7 Tipps: So gehen Lipper richtig mit Zecken um

Kreis Lippe. Die Sonne scheint, die frische Luft ruft nach draußen. Egal ob in den Garten oder zu einem Spaziergang in Park und Co. Doch im hohen Gras warten kleine achtbeinige Gesellen. Und zwar nicht nur auf Hund und Katz, auch das Blut der Zweibeiner nehmen sie gern: die Zecken. Tierchen, die beim bloßen Gedanken bei vielen Menschen Unbehagen auslösen. Schließlich sind sie als Überträger verschiedener Krankheiten bekannt - am bekanntesten sicherlich Borreliose, die durch Bakterien übertragen wird, und die durch Viren verursachte Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME).

Wichtig: Zügig nach Zecken absuchen Wichtig sei, die Zecke so schnell wie möglich zu entfernen, betont Dr. Jens Grothues, Vorsitzender des Hausärzteverbands Westfalen-Lippe, Bezirk Ost (Regierungsbezirk Detmold). &bdquo;Borreliose braucht Zeit. Erst nach zwölf bis 20 Stunden wird sie von einer Zecke, die zugestochen hat, übertragen.“ Außerdem setze eine Zecke sich nicht sofort fest, sondern suche erst nach einer geeigneten Stichstelle.

Heißt also: &bdquo;Wer die Zecke direkt nach dem Waldspaziergang findet und entfernt, braucht sich wegen Borreliose keine Sorgen machen. Da ist noch nichts passiert.“ Eine vorbeugende Impfung gebe es aufgrund zahlreicher verschiedener Borrelien-Stämme nicht.

Anders sieht das bei FSME aus. Hier könne eine Übertragung sofort nach dem Stich erfolgen. &bdquo;Die breitet sich aus, ist in unserer Region aber noch selten“, weiß Grothues . Gegen FSME gibt es - im Gegensatz zur Borreliose - eine Impfung. Eine Karte der Risikogebiete gibt es zum Beispiel auf der Internetseite des Robert-Koch-Instituts ( www.rki.de ). Aber auch in Osteuropa oder Südschweden sei die Krankheit verbreitet. Deshalb empfiehlt er, sich vor jeder Reise gut über dort bekannte Krankheiten und mögliche Impfungen zu informieren - auch abseits vom Zeckenbiss.

Zecken richtig entfernen Egal ob Zeckenzange, -haken oder -karte aus der Apotheke oder unterwegs die Fingernägel: Die festgebissene Zecke muss zügig raus - und das kann jeder selbst, weiß der Mediziner. &bdquo;Dabei ist es auch nicht schlimm, wenn etwas von der Zecke drin bleibt.“ Der Kopf sollte nach Möglichkeit schon entfernt werden. Wenn etwas von der Zecke bleibe, seien es meist kleine Widerhaken der Beinchen. Aber auch dann: &bdquo;Keine Panik. Ja, das kann sich entzünden“, für eine Übertragung mit FSME oder Borreliose sei es aber kein zusätzliches Risiko.

&bdquo;Beim Entfernen die Zecke sanft anheben und drehen“, rät Grothues, &bdquo;und dann den Druck beziehungsweise Zug erhöhen.“ So löse sich das Tier und könne meist rückstandslos entfernt werden. Wichtig sei, nicht mit Kleber oder sonstigen &bdquo;Hausmitteln“ dran zu gehen.

Sich richtig schützen Dabei komme es immer drauf an, was man vorhabe, sagt der Arzt. In der Apotheke sind verschiedene Sprays und Mittel erhältlich. &bdquo;Wenn ich stundenlang wandern gehen, kann so was zusätzlich hilfreich sein“, der Schutz ist aber zeitlich begrenzt. Ansonsten gilt: helle Kleidung, um die Krabbeltiere zu erkennen, lange Ärmel und Hosen, Strümpfe über die Hosenbeine ziehen, damit sie nicht hineinkrabbeln.

Und: Nach dem Aufenthalt im Freien den Körper sofort gründlich nach Zecken absuchen.

Wo Zecken sich verstecken Die in Deutschland häufigsten Zecken - der gemeine Holzbock - kommt laut Robert-Koch-Institut (RKI) praktisch überall vor, wo es Pflanzen gibt, also auch in Gärten oder Parks. Die Zecke klettere auf eine exponierte Stelle, etwa einen Grashalm, ein Gebüsch oder herumliegendes Holz. Kommt dann ein Tier oder ein Mensch vorbei, werde die Zecke bei Kontakt abgestreift und halte sich fest. Meist warteten sie in einer Höhe von weniger als einem Meter, häufig sogar nur zwischen zehn und 50 Zentimeter über dem Boden. Es gibt Arten wie die Auwald-, Relikt- und Hyalommazecke, die aktiv auf den Menschen zukrabbeln. Aber: Zecken fallen nicht von Bäumen und können auch nicht springen.

