Wetter-Apps zeigen „Alarmstufe: Rot“ für Lippe - was steckt dahinter?

Kreis Lippe. Nicht wenige Lipper haben sich in den vergangenen Tagen beim Blick auf ihr Smartphone verdutzt die Augen gerieben - oder vielmehr die Nase gerümpft: Die Wetter-Apps, teilweise von den Herstellern vorinstalliert, bewerteten die Luftqualität in einem breiten 50-Kilometer-Gürtel rings um Detmold als &bdquo;schlecht“. Signalfarbe: rot! Darunter kommt nur noch &bdquo;sehr schlecht“. Das Umweltbundesamt empfiehlt empfindlichen Menschen, körperliche Anstrengungen im Freien zu vermeiden. Smog-Alarm? Was war da los?

Wilhelm Deitermann, Pressesprecher im Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (LANUV) Nordrhein-Westfalen, bringt es mit einem Wort auf den Punkt: &bdquo;Inversionswetterlage“. Was das ist, weiß der lippische Naturfilmer, -fotograf und Wetterexperte Robin Jähne : Gerade im Winter komme es häufiger vor, dass die Luft Richtung Boden kälter ist als in den höheren Schichten. &bdquo;Dann kommt es zu einem Luftstau, quasi wie unter einem Topfdeckel. Der Luftaustausch wird massiv verhindert.“

&bdquo;Great Smog“ in London forderte Tausende Tote Der Rest ist zumindest teils menschengemacht: Diesel-Fahrzeuge, private Holzöfen, Müllverbrennungsanlagen und Kraftwerke pusten wie sonst auch kleine Partikel in die Luft. Doch die verteilen sich unter der Dunstglocke deutlich langsamer und schwieriger, als wenn die Luftschichten kräftig zirkulieren. Ein Phänomen, das beim &bdquo;Great Smog“ 1952 übrigens Tausende Menschen in London das Leben kostete.

Die gute Nachricht: So schlimm wird es 2024 nicht kommen. Und schon gar nicht in Lippe, wie LANUV-Sprecher Deitermann betont. Nicht umsonst gibt es im Kreis Lippe keine einzige Messstelle der Behörde mehr, die wie andernorts stündlich Dioxid-, Ozon- und Feinstaubwerte liefert. Der Grund: Weder Verkehr noch Industrie sind in Lippe so ausgeprägt, als das eine Überschreitung der Gefahrenwerte drohe, so Deitermann.

In Paderborn (mit vier Messstellen wegen Verkehrs) und Bielefeld (sieben Messstellen) sieht das dann schon anders aus. So sei auch die Situation &bdquo;glücklicherweise“ (Deitermann) nicht mit den 1980er Jahren vergleichbar, wo Filter in Schornsteinen und Autos fehlten, sodass regelmäßig Smog-Alarm herrschte.

Genaue Daten der Wetter-Apps sind nicht bekannt Zurück zum Hier und Jetzt: Dass vom LANUV keine Warnung komme, die Wetter-Apps aber die Signalfarbe Rot ausspucken, führe im Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz regelmäßig zu Nachfragen ob der Luftqualität. &bdquo;Wie genau die Wetter-Apps zu ihrer Einschätzung kommen, wissen wir aber nicht.“

Deitermann weiter: &bdquo;Wir vermuten nur, dass die von uns offen zur Verfügung gestellten Messdaten nur ein Baustein von vielen sind.“ Dazu komme, dass die Grenzwerte, die die Weltgesundheitsorganisation (WHO) anlege, strenger seien als die Grenzwerte der Europäischen Union (EU), mit denen das LANUV arbeite.

Lipperland begünstigt die Inversionswetterlage Gleichwohl hält zumindest Robin Jähne die App-Warnung, die beispielsweise auf der Social-Media-Plattform &bdquo;Reddit“ rauf und runter diskutiert wurde, nicht für falsch. &bdquo;Nur muss jeder für sich selbst einschätzen, was sie für ihn bedeutet“, betont der Natur- und Wetterfachmann. Wer etwa an einer Lungenvorerkrankung leide, könne Feinstaub und Stickstoffdioxide durchaus unangenehm zu spüren bekommen.

Zumal das Lipperland topografisch die Inversionswetterlage sogar ein bisschen begünstige, erklärt Jähne mit Blick auf eine Landkarte. Stelle man sich den Kreis Lippe wie einen in Richtung Herford und Bielefeld geöffneten Sack vor, grenzten ihn Teutoburger Wald und Eggegebirge im Süden und das Weserbergland im Norden ein. &bdquo;Mit dem Stuttgarter Kessel ist das natürlich nicht vergleichbar“, beruhigt Jähne.

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