So viel ist der Golddukat aus Lippe einem Bieter wert

Kreis Lippe/ Berlin. Mit ein paar Minuten Verzögerung hieß es &bdquo;Zum Ersten, zum Zweiten und zum Dritten“: Am Donnerstag haben sich Münzliebhaber im Auktionssaal der weltweit größten Münzenmesse in Berlin eingefunden. Auch auf der Liste: Ein seltener Golddukat des Grafen Simon Heinrich zur Lippe.

Gespannt und neugierig, ob eine solche Auktion denn auch so abläuft wie im Film, logge ich mich über den PC bei der Auktion ein. Denn Mitbieten geht nicht nur im Saal, sondern auch per Telefon und über das Internet. Meinen Kreditrahmen hat das Auktionshaus Künker auf Null gesetzt, nicht, dass ich aus Versehen doch noch für zig Tausende Euro eine Münze ersteigere.

Der Saal ist gut gefüllt, Telefone und Internet scharf geschaltet. Und wirklich, es geht hin und her zwischen den Bietern. &bdquo;Jetzt die Nummer zehn, steht hier mit viertausend zum Ausruf“, sagt Auktionator Ulrich Künker, Geschäftsführer des Auktionshauses. Schätzpreis: 5000 Euro, ein Reichstaler von 1655. Geboten werden 7000 Euro, 7500. &bdquo;Darf ich das Zuschlagen?“ Darf er nicht, es geht weiter. 7750, 8000 Euro. &bdquo;Zum Ersten, zum Zweiten und 8000 zum Dritten.“ Zum Großteil läuft alles auf Deutsch ab, aber auch auf Englisch, ist ja schließlich international.

Simon Heinrich mit barocken Locken Bis die lippischen Münzen kommen, dauert es noch ein wenig, die beginnen erst mit der Losnummer 162. Am interessantesten - und wertvollsten - die 163: Der vierfache Golddukat des Grafen Simon Heinrich von 1685. Schätzwert: 60.000 Euro. &bdquo;Von allergrößter Seltenheit“ sei dieser laut Auktionskatalog, ein &bdquo;sehr attraktives Exemplar“.

Auf der Vorderseite Graf Simon Heinrich mit römischem Feldherrnmantel und barocker Lockenpracht, auf der Rückseite das Wappen des Grafen zur Lippe mit dem Stammwappen, der roten Rose, und dem Stern für die Grafschaft Schwalenberg, darüber die &bdquo;Alte Grafenkrone“, flankiert von zwei Löwen als Schildhalter und der lateinischen Inschrift mit dem Motto des Herrschers: Weder unbesonnen noch furchtsam. Der vierfache Dukat ist in dem Werk von Heinrich Ihl/Arnold Schwede als eine von nur zwei bekannten Münzen dieser Art verzeichnet.

Alles andere als enttäuschend Die Spannung steigt, nun ist es soweit: Dr. Andreas Kaiser, ebenfalls Geschäftsführer des Auktionshauses Künker, ruft das gute Stück auf, &bdquo;so etwas gibt es ganz selten in der deutschen Numismatik“. Mit 55.000 Euro geht es los. Aber besonders gefragt ist das goldglänzende Stück nicht, ein weiteres Gebot von einem Bieter am Telefon über 57.500 Euro, dann ist auch schon Schluss. Dabei hatten Experten vermutet, das Objekt aus Lippe könne glatt eine sechsstellige Summe erzielen. Nix da. Und ja, ein wenig enttäuscht bin ich am Ende schon. Nun gut, hat der Mensch am Telefon halt Glück gehabt.

Doch Firmengründer Fritz Rudolf Künker ist alles andere als enttäuscht und ordnet das Ergebnis ein: &bdquo;Vor gar nicht langer Zeit ist diese Münze für 51.500 Euro versteigert worden.“ Damit habe sie nun immerhin etwas mehr eingebracht. &bdquo;Und knapp 60.000 Euro ist auch schon eine Menge Geld für eine solche Münze.“ Liegt der reine Materialwert doch bei unter 1000 Euro. Recht hat er ja. Im Übrigen: Der Dukat kommt laut Künker in die Nähe seiner lippischen Heimat zurück. Und die Ostwestfalen an sich und der Lipper im Besonderen sei ja durchaus für seine Umsicht in puncto Geld bekannt.

Vier &bdquo;Lipper“ unterm Hammer Und noch drei weitere Münzen aus Lippe werden an diesem Tag versteigert. Alle bleiben unter dem Schätzwert. Der Doppelte Reichstaler des Grafen Simon Heinrich von 1672 hat laut Beschreibung eine &bdquo;feine Patina“, Schätzpreis: 25.000 Euro. Am Ende soll er 22.000 Euro bringen.

Einen Schätzpreis von 20.000 Euro hat der ebenfalls Doppelte Reichstaler von 1685, laut Katalog mit einer &bdquo;hübschen Patina“. Unter den Hammer kommt er für 18.500 Euro. Auch mit 20.000 Euro taxiert ist der Goldene Dukat des Grafen Simon August von 1767 mit &bdquo;vorzüglichem Stempelglanz“. Er wird für 18.000 Euro versteigert.

Ein Auktionator muss alles im Blick haben Während der gesamten Auktion - und es geht teilweise wirklich schnell hin und her - frage ich mich: Wie schafft es ein Auktionator, sowohl die Bieter im Saal als auch Telefone und Internet im Auge zu behalten? &bdquo;Im Regelfall wechseln sich unsere Auktionatoren nach verschiedenen Gebieten ab“, erklärt Julia Kröner, Leiterin der Öffentlichkeitsarbeit des Auktionshauses. Denn es sei &bdquo;wahnsinnig anstrengend, alles im Auge zu behalten. Man muss vollkommen konzentriert bleiben“.

Der Auktionator hat laut Fritz Rudolf Künker Bildschirme vor sich, auf denen er auch die Internet- und Telefon-Bieter im Auge behalten kann, zudem ertöne bei einem Online-Gebot ein Ton. &bdquo;Eine große Hilfe sind auch die Assistenten, die rechts und links des Auktionators sitzen und das Geschehen sozusagen überwachen.“ Apropos: Nur, weil das Telefon Nummer drei 15 Mal einen Zuschlag bekommt, gehen nicht alle 15 Münzen an denselben Bieter. Will man per Telefon mitbieten, muss man sich vorher für eine Losnummer anmelden.

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