So wird der Garten fit für den Klimawandel

Bad Salzuflen-Schötmar . Erst Anfang dieser Woche sind weite Teile von Lippe überflutet worden. Aber der Trend ist ein anderer: &bdquo;Wir müssen uns auch in unseren Regionen wegen des Klimawandels auf immer trockenere und heißere Sommer einstellen“, sagt Ulrich Kaminsky . Der 56-Jährige ist Geschäftsführer des Umweltzentrums Heerser Mühle in Schötmar . &bdquo;Aber tief im Herzen bin ich immer Gärtner geblieben“, sagt er. Und ergänzt: &bdquo;Gerade deswegen liegen mir auch die Pflanzen sehr am Herzen, von denen viele unter zu viel Sonne und hohen Temperaturen leiden und nicht selten eingehen.“

Doch was bedeutet das für die Gärten? &bdquo;Ich gebe zu, auch mein erster Reflex war, meine Pflanzen gegen resistentere Arten auszutauschen“, sagt Kaminsky. So verbrannten ihm vor einigen Jahren im eigenen Privatgarten Rhododendren, Hortensien und andere Prachtstauden.

"Da sind mir die Augen aufgegangen" Doch dann habe er dank eines Anstoßes eines anderen Gärtners einen besonderen Garten in Borken besucht. &bdquo;Da sind mir die Augen aufgegangen“, sagt Kaminsky . Besagter Garten &bdquo;Picker“ sei rund 3000 Quadratmeter groß, zu weiten Teilen mit Bäumen bewachsen und zähle rund 2400 verschiedene Pflanzenarten. &bdquo;Alle Stauden, die ich beispielsweise dort im Hochsommer sah, waren vital. Die Bäume bilden ein schützendes Dach.“

Der Effekt: Die Temperatur am Boden ist deutlich niedriger als wenn die Stauden in der prallen Sonne ständen. Und auch das Wasser verdunstet viel langsamer. &bdquo;Der Boden bleibt länger feucht.“ Stattdessen wie wild den eigenen Garten zu wässern, ist für Kaminsky keine Alternative: &bdquo;Süßwasser macht mit etwa 35 Millionen Kubikkilometern gerade einmal 2,5 Prozent der weltweiten Wasserreserven aus. Erstaunlich, wie achtlos wir mit dem Süßwasser umgehen, von dem wir alle leben und auf dessen Grundlage unsere Kultur aufbaut.“

Direkt an der Wurzel gießen Sein Tipp: Regenwasser im Garten in Zisternen sammeln. Und Kaminsky rät dazu, die Pflanzen im Garten nur einmal in der Woche zu gießen. &bdquo;Dann aber durchdringend, denn dadurch bilden sie längere Wurzeln.“ Mit der Kanne sollte man möglichst nur in den frühen Morgenstunden oder am späten Abend hantieren und das Wasser immer nur direkt in den Wurzelbereich gießen. Auch sei es von Vorteil, den Boden mit Lehm und Humus anzureichern und zu mulchen. Gegen das schnelle Austrocknen helfe ein natürlicher Wind- und Sonnenschutz durch Hecken oder Bäume.

Für einen &bdquo;Pflegefall“ hält Kaminsky übrigens den überaus beliebten Zierrasen. &bdquo;Mehr als 40 Prozent der Gartenfläche in Deutschland ist Rasen. Der ist aber arbeitsintensiv und benötigt viel Wasser.“ Und der Rasen leide mit am meisten und am schnellsten unter dem Klimawandel. Kritisch sieht Kaminsky auch den Einsatz von Mährobotern. &bdquo;Fragen sie mal bei Igel-Auffangstationen nach, wie oft die Tiere durch Mähroboter verletzt werden.“ Das größte Problem entstehe nachts. &bdquo;Wenn dann ein Igel mit einem Mähroboter konfrontiert wird, rollt sich das Tier zusammen und bewegt sich nicht mehr. Das macht der Igel seit Millionen Jahren so, aber in dem Fall ist das oft keine gute Idee.“

