So hilft das Qualitätsmanagement im Klinikum Lippe weiter

Kreis Lippe. Über ein dreiviertel Jahr ist es mittlerweile her, dass Pete Smiths Mutter Brigitte gestorben ist. Sie sei sehr krank gewesen, erzählt er traurig, und im Krankenhaus gestorben. Davon habe er aber erst einen Tag später erfahren. Auch persönliche Sachen seien verschwunden. Unter anderem dafür suche er nach Antworten. Helfen kann ihm dabei Petra Rosin vom Qualitätsmanagement des Klinikums Lippe .

Es gehe ihm nicht um Vorwürfe, er wolle einfach Klarheit, betont der Halb-Engländer. Seine Mutter Brigitte war selbst Krankenschwester und habe bis Anfang der 2000er mit ihrem Mann - einem ehemaligen britischen Soldaten - in England gelebt. Am 23. November sei sie 85 Jahre alt geworden, da habe sie bereits im Klinikum gelegen. Am nächsten Tag habe er es nicht geschafft, sie zu besuchen, erst am 25. sei er wieder da gewesen. Doch das Zimmer seiner Mutter war leer. "Es hieß, sie sei zwei Tage zuvor entlassen worden, aber da hab ich sie ja in der Klinik besucht." Dann habe man ihm gesagt, sie sei verlegt worden. Es habe über eine Stunde gedauert, bis er mit einer Ärztin habe sprechen können, die ihm sagte, dass seine Mutter gestorben war.

Die Ärztin habe sich dann aber über eine Stunde Zeit für ihn genommen, weiß Petra Rosin. Brigitte Smith war von der Intensiv- auf eine internistische Station verlegt worden, um sie palliativ besser begleiten zu können. Das habe die Person, die Pete Smith an dem Tag ansprach, wohl nicht gewusst, sah nur, sie ist nicht mehr auf der Station. Wahrscheinlich habe man ihm deshalb gesagt, sie könnte entlassen worden sein, obwohl sie verlegt war. Man habe auch versucht, am Tag ihres Todes den auf dem Aufnahmebogen angegebenen Kontakt zu erreichen, leider vergeblich, betont Petra Rosin. Das sei nicht Pete Smith gewesen.

Probleme im Gesundheitssystem "Ein Problem der Ärzte und Pfleger ist Zeit, um Ansprechpartner für Patienten und Angehörige zu sein", erklärt Petra Rosin. Doch die möchten immer mehr Informationen. Werde diese Erwartungshaltung nicht erfüllt, seien viele enttäuscht, schließlich spielten dabei auch Emotionen eine Rolle. Doch das sei so nicht organisierbar, immer wieder müssten Krankenhäuser an ihre Kapazitätsgrenze und darüber hinaus gehen, um Patienten zu versorgen, das sei schließlich oberste Priorität. Da fehle es dann häufig an Zeit, da werde man in der Gesundheitspolitik umdenken müssen, wie sie sagt.

Zudem gebe es die Pflege im herkömmlichen Sinne heute nicht mehr, Pflegekräfte seien hoch spezialisiert, "wir sprechen auch von der Akademisierung der Pflege". Das führe dazu, dass diese den Menschen nicht mehr so zur Seite stehen könnten wie früher. "Die Pflegekräfte müssen entlastet werden, um wieder mehr mit den Menschen umgehen zu können", sagt sie. Das sei ein allgemeines System-Problem.

Persönliche Gegenstände würden bei Tod des Patienten dem Bestatter oder den Angehörigen mitgegeben. Wenn allerdings wertvolle Gegenstände verloren gingen, werde eine Verlust- und Schadensmeldung gemacht. Auf der Intensivstation bleibe aber meist auch nichts beim Patienten, werde gleich den Angehörigen mitgegeben. In diesem Fall könnten es vielleicht Karten und Dinge sein, die Brigitte Smith zum Geburtstag bekommen hatte. Was damit passiert ist, lasse sich nicht mehr nachvollziehen. Petra Rosin verstehe aber, dass das eine emotionale Bedeutung habe.

Klärende Gespräche Rund 300 Beschwerden landen laut Qualitätsmanagement im Jahr auf ihrem Schreibtisch - bei etwa 43.000 stationären Patienten. Das meiste ließe sich im Gespräch klären. Sie habe immer ein offenes Ohr für die Betroffenen, manchmal könne sie auch Hilfe in Form von Seelsorgern, der Pflegeberatung oder ähnlichem an die Hand geben. Manchmal müsse sie aber auch prüfen, ob zum Beispiel organisatorisch etwas schief gelaufen sei und dies dann optimieren. Sprächen Patienten oder Angehörige von Behandlungsfehlern - was sehr selten vorkomme - gebe sie das an die Rechtsabteilung weiter. Die prüfe dann die Akte und übergebe sie gegebenenfalls an die Angehörigen oder Patienten. Im Zweifel könnten auch noch Gutachten eingeholt werden.

Pete Smith hat sie angeboten, noch einmal ein Gespräch mit der Ärztin und der Pflegeleitung zu führen. Damit seine Fragen für ihn nicht länger offen bleiben.

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