder bewirtschaften können.“ Daher sei es ein gutes Zeichen, wenn es es im eigenen Garten nur so kreucht und fleucht. Auch ein Maulwurf sei ein gutes Zeichen und ein Helfer, denn er frisst Schnecken und vertreibe die Wühlmäuse. Doch damit sich Tiere im Garten wohl fühlen, sollte dieser oder zumindest ein Stück möglichst naturnah sein. &bdquo;Das bedeutet, nicht alles immer sofort mähen, auch einmal eine unordentliche Ecke stehen lassen und Laub liegen lassen, damit die Tiere etwas Futter haben“, sagt Fabian Fester abschließend.

LZ-Reihe "Unter Lippe"

In der Reihe &bdquo;Unter Lippe" widmen wir uns Orten, die sich im Untergrund unter dem Kreisgebiet befinden und zu denen es eine Geschichte zu erzählen gibt. Das können besondere Keller, Tunnel, Bunker, Höhlen oder Gruften sein. Aber auch besondere Bodenstrukturen, unterirdische Naturschauplätze oder anderes mehr. Dabei kommt es nicht auf das Alter an. Auch moderne, unterirdische Räume können eine spannende Funktion erfüllen, über die es sich lohnt zu berichten. Falls Sie Anregungen für die neue Reihe haben oder einen besonderen Ort kennen, der passen könnte, melden Sie sich gerne per E-Mail an redaktion@lz.de.

Zu allen bisher erschienen Artikeln geht es hier.

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