So modern ist Unterricht heute: Blomberger Schule macht's vor

Kreis Lippe/Blomberg. Kreidetafeln und Lehrer, die lange Monologe halten, waren gestern: Moderner Unterricht sieht heute ganz anders aus. Die Blomberger Sekundarschule hat der LZ einen Einblick gegeben, wie Digitalisierung und Differenzierung das Lernen verändert hat.

Deutschlehrerin Jenny Wolf betritt das Klassenzimmer. Sechstklässlerin Noemi (11) und ihre Mitschüler stehen auf und begrüßen sie im Chor mit einem &bdquo;Guten Morgen“. Alles so wie früher. Fast. Statt der Hefte, klappen die Kinder nun ihre Tablets auf. Vor jedem Schüler liegt ein QR-Code bereit. &bdquo;Den scannt ihr bitte und dann seht ihr einen Satz“, erklärt die Lehrerin die bevorstehende Aufgabe.

Schüler sind mit Tablet motivierter &bdquo;Gleich werden sie erfahren, wer in Not geraten ist...“, steht auf Noemis Bildschirm geschrieben. Um was für einen Erzähltrick handelt es sich? Die Elfjährige überlegt kurz und steuert dann entschlossen auf das Plakat &bdquo;Vorausdenker“ zu, das an einer der Wände im Klassenzimmer hängt. Und auch die anderen Schüler verteilen sich vor den weiteren Transparenten, auf denen beispielsweise &bdquo;Spannungswörter“ und &bdquo;anschauliche Objekte“ geschrieben steht. &bdquo;Ich stehe richtig“, sagt Noemi. Das konnte sie mit dem QR-Code auf dem Plakat sofort überprüfen. Solch eine &bdquo;Warm Up“-Aufgabe, wie die Lehrerin sie nennt, aktiviere die Schüler – vor allem durch die Bewegung.

Dann werden Zweierteams gebildet. Auf einem Arbeitsblatt sollen die Erzähltricks in der Geschichte gefunden werden. &bdquo;Einer schreibt, der andere trägt die Ergebnisse vor“, erklärt Jenny Wolf das weitere Vorgehen. Noemi und ihr Sitznachbar können sich nicht sofort einigen. Beide wollen schreiben. Geschrieben wird nämlich auf dem Tablet. Von denen hat die Schule übrigens 180 Stück zur Verfügung. Damit mache das Schreiben besonders viel Spaß, wie die Jungen und Mädchen berichten. Und auch die Lehrerin bestätigt: &bdquo;Die Schüler sind mit dem Tablet viel motivierter.“ Es schaffe einen ganz anderen Zugang.

Mischung aus digital und analog Aber nicht immer laufe der Deutschunterricht von Jenny Wolf, die auch zum Team der Digitalisierungsbeauftragten an der Schule gehört, so ab. &bdquo;Es ist häufig eine Mischung aus digital und analog“, erklärt sie. Heute aber ist digitaler Tag. Das bedeutet, dass die Medien in jedem Fach vermehrt zum Einsatz kommen. Jeden Monat gebe es einen solchen Tag für alle Jahrgänge, erklärt Schulleiterin Monika Precker. Dann lernen die Schüler auch mal von zuhause aus, schalten sich in Videokonferenzen zusammen und nutzen verschiedene Apps.

Wenn mit den digitalen Medien gearbeitet wird, sollen sie immer auch einen Mehrwert mit sich bringen, sagt die Schulleiterin. Im Deutschunterricht von Jenny Wolf ist der klar zu erkennen. Ein Vorteil ist die Zeitersparnis. Die Schüler schreiben ihre Ergebnisse gleichzeitig in die so genannte Taskcard auf dem Tablet, dort können sie sofort auch das Geschriebene ihrer Mitschüler sehen. Das Bild wird auf die Tafel, die heutzutage ein Whiteboard ist, projiziert. Die Schüler müssten also nicht mehr nacheinander ihre Lösungen an die Tafel schreiben, um sie von dort wieder abzuschreiben, erklärt Precker. Das Gesamtwerk sei sofort für alle gespeichert und könne in der nächsten Stunde wieder aufgerufen werden.

