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Dauerregen zwingt Landwirte zu Erntepause

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Auswachsendes Getreide: Wenn die reifen Körner in der Ähre keimen, sprechen Landwirte vom Auswachsen der Körner. - © WLV
Auswachsendes Getreide: Wenn die reifen Körner in der Ähre keimen, sprechen Landwirte vom Auswachsen der Körner. (© WLV)

Kreis Lippe. "Für den Wasserhaushalt in unseren Böden und auf den Feldern ist der Regen wichtig und wertvoll. Doch diese Mengen können wir mit Blick auf die Getreideernte nicht gebrauchen", erklärt Dieter Hagedorn, Vorsitzender des Landwirtschaftlichen Kreisverbandes Lippe, mit einem sorgenvollen Blick in den Himmel. Im August stehe die Ernte im Fokus. Damit diese fortgesetzt werden könne, sei eine längere Regenpause mit viel Sonne und Wärme die entscheidende Voraussetzung.

Erst 40 Prozent sind geerntet

Die Gerste konnte laut Pressemitteilung des Kreisverbandes bereits in der ersten Julihälfte eingefahren werden. Doch anderes Getreide wie Weizen, Roggen und Triticale (eine Kreuzung aus Roggen und Weizen) sowie große Teile vom Raps stünden noch auf den Feldern. Erst rund 40 Prozent der Getreide- und Rapsfelder seien in Ostwestfalen-Lippe abgeerntet worden.

Das Problem: "Für die Ernte brauchen die Landwirte trockene Bedingungen, bei nassen Pflanzen ist die Ernte schon technisch nicht möglich. Des Weiteren ergeben sich Folgeprobleme: Das Getreide ist eigentlich reif, die Körner quellen durch den anhaltenden Regen und die hohe Feuchtigkeit auf und beginnen in Teilen sogar in der Ähre zu keimen. Landwirte sprechen vom Auswachsen der Körner. So gehen die wertvollen Backeigenschaften verloren und die Qualität leidet. Beim Raps lassen Hagel und Starkregen die Schoten aufplatzen, sodass die kleinen schwarzen Rapskörner zu Boden fallen", wird Hagedorn in der Mitteilung zitiert.

Pflanzen knicken ein

Durch das viele Wasser von oben erhöhe sich das Gewicht auf den Stengeln und Halmen bei Getreide und Raps. Dadurch knickten die Pflanzen ein und lägen bereits jetzt teilweise am Boden. Starker Wind trage ebenfalls zum Abknicken der Pflanzen bei, heißt es weiter. Und nahe am Boden herrsche ein noch höherer Feuchtegehalt, der das Auswachsen, also das Keimen der Körner, beschleunige.

"Je länger der Regen andauert, desto mehr leidet auch die Qualität besonders bei Weizen und Roggen. Wenn die hohen Qualitätskriterien nicht erfüllt werden können, kann das Getreide nicht mehr zu Mehl für Brot und Brötchen verarbeitet werden", weiß der Vorsitzende des Landwirtschaftlichen Kreisverbandes Lippe. Dann könne das Getreide aber noch als Tierfutter genutzt werden, jedoch zu einem geringeren Marktpreis. Die rein energetische Verwertung in Biogasanlagen wäre der extremste Schritt. Doch so weit ist es noch nicht: "Wir hoffen auf das angekündigte bessere Wetter in der kommenden Woche. Noch ist nicht alles verloren", so Hagedorn.

Weiche Böden erschweren die Ernte zusätzlich

Der Landregen durchfeuchtet die Böden. Felder könnten den Regen zwar gut aufnehmen, die Äcker würden aber gleichzeitig immer weicher und das Befahren mit den landwirtschaftlichen Maschinen werde mit jedem weiteren Liter Regen schwieriger.

"In normalen Jahren beginnen wir um den 20. August bereits mit der Aussaat vom Winterraps, der im nächsten Jahr geerntet wird," beschreibt der Vorsitzende. In diesem Jahr werde sich die Rapsaussaat wohl verzögern. Selbst die Herbstkulturen wie Mais oder Zuckerrüben könnten für ihre Entwicklung mehr Sonnenschein gebrauchen.

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