"E-Mail-Konten verraten das halbe Leben": So schützt man sich vor Hackern

Kreis Lippe. Es geschah im Urlaub: Gerade auf dem Campingplatz in Südtirol angekommen, schickte Peter M. via WhatsApp die ersten Fotos an die Daheimgebliebenen. Natürlich, in dem er das freie W-Lan des Campingplatzbetreibers nutzte. Darüber, dass Cyberkriminelle diese Chance nutzen und sich in sein E-Mal-Konto hacken könnten, hatte sich Peter M. keine Gedanken gemacht. Schließlich gab es bei ihm nichts zu holen, er hatte doch nichts zu verbergen. Oder doch?

Wenn Privatleute Opfer von Hackern werden, handelt es sich meist um Zufallsopfer, weiß Arnd Begemann, IT-Profi bei der Polizei in Lippe. Lohnt sich so eine Cyberattacke? Begemann bejaht: &bdquo;Die meisten E-Mail-Konten sind wie eine Biographie, sie enthalten das halbe Leben des Inhabers“, warnt der IT-Spezialist. Er kennt die Methoden der Hacker, die nicht als Einzeltäter, sondern in Gruppen agierten. Die Erfolgsquote ergibt sich durch den Massenangriff. Und wirklich: Wer sich im Bekanntenkreis umhört, erfährt immer häufiger von Menschen, die Opfer eines Cyberangriffs geworden sind.

Passwort in einer Sekunde geknackt Haben die Kriminellen erst einmal das Passwort des E-Mail-Kontos herausgefunden, könnten sie dieses bei verschiedenen anderen Diensten testen, denn der Benutzername sei oft auch E-Mail-Konto. Wenn jedes Mal dasselbe Passwort verwendet werde, habe der Hacker schnell Erfolg. Auch ähnliche Passwörter könne er in Windeseile knacken und danach zum Beispiel im Internet shoppen gehen, Bankkonten plündern oder in den Sozialen Medien Fake-Profile anlegen. Begemann gibt ein Beispiel: Ein Passwort aus vier Kleinbuchstaben könne ein guter Rechner, der etwa 10 Milliarden Berechnungen pro Sekunde schafft, in nicht einmal einer Sekunde knacken.

Also rät der Fachmann, für jeden Dienst ein eigenes Passwort zu nutzen. Und weil sich kein Mensch zig verschiedene Kombinationen merken kann, empfiehlt der IT-Experte die Nutzung von Passwort-Manager, die oft auch zufällige Passwortkombinationen erstellen oder eine Datei mit sämtlichen Passwörtern, die passwortgeschützt ist. Begemann: &bdquo;Diese Datei sollte aber ein Backup haben, sonst sind alle Ihre Passwörter bei einem Hackerangriff weg.“

Erpressung mit intimen Fotos Peter M. verbrachte zunächst einmal ein paar schöne Urlaubstage, ohne überhaupt etwas von dem Hacker-Angriff zu bemerken. Umso größer war der Schock, als er seine E-Mails abrief. Dort entdeckte er eine Mail, die er offenbar an sich selbst geschrieben hatte: &bdquo;Betreff: Ihr Konto wurde gehackt. Ich Grüße dich! Ich habe schlechte Nachrichten für dich (...) an diesem Tag habe ich Ihr Betriebssystem gehackt und vollen Zugriff auf Ihr Konto erhalten! (...)“

Doch es kam noch besser: Der Erpresser behauptete, dass Peter M. regelmäßig auf Pornoseiten unterwegs sei und dass er auch intime Fotos besäße, die er an Verwandte, Freunde und Kollegen weiterleiten würde, die in M.s Adressbuch hinterlegt seien. &bdquo;Ich möchte sagen - du bist ein großer Perverser.“ Dann die Forderung: 600 Euro in Bitcoins, innerhalb von 48 Stunden zu senden an eine BTC Brieftasche – und dazu der Tipp, wie man die Vorgehensweise googeln könne.

Betrüger shoppen im Internet Peter M. war geschockt. Weniger von der Drohung mit den Pornoseiten – er war sich keiner Schuld bewusst - als vielmehr davon, dass es jemand gelungen war, in seine digitale Intimsphäre einzudringen. Was konnten die Hacker noch abgegriffen haben? Schnell fand er bei der Kontrolle seiner Kontobewegungen heraus, dass über sein Microsoft-Konto 150 Euro für eine X-Box abgebucht worden waren. Das Erpressergeld zahlte Peter M. nicht und erhielt via Paypal sogar die 150 Euro erstattet. Glück gehabt. Er alarmierte alle Online-Dienste und Banken und erstattete Anzeige bei der Polizei.

Auf jeden Fall Anzeige erstatten Aus Begemanns Sicht ist es wichtig, die Cyberkriminellen anzuzeigen – auch wenn sie selten geschnappt werden, denn sie können Gott-weiß-wo sitzen. Die Erpressermail an M. kam scheinbar aus Japan - der Server könne aber überall in der Welt stehen. Und die Strafverfolgung ist nicht zuletzt aufgrund unterschiedlicher Abkommen zwischen einzelnen Staaten nicht immer einfach. Trotzdem: "Aus polizeitechnischer Sicht lohnt sich das immer - möglicherweise lassen sich zwischen mehreren Fällen Linien ziehen."

In Fällen wie dem von Peter M. rät er zudem, das Gerät sofort vom Netz zu nehmen und komplett durch einen Fachmann neu aufsetzen zu lassen, den Provider zu informieren sowie alle Passwörter zu ändern. Damit die Daten danach nicht weg sind, sei es ratsam, sie regelmäßig auf einer externen Festplatte zu speicher, zudem sollte man sein Mail-Postfach regelmäßig aufräumen, eine Anti-Viren-Software auch auf das Handy spielen und freies, ungeschütztes W-Lan nur nutzen, wenn man über einen sicheren VPN-Tunnel ins Netz geht.

Tipps fürs sichere Passwort Und wie macht man nun sein Passwort besonders sicher? Arnd Begemann gibt ein paar Tipps: Er sollte mindestens zehn Zeichen, Groß- und Kleinbuchstabe, Ziffern und Sonderzeichen enthalten. Eine Möglichkeit sind Sätze, die man sich gut merken kann und aus denen man für das Passwort nur die Anfangsbuchstaben der einzelnen Wörter verwenden: Aus &bdquo;Mit 2 Gurken und 4 Tomaten mache ich den besten Salat!“ wird das Passwort M2G&4TmidbS!

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