Kreis Lippe
Lippische Feuerwehren kämpfen nach Unwetter gegen die Wassermassen
| von Till Brand und Raphael Bartling

Auf dem Detmolder Nordring ist ein Autofahrer von Wassermassen eingeschlossen. - © Jörn Fries
Auf dem Detmolder Nordring ist ein Autofahrer von Wassermassen eingeschlossen. (© Jörn Fries)

Kreis Lippe. Heftige Gewitter mit Hagelschauern und Starkregen haben vielerorts in Lippe den Verkehr und das öffentliche Leben zumindest kurzzeitig zum Erliegen gebracht. Wie ein Mitarbeiter des lippischen Feuerwehr- und Rettungsdienstes erklärte, gingen seit Montagnachmittag etliche Anrufe bei der Leitstelle ein. Die Leitstelle verzeichnete bis zum Montagabend mehr als 400 Einsätze. Immerhin: Personen wurden laut der Leitstelle durch das Unwetter nicht verletzt.

Falco Schneider von der Einsatzführung zufolge lag die rettungsdienstliche Lage im Normalbereich. „Es gab keine Anhäufung von Einsätzen des Rettungsdienstes. Die allermeisten Einsätze waren unwetterbedingt." So standen in mehreren Kommunen ganze Straßenzüge unter Wasser, in unzähligen Kellern stieg das Wasser zudem bis an die Decke. Die Einsatzkräfte waren vor allem mit dem Abpumpen der Wassermassen sowie dem Entfernen des Schlamms beschäftigt.

Die Feuerwehr direkt vorm Wasser: Land unter in der Straße am Gelskamp in Detmold. - © Jörg Hagemann
Die Feuerwehr direkt vorm Wasser: Land unter in der Straße am Gelskamp in Detmold. (© Jörg Hagemann)

Oetternbach tritt über die Ufer

In Detmold war unter anderem die Einfahrt direkt vor der Feuerwache in der Straße am Gelskamp überschwemmt. Der Nordring war zwischen der Lageschen und der Lemgoer Straße nicht befahrbar. Auch Lage war von dem Unwetter besonders betroffen. Unter anderem trat der Oetternbach über die Ufer und machte die angrenzenden Straßen unpassierbar. Bürgerinnen und Bürger waren dazu angehalten, das gesamte Lagenser Stadtgebiet nicht mit dem Auto zu befahren. Ähnliche Bilder boten sich auch im Osten Lippes.

In Lage ist der Oetternbach über die Ufer getreten. - © Jana Beckmann
In Lage ist der Oetternbach über die Ufer getreten. (© Jana Beckmann)

In der Lemgoer Innenstadt kam das öffentliche Leben ebenfalls binnen Sekunden zum Erliegen, als das Gewitter die alte Hansestadt traf. Auf dem Marktplatz flüchteten sich die Passanten unter die rettenden Schirme des Restaurants „Stadtlicht" oder in die Geschäfte. In Echternstraße und Rampendal standen die Gossen knöcheltief unter Wasser, als Lemgo von Süden her vom Platzregen erfasst wurde. In den nördlichen Ortsteilen kam das Unwetter erst mit Verspätung an. Ebenso in Bad Salzuflen.

Alleine 80 Einsätze in Bad Salzuflen

Alle Feuerwehr-Einheiten der Stadt Bad Salzuflen waren im Laufe des Abends im Einsatz, um Keller leer zu pumpen und Straßen vom Schlamm zu befreien. Das Unwetter traf den Ortsteil Holzhausen mit großer Wucht. Auf der B239 bildete sich ein kilometerlanger Stau. In Höhe der Ostwestfalenstraße stand die Straße unter Wasser und machte ein Passieren für Autos unmöglich.

Gleiches Bild bot sich nur wenige hundert Meter weiter: Auch auf der Daimlerstraße ging zwischenzeitlich in Höhe der Unterführung zur Ostwestfalenstraße nichts mehr. Die Feuerwehr sicherte die Gefahrenstelle ab. Die Sylbacher Straße musste ebenfalls gesperrt werden. Matsch und Schlamm blieben auf der Straße liegen und machten ein Durchkommen nicht möglich, erklärt Feuerwehrsprecher Daniel Hobein in einer Pressemitteilung.

Auf der Daimerstraße in Bad Salzuflen ging am Montagabend nach dem Starkregen nichts mehr. - © Daniel Hobein/Feuerwehr Bad Salzuflen
Auf der Daimerstraße in Bad Salzuflen ging am Montagabend nach dem Starkregen nichts mehr. (© Daniel Hobein/Feuerwehr Bad Salzuflen)

Im Bereich der Straßen "Rote Erde", "Am kleinen Kamp" oder auch der "Gustav-Ruthe-Straße" liefen viele Keller voll. Bis zu 25 Einsatzstellen wurden den Kräften an nur einem Straßenzug gemeldet. Die Straße "Wettbreden" traf es bereits beim Unwetter 2021 stark. Hier stand die Straße am Montagabend erneut bis zu 50 Zentimeter unter Wasser. Keller und Wohnungen liefen voll.

Der sonst so friedliche Moddenbach am Meierweg, der 2021 nach einem Unwetter über die Ufer trat und ein Wohnhaus mit Wasser und Schlamm füllte, wuchs auch dieses Mal wieder stark an. Mittels Sandsäcken sicherte die Feuerwehr das Wohnhaus gegen die Wassermassen. Besonders hart traf es zwei Industrieunternehmen im Gewerbegebiet von Schötmar. Die Unwetterfront ließ auch bei ihnen die Keller und Hallen volllaufen. Um Schlimmeres zu verhindern, wurden bis zu sieben Pumpen eingesetzt, um des Wassers Herr zu werden. Rund 80 Mal ist die Feuerwehr am Montagabend ausgerückt.

Notunterkunft in Klüt

In Detmold traf es besonders den Ortsteil Klüt. Dort liefen im Bereich Dürener Straße, Mittelstraße und Aachener Straße mehr als 50 Keller und auch einige Erdgeschosse voll Wasser. Durch den Umstand, dass viele Häuser zunächst stromfrei geschaltet werden mussten, konnten einige Bewohner die Nacht nicht in ihren eigenen Häusern und Wohnungen verbringen.

Aus diesem Grund hatte die Stadt Detmold in der Turnhalle der Grundschule Klüt kurzfristig eine Anlaufstelle eingerichtet, in der die Menschen versorgt werden und übernachten können.

Situation bis zum Abend unvorhersehbar

Der Deutsche Wetterdienst hatte zuvor vor „extrem heftigem Starkregen" und Hagel gewarnt. Auch Sturmböen mit Geschwindigkeiten bis zu 80 Stundenkilometern waren angesagt. Das Gewitter zog aus südwestlicher Richtung auf. In Nordrhein-Westfalen soll die Region Ostwestfalen-Lippe mit den heftigsten Ausläufern des Gewitters konfrontiert gewesen sein.

Bis zum späten Abend war Vorsicht geboten. Die Lage stellte sich laut dem Einsatzleiter auch da noch als unvorhersehbar dar. Man habe es mit spontan aufkommenden Gewitterzellen zu tun, die sich in kürzester Zeit bilden und neue Wassermassen mitbringen könnten, berichtete Schneider. Im Laufe der Nacht zum Dienstag sollte die Gewitteraktivität laut dem Deutschen Wetterdienst indes allmählich nachgelassen haben.

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