Lippische Landes-Zeitung: Nachrichten aus Lippe, OWL und der Welt

Moderne Medizin

Innovationskraft: Klinikum Lippe setzt „Meilenstein in der Krebs-Chirurgie“

Kreis Lippe. Im Kampf gegen eine schwere Leberschädigung und später Leberkrebs hat Annegret H. eine beispiellose medizinische Herausforderung gemeistert. Das Klinikum Lippe zeigt nach eigener Ansicht mit §diesem Erfolg eindrucksvoll, wie moderne Medizin auch bei komplexen Fällen lebensverändernd wirken kann“.

„Als Annegret H. im Jahr 2015 mit einer schweren Leberschädigung in das Klinikum Lippe kam, war ihr Zustand lebensbedrohlich. Gelb gefärbte Haut, aufgetriebener Bauch, eine gestörte Blutgerinnung – sie stand kurz vor einem Multiorganversagen. Die Diagnose: Leberzirrhose im Endstadium. Es folgten Tage auf der Intensivstation, Transfusionen und Antibiotika-Therapie. Damals sprach niemand von einer Zukunft, denn die Leber – ein lebenswichtiges Organ – war so schwer erkrankt, dass die Prognose lautete: kritisch, vielleicht sogar aussichtslos“, schildert das Klinikum.

Diagnose Leberkrebs

Doch die Detmolderin habe sich damit nicht abfinden wollen. Sie habe ihre Gewohnheiten umgestellt und sich langsam zurück ins Leben gekämpft. Im Jahr 2025 sei mit der Diagnose Leberkrebs für Annegret H. der nächste Schicksalsschlag gekommen. „Bei einer Routineuntersuchung fanden die Ärzte ein sogenanntes hepatozelluläres Karzinom, einen häufig vorkommenden und bösartigen Lebertumor. Die Sorge war zunächst groß“, erklärt die Klinik. Und für Annegret H. habe sich die Frage gestellt, ob ihre Leber mit der bestehenden Vorschädigung eine Operation verkraften würde.

Die Universitätsklinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie am Klinikum Lippe hat Annegret H. die Möglichkeit einer robotisch-assistierten Operation angeboten. „Das Team um Klinikdirektor Univ.-Prof. Dr. Jens Höppner und Oberarzt Dr. Zsolt Madarasz empfiehlt ein schonendes Verfahren, das selbst bei vorgeschädigtem Lebergewebe eine präzise Entfernung des Tumors erlaubt. Dank 3D-Kamera und millimetergenauer Instrumente gelingt es den Chirurgen, das kranke Gewebe vollständig zu entfernen – minimalinvasiv, ohne Komplikationen“, erklärt das Klinikum. Die Patientin haber sich schnell erholt. Bereits kurz nach der Operation habe sie wieder auf eigenen Beinen gestanden und nach wenigen Tagen das Krankenhaus verlassen.

Bedeutender Fortschritt

„Die robotisch-assistierte Leberteilresektion bei einer Patientin mit einer so komplexen medizinischen Vorgeschichte markiert einen bedeutenden Fortschritt in der chirurgischen Versorgung am Klinikum Lippe. Erstmals konnte ein solcher Eingriff hier vollständig minimalinvasiv mithilfe robotischer Technik durchgeführt werden – präzise, schonend und komplikationsfrei“, sagt Dr. Zsolt Madarasz heute, drei Wochen nach der Operation.

Für Annegret H. ist dieser Eingriff nicht nur Teil einer erfolgreichen Krebstherapie, sondern auch ein wichtiger persönlicher Wendepunkt. „Ich hätte nie gedacht, dass mein Körper das noch schafft“, sagt sie heute. „Aber ich bin den Menschen, die mich operiert haben, dankbar. Und ich bin dankbar für die zweite Chance, die ich bekommen habe.“

Die Leber ist ein Organ mit vielen Aufgaben

Die Leber ist eines der größten und wichtigsten Organe des menschlichen Körpers. Sie übernimmt zentrale Aufgaben im Stoffwechsel, entgiftet den Körper, produziert lebenswichtige Eiweiße und speichert Nährstoffe. Gleichzeitig reguliert sie den Hormonhaushalt und spielt eine entscheidende Rolle im Immunsystem.

„Trotz ihrer hohen Regenerationsfähigkeit kann die Leber durch chronische Erkrankungen wie Hepatitis, Fettleber oder langfristigen Alkoholkonsum dauerhaft geschädigt werden“, erklärt das Klinikum in einer Mitteilung. „Solche Vorerkrankungen können das Risiko für Leberkrebs deutlich erhöhen.“

Der häufigste bösartige Tumor der Leber sei das hepatozelluläre Karzinom (HCC). Es entstehe meist in Folge einer bereits bestehenden Lebererkrankung, insbesondere einer Leberzirrhose. Zu den Risikofaktoren zählten chronische Virusinfektionen (Hepatitis B und C), Alkoholmissbrauch, starkes Übergewicht und Stoffwechselerkrankungen. Leberkrebs bleibe in frühen Stadien oft unbemerkt, da Beschwerden meist erst spät auftreten. Typische Symptome können sein: ungewollter Gewichtsverlust, Oberbauchschmerzen, Appetitlosigkeit oder eine Gelbfärbung der Haut (Ikterus).

„Die Behandlungsmöglichkeiten hängen vom Stadium der Erkrankung und dem Allgemeinzustand der Leber ab“, schildern die Mediziner. Innovative Verfahren wie die robotisch-assistierte Leberchirurgie ermöglichten heute selbst bei komplexen Diagnosen eine präzise, minimalinvasive Entfernung von Tumorgewebe – mit dem Ziel, möglichst viel gesundes Lebergewebe zu erhalten.

Leberchirurgie am Klinikum Lippe

In der Universitätsklinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie erfolge die spezialisierte operative Behandlung aller Organe des Verdauungstrakts – von Speiseröhre, Magen und Darm bis hin zu Leber, Gallenwegen und Bauchspeicheldrüse. Ein besonderer Schwerpunkt liege auf der chirurgischen und multidisziplinären Therapie von Krebserkrankungen, einschließlich der Entfernung von Primärtumoren und Metastasen – vielfach in schonender, robotisch-assistierter Technik.

Copyright © Lippische Landes-Zeitung 2025
Inhalte von lz.de sind urheberrechtlich geschützt.
Weiterverwendung nur mit Genehmigung der Chefredaktion.

Kommunalwahl-Abo

Angebot zur Kommunalwahl

5 Wochen Lippische Landes-Zeitung lesen -
gedruckt UND digital!

Jetzt bestellen
Kommunalwahl-Abo