Digitalisierung erleichtert Kommunikation Einen weiteren Vorteil der Digitalisierung sieht die Schulleiterin unter anderem in der Kommunikation zwischen Eltern und Lehrern, die dadurch viel einfacher geworden sei. &bdquo;Die Klassenbücher sind schon seit einigen Jahren digital“, erzählt sie. Das heißt, Eltern können ihre Kinder beispielsweise digital krank melden. Väter und Mütter sehen dort etwa auch, wenn ihr Kind zu spät in den Unterricht gekommen ist.

Neben der Digitalisierung spielt an der Sekundarschule auch die Differenzierung eine wichtige Rolle. Schließlich können hier verschiedene Abschlüsse erreicht werden: Förderschule Lernen, Hauptschule sowie Realschule mit und ohne Q-Vermerk. In Klasse fünf und sechs lernen die Kinder mit und ohne Förderbedarf gemeinsam im Klassenverband – erst ab Klasse sieben wählen sie je nach Qualifikation entsprechende Grund- und Erweiterungskurse.

Schüler mit und ohne Förderbedarf lernen gemeinsam Doch wie funktioniert es, dass weder die schwächeren noch die stärkeren Schüler beim gemeinsamen Lernen untergehen? Alle arbeiten an einem gleichen Thema, erhalten aber verschiedene Aufgaben, erklärt die Schulleiterin. Im Deutschunterricht von Jenny Wolf sieht das bei den Erzähltricks beispielsweise so aus, dass sich Schüler, die Hilfe benötigen, eine Karte mit Tipps holen können. Schüler, denen die Aufgabe leicht fällt, können anschließend zur Expertenaufgabe greifen.

&bdquo;Es gibt auch verschiedene Klassenarbeiten“, führt die Schulleiterin weiter aus. Dabei können die Schüler selbst entscheiden, ob sie die leichteren oder die schwierigeren Aufgaben lösen möchten – entsprechend besser oder schlechter fällt dann auch die Benotung aus.

Selbstständiges Lernen fördern Selbst entscheiden können die Schüler außerdem im so genannten &bdquo; SegeL “-Unterricht – dabei handelt es sich um das selbstgesteuerte Lernen. Dann kommt der ganze Jahrgang zusammen und jeder Schüler sucht sich selbst aus, ob er in dieser Stunde Mathe, Englisch oder Deutsch bearbeiten möchte und geht in den entsprechenden Klassenraum. Dort ist jeweils ein Fachlehrer vertreten, der bei Bedarf Unterstützung leistet. Doch in erster Linie geht es darum, dass die Kinder selbstständig die Aufgaben ihres &bdquo; SegeL “-Plans lösen und sich untereinander helfen. Es fördere das selbstständige Arbeiten, die Konzentration und die Teamarbeit, so Precker .

Beim &bdquo; SegeLn “ gibt es noch einen weiteren Raum, der nur Platz für wenige Schüler bietet. Die kleine Gruppe wird von einer Sonderpädagogin und einer Fachkraft für multiprofessionelle Teams ( MPT ) betreut. Die Schüler können durch den &bdquo; SegeL “-Unterricht eigenverantwortlich entscheiden, wo sie etwa Förderung benötigen.

Praktische Aufgaben bereiten Freude In der Informatikstunde von Ralf Ziebold beschäftigen sich die Sechstklässler an diesem Tag mit einem Computerspiel. Eines, das sie selbst programmieren. Zunächst schauen sie sich dazu ein Erklärvideo an. Dann geht es für Noemi und ihre Mitschüler an die Computer. Mit &bdquo;Scratch“, einer Vorstufe der Programmiersprache Java, lernen sie spielerisch mit Algorithmen umzugehen, die die Grundlage für Computerprogramme bilden. Schnell wird deutlich, das praktische Lernen macht ihnen Spaß.

Praktisch geht es auch im Musikunterricht zu. Anne Engelbert-Riepe , Kantorin der Martin-Luther-Kirche in Blomberg, ist zu Gast und hat einen Baukasten dabei. Heute wird eine kleine Orgel zusammengebaut. Bei praktischen Aufgaben könnten oftmals auch die sonst schwächeren Schüler glänzen, erklärt Sonderpädagogin Heike Kronemeyer . Und eines wird hier im Unterricht deutlich, ob mit oder ohne Förderbedarf, die Kinder sind mit Freude dabei und haben Spaß am gemeinsamen Lernen.

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