Long-Covid-Ambulanz: Ärzte appellieren an die Patienten, Geduld zu haben

Kreis Lippe. Long Covid ist ein Problem, das immer mehr Erkrankte betrifft. 10 bis 20 Prozent aller Betroffenen klagen nach einer überstandenen Corona-Infektion über bleibende Beschwerden. Weiß der Hausarzt nicht weiter, werden sie im Zweifelsfall an die Long-Covid-Ambulanz im Klinikum Lippe überwiesen. Die Nachfrage ist groß - so groß, dass es mittlerweile drei bis vier Monate Wartezeit gibt. Doch es könnte schneller gehen.

Im Frühjahr 2021 wurde die interdiziplinär arbeitende Long Covid-Ambulanz im Klinikum offiziell eröffne t. Vor allem die Abteilungen Pneumologie, Neurologie und Kardiologie sind hier gefragt, ebenso aber auch Kinderklinik, Gastroenterologie und Infektiologie. Behandelt wird aus dem Bestand, wie es Anja Rethmeier-Hanke von der Stabsstelle für Medizinische Steuerung am Klinikum formuliert, denn weitere Ressourcen stehen der Ambulanz bislang nicht zur Verfügung. Das heißt, die eingebundenen Abteilungen und Medizinischen Versorgungszentren (MVZ) müssen die Long-Covid-Patienten neben der Akut-Behandlung in Klinik und Praxis mit versorgen.

Viele sagen ihren Termin nicht ab Damit stoßen sie immer wieder an ihre personellen Grenzen, wie Dr. Maik Brandes, Chefarzt der Pneumologie, deutlich macht. "Fehlen Mitarbeiter oder erkrankt der behandelnde Arzt, müssen wir Termine der Ambulanz absagen." Aufgrund der angespannten Personallage habe es daher im Sommer einen Aufnahmestopp gegeben. Mittlerweile hat sich die Wartezeit auf drei bis vier Monate eingependelt.

Die Long-Covid-Ambulanz in Lippe ist nach der in Minden die zweite in Ostwestfalen-Lippe. Doch die Betroffenen reisen von Orten weit über die Region hinaus an und werden zum Teil auch von anderen Häusern nach Detmold oder Lemgo verwiesen. Acht bis zehn Patienten könnte Dr. Brandes wöchentlich allein in der Pneumologie-Ambulanz betreuen - könnte, denn immer wieder fallen Termine unentschuldigt aus. Die Ausfallquote liege bei bis zu 50 Prozent, ärgert sich Dr. Brandes. "Der Weg ist zu lang, oder sie fühlen sich wieder gut", führt er kopfschüttelnd nur einige der Antworten an, die das Sekretariat auf Nachfrage erhält.

Manche wollten auch das ganze Paket. Wer etwa über die Berufsgenossenschaft abgesichert ist, der habe die Post-Covid-Ambulanz eigentlich nicht nötig. "Die haben spezialisierte Kliniken und Reha-Zentren und sind bestens versorgt" - und sollten ihren Platz in der Ambulanz daher lieber anderen überlassen.

Sechs Monate sollten nach der Infektion vergangen sein Generell nimmt Dr. Brandes Patienten auf, die noch sechs Monate nach der Infektion über Symptome klagen, denn das Gros der Beschwerden - so haben es ihn die vergangenen Corona-Jahre zumindest für die Pneumologie gelehrt - klingen spätestens nach sechs Monaten ab. Nicht alle aber wollen sich in Geduld üben. "Viele verwechseln uns mit einer Akut-Behandlung während oder kurz nach der Infektion", so Brandes, doch hier seien die Hausärzte gefragt. Sie fungierten als Lotsen, um die Patienten im Zweifelsfall auch an Spezialisten zu verweisen. Erst wenn diese Behandlungen nicht fruchten und die Symptome auch nach Monaten noch anhalten, sei die Long-Covid-Ambulanz gefragt.

Für die Aufnahme sind eine Überweisung und ein Nachweis der Corona-Infektion vorzuzeigen, um sicherzustellen, dass die Beschwerden ihren Ursprung auch wirklich in der Virus-Infektion haben könnten. Haben könnten, denn "laut Definition kann letztlich jedes Symptom zum Post-Covid-Syndrom passen", wie Dr. Brandes erklärt. Eine Art Büchse der Pandora sei da geöffnet worden. Mit der Ausschlussdiagnostik versucht er, ans Ziel zu kommen und letztlich die geeigenten Therapien einzuleiten. Mit Atem- und Physiotherapie oder auch "endlich dem Post-Covid-Stempel" für die nötige Reha habe er da zumindest für die Pneumologie gute Erfahrungen gemacht. "Nach einem Jahr sind die meisten wieder fit. Die sehe ich nicht wieder."

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