Welt-Hepatitis-Tag: "Jeder ab 35 kann sich untersuchen lassen"

Kreis Lippe. Hepatitis-Viren mit all ihren Buchstaben und damit verbundenen Varianten sind tückisch, viele Betroffene tragen die Infektion lange unerkannt in sich - obwohl die Leber langsam kaputt geht. Selbst chronische Leberentzündungen, ausgelöst durch die Viren , fallen unter Umständen nur schwer auf, weiß Dr. Johannes Tebbe, Leiter der Klinik für Gastroenterologie und Infektiologie am Klinikum Lippe. Die virusbedingte Entzündung müsse also ernst genommen werden. "Hepatitis ist nun mal eine weltweit verbreitete Erkrankung", sagt Dr. Tebbe. Und dennoch sei das Thema noch zu sehr tabuisiert.

Ein wichtiger Schritt, Virus-Hepatitis und dessen Erreger von A bis E, mehr ins öffentliche Bewusstsein zu holen, ist inzwischen auch getan worden. "Seit kurzem können sich Menschen ab 35 kostenfrei untersuchen lassen", sagt Dr. Tebbe. Der Mediziner rät allen, diese Möglichkeit wahrzunehmen. Denn bleibt eine Infektion unerkannt, kann das schwere Folgen haben. "Von der Leberzirrhose bis zum Leberkrebs ist im schlimmsten Fall alles möglich." Besonders fatal: Ausgerechnet Lebererkrankungen verursachten in der Regel erst weniger merkbare Symptome, weshalb sie häufig erst spät ausgemacht würden - zumindest wenn nicht gerade die Leberwerte auffällig seien.

Eine kranke Leber bleibt oft still "Viele fühlen sich dann einfach ein bisschen müde und schlapp, schieben das aber nicht unbedingt auf die Leber." Die verschiedenen Varianten von Hepatitis -Viren seien zudem unterschiedlich übertragbar, was es noch schwerer mache, einen klaren Zusammenhang zu erkennen. Während Hepatitis C über das Blut übertragen wird und daher besonders häufig in der Drogenszene mittels Spritzen verbreitet wird, gehöre Hepatitis B vorrangig zu den sexuell übertragbaren Krankheiten. "Hier rührt natürlich auch das Tabu her", sagt Tebbe. Die A und E-Viren wiederum gelangten überwiegend über verunreinigte Speisen in den Körper. "Die essen wir uns quasi an. Wir hatten schon mal in Lippe einen Fall, der auf Himbeeren aus Spanien zurückzuführen war."

Das Virus an sich ist also vielschichtig, oftmals werde die B-Variante sogar unbemerkt von der Mutter auf das Baby übertragen, sagt der Mediziner. Inzwischen könne glücklicherweise schon seit mehr als vier Jahrzehnten vermieden werden, Kinder mit der Geburt anzustecken. Sowohl gegen Hepatitis A und B gebe es Impfstoffe. Nur gegen Hepatitis C könne man sich bisher nicht impfen lassen. Aber: In 95 Prozent der Fälle ließe sich die Krankheit gut medikamentös behandeln. "Die medikamentöse Behandlung ist immer noch sehr teuer, aber effektiv", sagt Dr. Tebbe. Für zwölf Wochen lägen die Kosten bei etwa 30.000 Euro.

Lebensstil macht Leber krank Auch wenn jeder zwölfte Mensch weltweit das Virus in sich trage, kann Dr. Tebbe zumindest keinen aufsteigenden Trend beobachten: "Mein Eindruck ist eher, dass wir früher größere Anstiege hatten." Insbesondere vor einigen Jahrzehnten, als Tattoos und Körperschmuck plötzlich "in" wurden und die Studios noch nicht die heutigen Hygienestandards besaßen, sei eine erhöhte Verbreitung beobachtet worden. Dennoch mahnt der Chefarzt davor, Hepatitis zu leichtfertig in die "Schmuddelecke" zu schieben. "Es hat nichts mit einem bemerkenswerten Lebenswandel zu tun", sagt er. Die Mehrzahl der Neuinfektionen entstand im Jahr 2019 durch Übertragung zwischen Mutter und Kind, heißt es von der Welt-Hepatitis-Allianz (WHA).

Neben den bekannten Viren als mögliche Auslöser, sei jedoch auch das Leben an sich ein häufiger Grund dafür, dass die Leber krank werde. "Häufig beginnt eine Hepatitis nicht unbedingt, weil wir zu viel Alkohol trinken, sondern weil wir in der heutigen Zeit einfach generell zu gut leben", sagt Dr. Tebbe. Durch eine ungesunde oder einfach zu üppige Ernährung sei die Leber anfälliger und verfette schneller. Dem müsse sich jeder bewusst werden.

Ursache für Virus-Hepatitiden Es gibt unterschiedliche Formen von sogenannten Hepatitis Viren, die zu einer Entzündung der Leber führen können.

Das Hepatitis A Virus (HAV) wird durch Schmier- oder Kontaktinfektion, zum Beispiel durch verunreinigtes Wasser oder Lebensmittel übertragen. In Mitteleuropa tritt sie meist als importierte Erkrankung nach einem Aufenthalt in Risikogebieten auf.

Das Hepatitis B Virus (HBD) wird durch Blut und andere Körperflüssigkeiten übertragen, zum Beispiel durch kleinste Verletzungen der Haut oder Schleimhaut, und beim ungeschützten Geschlechtsverkehr. Weitere Übertragungsmöglichkeiten können gemeinsam genutzte Hygieneartikel (zum Beispiel Rasierer), aber auch der Blutkontakt bei der gemeinsamen Verwendung von Spritzen (intravenöser Drogengebrauch) sowie bei Tätowierungen oder Piercings sein. Auch kann das Virus von einer infizierten Schwangeren vor oder während der Geburt auf das Kind übertragen werden.

Das Hepatitis C Virus (HCV) wurde erst 1988 identifiziert. Die Übertragung erfolgt fast ausschließlich durch kontaminiertes Blut. Bei Drogenkonsumenten geht das gemeinsame Benutzen von Spritzen und Kanülen mit der Gefahr einer Ansteckung einher.

Eine Infektion mit dem Hepatitis D Virus (HDV) ist nur möglich im Zusammenhang mit einer akuten oder chronischen Hepatitis B Infektion. Das Hepatitis D Virus ist nur in Anwesenheit des Hepatitis B Virus vermehrungsfähig.

Das Hepatitis E Virus (HEV) wird ähnlich wie das Hepatitis A Virus vorwiegend durch Schmierinfektionen oder Kontakt mit verunreinigtem Wasser und kontaminierten Lebensmitteln übertragen. Lange Zeit galt die Infektion mit dem HEV als importierte Erkrankung.

Qelle: infektologium Frankfurt/ Zentrum für fachübergreifende Infektionsmedizin

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