Weniger mähen, mehr Insekten Generell rät Kaminsky dazu, bei der Rasenpflege mehr Gelassenheit walten zu lassen. &bdquo;Wer den Rasen statt einmal pro Woche nur alle 14 Tage mäht, hat deutlich mehr Natur im Garten. Zum Beispiel rund 40 Prozent mehr Insektenarten, haben Forschungen ergeben.“

Ein echtes Paradies für Insekten und Pflanzen können Steingärten sein, sagt Kaminsky . &bdquo;Sie sind wertvolle Lebensräume, und der Boden ist nicht mit Vlies beziehungsweise Folie versiegelt. Steingärten sind größtenteils von Pflanzen überwachsen und nicht nur mit ein bis zwei ökologisch wertlosen Gehölzen bepflanzt.“ Das genaue Gegenteil bilden für ihn Stein- oder Schotterwüsten: &bdquo;Sie sind niemals ökologisch sowie klimatisch und energetisch höchst negativ zu bewerten.“

Die &bdquo;besten Verbündeten“ für einen ökologisch wertvollen Garten, der auch trockene Sommer gut übersteht, sind für Ulrich Kaminsky Bäume. Entscheidend seien jedoch die Auswahl der Arten und der richtige Standort. Bäume, die dem Klimawandel trotzen können, müssten sturmfest, insekten- und vogelfreundlich sowie tolerant gegenüber Hitze und Trockenheit sein. Kaminsky macht einige Vorschläge: Blumenesche, pflaumenblättriger Weißdorn, verschiedene Ahörner wie der Chinesischer Waldahorn , der Säulenspitzahorn oder der Kugel-Feldahorn. Ebenfalls geeignet seien Elsbeere, Eberesche, Geweihbaum, Scheinakazie sowie verschiedene Obstbäume.

Apropos: &bdquo;Der Anbau von Gemüse und Obst im eigenen Garten ist gelebter Klimaschutz: Denn selbst gezogenes Obst und Gemüse schmeckt nicht nur besser und ist meist gesünder als Supermarktware, es reduziert auch Lkw-Transporte und damit den Kohlendioxid-Ausstoß“, sagt der Umwelt-Experte. Eine weitere Empfehlung seien hitze- und trockenheitstolerante Stauden. &bdquo;Sie benötigen allerdings unbedingt einen gut durchlässigen Boden wie Sand, Splitt oder Kies, so dass überschüssiges Wasser gut abfließen kann. Sonst kommt es gerade in nassen Wintern zu starken Ausfällen. Des Weiteren sollte der Standort sonnig und relativ nährstoffarm sein.“

"Man kann eine Menge tun" Und so fällt das Fazit des Experten am Ende dann auch eindeutig aus: &bdquo;Man kann mit dem eigenen Garten eine Menge für die Umwelt und die Artenvielfalt tun. Das macht zudem Spaß, und man bekommt eine biologische Vielfalt, die beeindruckend ist.“

Die Sommer werden heißer und trockener. Ulrich Kaminsky gibt Tipps für die Anlage des eigenen Grüns und die richtige Auswahl der Pflanzen. Wie oft man gießen sollte, warum Steingärten Sinn machen und man beim Rasen auch mal gelassen bleiben sollte.

Immer mehr Sonnenstunden Im Sommer 2022 fiel in Deutschland laut Wetteraufzeichnungen mit durchschnittlich 145 Litern pro Quadratmeter 40 Prozent weniger Regen als im Vergleich zur Referenzperiode von 1961 bis 2020. Der Sommer im vergangenen Jahr war darüber hinaus der sonnigste seit Beginn der Aufzeichnungen (820 Sonnenstunden, Durchschnitt der vergangenen Jahre: 614 Stunden). Dazu verfehlte der Temperaturdurchschnitt von 19,2 Grad von Juni bis Ende August den Allzeitrekord von 2003 mit 19,7 Grad nur knapp.

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