Oerlinghauser muss Yacht im Atlantik zurücklassen und streitet mit Versicherung

Detmold/ Oerlinghausen. Es sollte ein Abenteuertrip auf hoher See werden, der zum Albtraum wurde - und zurück auf trockenem Boden mit einem Rechtsstreit endete. Weil ein "passionierter Hochseesegler" aus Oerlinghausen mit seiner Lebensgefährtin im April 2022 zwischen Bermuda und Puerto Rico in Not geriet und die eigene Segelyacht im Atlantik zurücklassen musste, wollte die Versicherung nicht vollumfänglich zahlen. Der 65-Jährige klagte dagegen. Vor der zweiten Zivilkammer des Landgerichts Detmold ist der Fall nun mit einem Vergleich zu Ende gebracht worden. Es ging um ein für 200.000 Euro versichertes Schiff.

Die beklagte Versicherung argumentierte, der Oerlinghauser habe die Yacht ganz ohne Not auf hoher See zurückgelassen und hätte sich daher "grob fahrlässig verhalten". Daher sollte die Versicherungsleistung um 75 Prozent gekürzt werden. Ganz so einfach scheint die Sache dann doch nicht gewesen zu sein, wie sich im anschließenden Verfahren vor dem Landgericht zeigte.

Was war passiert? Der 65-Jährige aus Oerlinghausen war nach Angaben des Gerichts während eines siebentägigen Segeltörns gestürzt und hatte sich ein schmerzhaftes Hämatom am Oberschenkel zugezogen. Weil die Schmerzen immer schlimmer wurden und das Bein anschwoll, kontaktierte der Oerlinghauser den medizinischen Notdienst in Cuxhaven, woraufhin die US-Küstenwache eingeschaltet wurde.

Yacht geht im Atlantik verloren Der diensthabende Chirurg schätzte die Situation des Klägers per Ferndiagnose wegen einer vermuteten Gefäßverletzung als lebensbedrohlich ein und leitete daher die Bergung ein. Da die Yacht außerhalb der Reichweite eines Helikopters lag, musste ein nahe liegender Tanker für die Rettung einspringen. Aus technischen Gründen war es allerdings nicht möglich, die Segelyacht abzuschleppen, heißt es vom Gericht. Der Oerlinghauser habe seine Yacht daher aufgeben müssen.

Er wurde anschließend stationär in einem Krankenhaus in Puerto Rico wegen einer Gefäßverletzung und eines Muskelfaserrisses behandelt. Danach konnte das Paar wieder die Rückreise nach Oerlinghausen antreten. "Die Segelyacht hingegen ging im Atlantik verloren", heißt es weiter vom Gericht. Laut Landgerichtssprecher Dr. Wolfram Wormuth ist unklar, was mit der Yacht passiert ist. Da das Schiff durch das verlorene GPS-Signal nicht mehr geortet werden konnte, sei eine Bergung durch den Kläger einfach nicht mehr möglich gewesen. Möglich sei, dass das Schiff unterging oder es sich jemand anderes aneignete.

Versicherung spricht von "fahrlässigen Verhalten" Die Versicherung zahlte trotz der aus Klägersicht "unerwarteten Situation" nur 25 Prozent der vollen Versicherungssumme. Der Grund: Aus ihrer Sicht hätte die ohne eigene Segelkenntnisse mitfahrende Lebensgefährtin die Yacht in den nächstgelegenen Hafen bringen können, indem sie "per Satellitenkommunikation durch eine segelkundige Person instruiert" worden wäre. Der Kläger sah das anders, schließlich habe seine Lebensgefährtin neben der nicht vorhandenen Segel-Erfahrung auch noch ein eingegipstes rechtes Handgelenk gehabt. Die Yacht alleine zurückzusteuern, hätte die Frau "in erhebliche Gefahr für Leib und Leben gebracht".

Die zweite Zivilkammer des Landgerichts schlug daraufhin einen Vergleich vor, nach dem die Versicherung dem Kläger 110.000 Euro zahlen sollte. "Der Vorsitzende hat in dem Termin auch deutlich gemacht, dass es für die Versicherung mit erheblich Hürden verbunden wäre, zu beweisen, dass hier seitens des Klägers fahrlässig gehandelt wurde", erklärt Dr. Wolfram Wormuth.

Geklagt hatte der Kläger ursprünglich wegen des nicht freiwillig ausgezahlten Versicherungsbetrages von rund 150.000 Euro. Der Vorschlag zum Vergleich hätte laut Landgerichtssprecher auch deutlich niedriger ausfallen können. Aus der Höhe der vorgeschlagenen Summe lasse sich daher ablesen, welche Erfolgsaussichten die Klägerseite im Falle eines Urteils gehabt hätte. Auch wenn ein Restrisiko in der Regel für alle Seiten bleibe, gerade wenn es dann beispielsweise in die Berufung gehe. In diesem speziellen Fall stimmten beide Parteien dem Vergleich zu.

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