Die Spinnentiere saugen je nach Stadium mehrere Tage das Blut ihrer Wirte (Larve: zwei bis vier Tage, Nymphe: drei bis fünf Tage, Adulte: sechs bis acht Tage). Während dieser Zeit sind sie immer in Gefahr, entdeckt zu werden, weshalb sie sich geschützte Stellen aussuchen. Beim Menschen stechen Zecken laut RKI am Kopf (Haaransatz, Ohren), Hals, Achseln, Ellenbeuge, Bauchnabel, Genitalbereich oder Kniekehle. Aber auch unter dem Uhrenarmband oder im Hüftbereich, wo Kleidung eng anliegt. Eine Zecke suche bis zu einer Stunde auf dem Körper nach der richtigen Stichstelle.

Krankheitssymptome ernst nehmen &bdquo;Eine Borreliose kann auch erst Tage oder sogar Wochen nach dem Zeckenbiss auftreten“, weiß Hausarzt Dr. Jens Grothues. Typisch sei eine langsame Rötung, ein Fleck, der größer werde, zum Teil in der Mitte heller. &bdquo;Wir nennen das Schießscheiben-Exanthem“, eben weil die Entzündung einer solchen gleiche. Häufig ohne zu jucken oder zu schmerzen. Behandelt werde es mit einem Antibiotikum. Das schütze auch vor langfristigen Folgen einer Borreliose.

&bdquo;Das erste Stadium ist die Hautentzündung, im zweiten Stadium können Organkrankheiten folgen“, erklärt der Mediziner. Etwa Herzentzündungen, Gelenkrheuma oder Hirnhautentzündungen. Eine vorbeugende Impfung gebe es derzeit nicht. &bdquo;Wir gehen davon aus, dass etwa 30 Prozent der Zecken mit Borrelien belastet sind.“ Laut RKI sei nur bei 0,3 bis 1,4 Prozent der Zeckenstiche mit Krankheitssymptomen zu rechnen.

Mit dem FSME-Virus seien selbst in den Risikogebieten Deutschlands nur wenige Zecken infiziert, zwischen 0,1 und fünf Prozent. Viele FSME-Infektionen verliefen zudem ohne sichtbare oder mit milden Symptomen. Meist verlaufe sie in zwei Phasen: Zuerst mit grippeähnlichen Symptomen wie hohem Fieber und Gliederschmerzen. Bei etwa der Hälfte komme es zu einer zweiten Erkrankungsphase mit einer Hirnhautentzündung im Vordergrund. Die Inkubationszeit beträgt durchschnittlich sieben bis 14 Tage, in Einzelfällen bis zu 28 Tage. Gegen FSME gibt es eine Impfung.

Andere durch Zecken übertragbare Erkrankungen seien beim Menschen extrem selten, etwa Babesiose mit Fieber, Kopfschmerzen, Muskel- und Gelenkschmerzen, die humane granulozytäre Anaplasmose oder verschiedene Rickettsiosen.

Zecken untersuchen lassen Das Salzufler Labor Krone führt immer häufiger Untersuchungen von Zecken durch, wie Prof. Dr. Carsten Tiemann, Leiter Molekulare Diagnostik, sagt. Über das Portal &bdquo; Zeckcheck.de “ kann eine solche Analyse in Auftrag gegeben werden. Entweder wird nur nach Borrelien gesucht oder nach Borrelien, FSME-Erregern sowie sechs weiteren. Die Zecke wird auf das Auftragsformular geklebt, per Post ins Labor geschickt und das Ergebnis werde wenige Tage später per E-Mail mitgeteilt. Auch eine Pool-Testung mit bis zu fünf Zecken sei möglich. &bdquo;Grundsätzlich können die Erreger über einen langen Zeitraum in der Zecke nachgewiesen werden, es ist jedoch wenig sinnvoll, eine - auch tote - Zecke vor der Analytik mehrere Wochen zu lagern.“

Allerdings: &bdquo;Ob ich mich mit Borreliose infiziert habe, weiß ich dann nicht“, mahnt Dr. Jens Grothues. Schließlich brauche die Zecke mindestens zwölf Stunden, um diese zu übertragen.

Verschiedene Zeckenarten Das am häufigsten vorkommende Exemplar bei uns ist der gemeine Holzbock, die Auwaldzecken befallen laut RKI nur selten den Menschen und Reliktzecken seien in Deutschland allgemein selten. Hyalommazecken gibt es selten auch in Deutschland, sie kommen aber vor allem in Teilen Asiens und Afrikas sowie in einigen Regionen Südosteuropas vor. Die Tiere sind etwa doppelt so groß wie der gemeine Holzbock.

Zecken sind etwa ab acht Grad Celsius aktiv und das ganze Jahr über zu finden.

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