Kreis Lippe. Seit 20 Jahren kümmert sich der Bevölkerungsschutz des Kreises Lippe um das Wohl der Menschen in Lippe. Im Herbst 2003 hatte der Kreis den damaligen Regiebetrieb aus der Taufe gehoben.
Ein neues, ganzheitliches Konzept sollte es sein: Im November 2002 beschloss der Kreistag, die Verantwortung für die Leitstelle entsprechend der gesetzlichen Zuständigkeit unmittelbar beim Kreis Lippe anzusiedeln und die dafür erforderlichen baulichen Voraussetzungen am Feuerwehrausbildungszentrum in Lemgo zu schaffen, erinnert der Kreis Lippe in einer Pressemitteilung an die Anfänge.
Viele Jahre mit vielen Veränderungen
„Ein Jahr später, im September 2003, war es soweit: Nachdem die Leitstelle knapp 27 Jahre von der Feuerwache der Stadt Detmold am Gelskamp betrieben worden war, übernahm der Kreis Lippe die Kreisleitstelle wieder in eigener Verantwortung.“
Auch die Aufgaben zum Betrieb des Rettungsdienstes, des Katastrophen- und Feuerschutzes, der überörtlichen Einrichtung des Feuerschutzes, der Aus- und Fortbildung sowie die zentrale Beschaffung für die lippischen Feuerwehren seien zusammengeführt worden, heißt es weiter. Der Regiebetrieb Bevölkerungsschutz sei am 1. September 2003 aus der Taufe gehoben worden.
Am 24. Mai 2004 ging nach Angaben der Kreisverwaltung um 9.27 Uhr der erste Notruf über die 112 in der neuen Feuerschutz- und Rettungsleitstelle des Kreises Lippe am Feuerwehrausbildungszentrum ein.

Ebenfalls im Jahr 2004 habe die neue Brandsimulationsanlage ihren Betrieb aufgenommen. Hier können die freiwilligen und hauptamtlichen Feuerwehrleute in Lippe sowie alle Institutionen, die mit Aufgaben rund um den Bevölkerungsschutz betraut sind, quasi im „Echteinsatz“ das Löschen, Retten und Bergen von Personen, das Anleitern, Einsteigen und das Abseilen an Gebäuden üben.
Digitale Alarmierung seit 2009
Im April 2009 fiel der Startschuss für die digitale Alarmierung. Erfolgte diese bisher im Kreis Lippe analog, so wurden die Einsatzkräfte der Feuerwehr, des Rettungsdienstes und der Hilfsorganisationen nun per Express-Alarmierung digital herbeigerufen.
Am selben Tag weihte der Kreis auch die neuen Bauten am Feuerwehrausbildungszentrum ein: Ein neuer Schlauchturm, eine Schlauchwäsche, eine große Fahrzeughalle und ein modernes Schulungsgebäude „bieten beste Voraussetzungen für einen gut aufgestellten Bevölkerungsschutz im Kreisgebiet“, wie es in der Pressemitteilung heißt.
Im Bevölkerungsschutz ist jeder Tag anders, auch das ganze „Drumherum“ wächst und verändert sich stetig. „Vor 20 Jahren galt es, erst einmal die Strukturen eines Bevölkerungsschutzes aufzubauen – sowohl personell als auch technisch und strategisch“, erklärt Landrat Dr. Axel Lehmann. „Die Jahrhunderflut an der Elbe im Jahr 2002, später die Auswirkungen von 9/11 oder der Love Parade-Tragödie in Duisburg haben bundesweit zum Umdenken geführt und dem Bevölkerungsschutz eine höhere Bedeutung beigemessen. Der Aufbau von professionellen Krisenstäben war eine Folge daraus.“
Vernetzte Leitstellen
Im Jahr 2014 vernetzten die Kreise Höxter, Lippe und Paderborn ihre Leitstellen und gehörten damit zu den ersten in NRW. Die Vernetzung funktioniert nach dem Prinzip „Einer für alle, alle für einen“: Fällt zum Beispiel eine Leitstelle aus oder ist der Notruf überlastet, springen die Partnerkreise ein. Der Bürger, der die 112 wählt, merkt davon nichts.
Die Coronapandemie stellte im Jahr 2020 alles bisher Dagewesene auf den Kopf, habe aber gleichzeitig bewiesen, dass Bevölkerungsschutz in Lippe funktioniere. Aus dem Feuerwehrausbildungszentrum wurde ein Krisenzentrum, in dem die Fäden zusammen laufen. Innerhalb kürzester Zeit wurden in Lippe ein Diagnostikzentrum, später sogar ein ganzes Impfzentrum aufgebaut und betrieben.
Als eine Reha-Klinik in Bad Meinberg evakuiert werden musste, weil die Coronazahl unter Patienten und Belegschaft explodierte, hatten die Mitarbeiter des Bevölkerungsschutzes den Hut auf. Auch beim kurzfristigen Aufbau einer Flüchtlingsunterkunft im Jahr 2022 in den Bad Salzufler Messehallen waren sie zur Stelle und packten an, wo es nötig ist.
Ein Blick nach vorne
„Wie auch die vergangenen 20 Jahre wird sich in den kommenden 20 Jahren ständig etwas bewegen. Die nicht polizeiliche Gefahrenabwehr wird wachsen“, weiß Meinolf Haase, seit 20 Jahren Leiter des Bevölkerungsschutzes. „Landes- und bundesweit ist besonders nach Ausbruch des Krieges in der Ukraine sehr viel in Bewegung, was den Zivil- und Katastrophenschutz angeht. Sirenen werden aufgerüstet, die nach Ende des Kalten Krieges abgebaut worden waren. Der Bevölkerungsschutz wird in seiner Bedeutung für die Menschen weiter wachsen“, unterstreicht er.