Wie zwei Fachärzte einem Detmolder (86) wieder Schaufensterbummel ermöglichen

Kreis Lippe. &bdquo;Schaufensterkrankheit“ ist ein eigentümlicher Name für eine Krankheit. Sie heißt so, &bdquo;weil bei Betroffenen wegen einer massiven Durchblutungsstörung der Beinschlagader oft nach wenigen Metern Schmerzen in den Beinen auftreten, er oder sie nicht mehr weitergehen können, warten - und eben die Schaufenster betrachten“, erklärt Oberarzt Dr. Dirk-Udo Härtel, der Leitende Arzt der Angiologie. (Dieses Teilgebiet der Inneren Medizin befasst sich mit Erkrankungen der Arterien, Venen und Lymphgefäße.) Rudolf Werner ist einer seiner Patienten. Nun haben Dr. Härtel und der Oberarzt der Gefäßchirurgie, Dr. Marcus Pause, ihm gemeinsam geholfen, damit er an den Schaufenstern vorbeigehen kann.

&bdquo;Ich schaffe nun wieder 300 Meter ohne Schmerzen“, sagt der 86-jährige Detmolder dankbar nach dem Eingriff, den die beiden Ärzte als ein gutes Beispiel dafür sehen, dass es oft sinnvoll ist, &bdquo;über Klinikgrenzen hinwegzuspringen.“ Härtel, ist Angiologe und &bdquo;schneidet normalerweise nicht“, wie er selbst sagt. Dies ist eher das Metier Pauses, dem Gefäßchirurgen mit Kliniksitz in Lemgo. Beide Mediziner haben nun gezeigt, &bdquo;dass Fachbereiche immer mehr verschmelzen.“

&bdquo;Maximal schonendes Verfahren“ Härtel behandelt Rudolf Werner nun schon fast 30 Jahre, ein Eingriff war nun nötig. &bdquo;Bei einem Patienten seines Alters muss immer ein maximal schonendes Verfahren angewandt werden“, sagt Härtel. Werner klagte über Ruheschmerzen, ein Spaziergang war nicht mehr möglich. Er leidet zudem an einer koronaren Herzkrankheit - die Herzkranzgefäße, die den Herzmuskel mit sauerstoffreichem Blut versorgen, sind bei dem 86-Jährigen stark verkalkt. Dies gilt auch für die Arterie an der Leiste, sodass Dirk-Udo Härtel dort keinen Stent (ein Drahtgeflecht, das in die Gefäße eingesetzt wird und diese öffnet und offenhält) einsetzen konnte. Zusätzlich war auch noch die Arterie im Kniegelenk des Patienten hochgradig vereng .

Also beratschlagte Dirk-Udo Härtel sich mit Marcus Pause. Der Gefäßchirurg legte die Leiste Rudolf Werners frei - entfernte also den Kalk, &bdquo;der hart wie eine Tischplatte ist“, veranschaulicht Pause. Im Ergebnis konnte somit Härtel die Verengung mithilfe eines Ballonkatheters im Kniegelenkbereich im gleichen Eingriff &bdquo;optimal versorgen“.

Diagnose und OP gleichzeitig Pause verschloss den Schnitt im Anschluss wieder. Die gesamte Operation wurde im Hybid-OP-Saal durchgeführt; dieser ist mit einer beweglichen Röntgenanlage ausgestattet, sodass gleichzeitig diagnostiziert und operiert werden kann.

&bdquo;Es wird die Zukunft sein, dass klassische chirurgische Fächer mit minimal invasiv arbeitenden wie der Angiologie zusammenarbeiten“, resümiert Härtel. Und sein Kollege Pause ergänzt: &bdquo;Dadurch können wir Patienten statt größerer Eingriffe kleinere, wenig belastende anbieten.“ Per Zoom-Konferenz zwischen Detmold und Lemgo beraten sie regelmäßig über Patienten, denen sie möglicherweise gemeinsam helfen können.

Rudolf Werner jedenfalls ist Härtel &bdquo;und dem ganzen Team“ dankbar. Er hatte die Klinik nach zwei Nächten schon wieder verlassen dürfen. Wenn er jetzt vor einem Schaufenster stehen bleibt, dann deswegen, weil ihn die Ware interessiert.

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