Kripo ermittelt nach Brand im Klinikum Lippe

Lemgo. Eine Tote, zwei schwer und 20 leicht verletzte Patienten, über 100 Einsatzkräfte der Feuerwehr, dazu 80 vom DRK sowie etwa 150 vom Bevölkerungsschutz des Kreises und ein Gebäudeteil, der vorerst nicht nutzbar ist - das ist die Bilanz des Brandes im Klinikum Lippe vom Sonntag. Nun ermittelt die Kripo.

Wie berichtet, war in einem Patientenzimmer auf der Pneumologie gegen 10.20 Uhr ein Feuer ausgebrochen , der gesamte Gebäudeteil war evakuiert worden. Am Sonntag noch hatten Brandermittler der Kriminalpolizei die Ermittlungen aufgenommen. Laut einer gemeinsamen Pressemitteilung von Polizei und Staatsanwaltschaft vom Montag ermittelt die Kripo wegen des Verdachts der fahrlässigen Tötung und fahrlässigen Brandstiftung. "Nach jetzigem Ermittlungsstand hat der unsachgemäße Umgang einer Patientin mit offenem Feuer bei gleichzeitiger Nutzung eines Sauerstoffgeräts im Patientenzimmer zum Brand geführt", heißt es darin.

Die mutmaßliche Verursacherin sei beim Brand ebenfalls verletzt worden. Die 91-jährige Patientin, die vermutlich an den Folgen des Brandes verstarb, soll am heutigen Dienstag obduziert werden. Die Ermittlungen dauern an.

Gutachten soll Schicksal des Anbaus klären Das Gebäude mit der Pneumologie-Station hat laut Mitteilung erheblichen Schaden genommen, die Feuerwehr konnte jedoch ein Übergreifen des Brandes auf das Hauptgebäude verhindern. Wie Kliniksprecher Christian Ritterbach sagt, könne der evakuierte Gebäudeteil erst einmal nicht genutzt werden. Was mit dem Gebäudeteil, der 48 Betten umfasst, nun passiert, sei unklar. "Gutachter und Fachleute werden entscheiden, wie und ob der Gebäudeteil überhaupt noch nutzbar ist." Das Klinikum spricht von einem Schaden von mehreren Millionen Euro.

Insgesamt 87 Patienten waren laut Ritterbach von der Verlegung betroffen, denn auch die Abteilung der Pneumologie im Altbau sei geräumt worden. 10 seien entlassen worden, 23 extern verlegt (8 nach Schaumburg, 15 nach Detmold) und die übrigen 54 auf die Stationen in Lemgo verteilt worden. "Wo etwas frei ist oder es geht, wird ein Patient eingeschoben." Doch das sei kein Problem und passiere jeden Tag.

Schlimmer ist: Perspektivisch fehlen dem Standort Lemgo jetzt 48 Betten. Deshalb werde eine stillgelegte Station im Altbau aktiviert. Doch die sei derzeit nicht am Netz, es fehle die IT. Daran arbeite man derzeit mit Hochdruck, erklärt Ritterbach, damit hier dann Patienten versorgt werden können.

Gute Zusammenarbeit aller Beteiligten Klinik-Geschäftsführer Dr. Johannes Hütte sei dankbar für die gute Zusammenarbeit der verschiedenen Organisationen, aber auch stolz auf das eigene Team. Und auch der Kreis Lippe sowie Feuerwehrchef Klaus Wegener zeigen sich mit dem Ablauf des Einsatzes und der Zusammenarbeit aller Beteiligten vor Ort zufrieden: "Die Leute haben einen guten Job gemacht", sagt Wegener. Die Zuständigkeiten seien in einem solchen Einsatz klar geregelt, erklärt Kreis-Pressesprecher Steffen Adams: "Die Einsatzleitung hat die Feuerwehr Lemgo übernommen, der Bereich Rettungsdienst wurde an den Kreis Lippe übergeben."

Ein Übergreifen des Brandes auf das Hauptgebäude konnte verhindert werden, der Einsatz an sich sei sehr gut gelaufen. So sei der Einsatzleiteiter sofort vor Ort gewesen und habe gesehen, dass sich Patienten im betroffenen Bereich befanden. Diese konnten dann in Zusammenarbeit mit dem Klinikum verlegt und versorgt werden. "Das ist natürlich ein Vorteil im Klinikum, Verletzte konnten vor Ort behandelt werden", sagt Klaus Wegener, keiner habe vor der Tür stehen müssen.

Etwa vier bis fünf Brände dieser Art hat Wegener erlebt, erzählt er. Solche Einsätze werden von den Kameraden geübt, auch im Klinikum. Hinzu kommen Begehungen, deshalb habe die Feuerwehr hier eine gute Ortskenntnis und zusätzlich Pläne. Gut funktioniert hätten auch die Brandmeldeanlage und die Rauchschutztüren, so dass sich das Feuer schnell eindämmen ließ - auch wenn "der Qualm aus allen Ritzen" gekommen sei.

Herausforderung: freie Betten finden Der Anbau sei in Containerbauweise errichtet, zwischen den Containern habe sich der Brand ausbreiten können. Deshalb musste die Fassade geöffnet und mit Spezialgerät in den Zwischenräumen gelöscht werden. Bei starker Rauchentwicklung sei für die Kameraden zudem das Absuchen der Räume nicht einfach. Zudem musste der Sauerstoff abgestellt werden, das konnte aber erst geschehen, nachdem die Patienten versorgt waren.

Etwa zwei bis drei Einsätze dieser Größenordnung habe der Rettungsdienst im Jahr, weiß Steffen Adams. Eine große Herausforderung für die Helfer sei gewesen, die evakuierten Patienten in umliegende Krankenhäuser zu bringen und entsprechend freie Betten zu finden. "Dies hat aufgrund der enormen Hilfsbereitschaft der umliegenden Krankenhäuser aber ohne Probleme geklappt", betont Adams.

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