Lippische Krankenhäuser sind voll wie selten

Kreis Lippe. Das Klinikum Lippe platzt aus allen Nähten. Covid, viele Infektionskrankheiten - planbare Operationen müssen zum Teil verschoben werden, Patienten liegen zuweilen in Flurbetten. Geschäftsführer Dr. Johannes Hütte bittet um Verständnis und spricht von einer schwierigen Lage, versichert aber: "Alle lippischen Patienten werden bei uns adäquat behandelt. Wir nehmen jeden an, der von einem Krankenwagen gebracht wird oder in unsere zentrale Notaufnahme kommt."

Gleichzeitig macht sich vor allem in den internistischen Kliniken in der Urologie und auch in der Familienklinik Personalmangel im Assistenzarztbereich deutlich bemerkbar: Die Folge ist, dass planbare Eingriffe in diesen Abteilungen zum Teil geschoben werden und Kapazitäten über das zentrale Meldeportal &bdquo;IG-NRW“ temporär abgemeldet werden müssen. Dieses betrifft auch das Perinatalzentrum. Alle Schwangeren und Entbindungen werden zwar vollumfänglich versorgt, aber aktuell werden Frauen mit Risikoschwangerschaften (etwa Mehrlingen) bei erwarteten Geburtsgewichten unter 1500 Gramm, die beispielsweise vorgeburtlich mehrere Wochen liegen müssten, - wenn es planbar ist - nicht mehr aufgenommen und an Partnerzentren weitergeleitet. "Normale" Geburten werden ganz normal durchgeführt. Ergeben sich unter der Geburt Probleme, sei die Versorgung mit Geburtshilfe und Pädiatrie absolut gesichert.

In der Kinderklinik fehlt ein halbes Dutzend Ärzte "In der Pädiatrie wirkt sich der Personalmangel deutlich aus", sagt Johannes Hütte, &bdquo;wir können und dürfen bestimmte Leistungen temporär nicht erbringen.“ Die Kinderklinik könne sofort ein halbes Dutzend Ärzte einstellen, die Planstellen seien vorhanden, die Personalsuche laufe auf allen Kanälen. Zusätzlichen Schub soll die neue Profilierung der Chefarztposition als Universitätsprofessur an der medizinischen Fakultät Bielefeld bringen. Prof. Dr. Thomas Brune, Chefarzt der Kinderklinik, geht Ende nächsten Jahres in den Ruhestand. Die Universitätsprofessur mit dem Schwerpunkt Neonatologie haben Universität Bielefeld und Klinikum Lippe mittlerweile ausgeschrieben.

Und warum sind die Häuser in Detmold und Lemgo so voll? Drei Hauptgründe kommen zusammen, sagt Hütte. Die Covid-Zahlen lägen sehr, sehr hoch. Bis zu fünf Covid-Patienten befänden sich auf der Intensivstation und auf den Normalstationen aktuell 76. Zweitens: "Wir haben ein sehr hohes Patientenaufkommen über die Notaufnahmen." Es kämen generell mehr Patienten als in früheren Sommern. Infektionskrankheiten nähmen zu. Obwohl in den vergangenen beiden Jahren viele dieser Infektionen wegen des (nun ja weitgehend nicht mehr) konsequenten Tragens eines Mund-Nasenschutzes vermieden worden seien, seien es doch mehr als noch vor Covid. Eine medizinische Erklärung dafür sei noch offen. Drittens, stellt Hütte fest, gibt es "anscheinend ein Leck an Diagnosen und Behandlungen - viele Menschen haben offenbar wegen Covid rechtzeitige Arztbesuche und Vorsorgeuntersuchungen gemieden, und die Krankheiten sind jetzt schon in einem fortgeschrittenen Stadium." Und auch in den vergangenen Jahren seien planbare OPs verschoben worden. Diese stauten sich nun.

50 Pflegekräfte können sofort anfangen Und obendrauf kommt eben der Personalmangel, und zwar nicht nur in der Urologie oder der Familienklinik. Nicht nur, weil das Virus vor dem Klinikpersonal nicht Halt macht, viele krank sind und Urlaubszeit ist, sondern weil viele Planstellen unbesetzt sind. 50 Pflegekräfte und 15 Assistenzärzte könnten sofort anfangen. Hütte: "Personalmangel ist ein Problem für alle Krankenhäuser." Für Lippe setzt man auf den Nachwuchs. In der Pflege auf die, die in der vergangenen Woche ihr Pflege-Examen gemacht haben. Für Ärzte ist das Thema Universitätsklinikum für die Zukunft ein Weg, dem Ärztemangel zu begegnen. Auch werde extern Personal gesucht. Allerdings: "Die Wechselmotivation unter den Medizinern ist im Moment offenbar überall gering", sagt Hütte. Den Krankenhäusern in der Nachbarschaft gehe es im Übrigen ähnlich. Auch in Paderborn, Herford oder Bielefeld stöhnten die Krankenhäuser unter der Situation.

Verdi übt Kritik Die Kritik am Aus der Abteilungen der Orthopädie und der Unfallchirurgie in Lemgo reißt nicht ab. Verdi Lippe sieht eine Verschlechterung, insbesondere für den Nordosten, und eine noch stärkere Belastung für die Beschäftigten in Krankenhaus Detmold. Verdi werde sich im Bündnis gegen die Schließung zu beteiligen. Dieses Bündnis (unter anderem Beschäftigte und Ehemalige, die Linke, Verdi) trifft sich heute erstmals, um Aktionen &bdquo;gegen die von Dr. Hütte betriebenen Pläne, die intensiv vom Landrat Dr. Lehmann und der Mehrheit des Aufsichtsrats und der Gesellschafterversammlung unterstützt wird, abzustimmen.“

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