Klinikum Lemgo: Gutachter empfiehlt ambulante und stationäre Versorgung unter einem Dach

Kreis Lippe. Für den Standort Lemgo des Klinikums Lippe liegen vier Zukunftsszenarien der Unternehmensberatung Roland Berger auf dem Tisch. Sie favorisiert, aus dem Haus ein &bdquo;Level-1i-Krankenhaus“ zu machen, das sowohl ambulante als auch Krankenhausversorgung unter einem Dach anbietet.Dort nichts zu verändern, habe hohe Investitionskosten und ein &bdquo;deutliches Minus“ in den kommenden Jahren zufolge, heißt es dem der LZ vorliegenden Gutachten. Der Vorschlag &bdquo;Level 1i-Krankenhaus“ ist eine auf diesem Gutachten basierende Fortschreibung Bergers. Davon ist nach LZ-Informationen erst jetzt die Rede, zunächst stand der Aufbau eines rein ambulanten Zentrums im Raum.

Berger hat das Papier &bdquo;zum Einstieg in die Diskussion“ dem Aufsichtsrat vorgelegt. Als solches sieht es auch Landrat und Aufsichtsratsvorsitzender Dr. Axel Lehmann: &bdquo;Es ist ein wichtiger Teil unserer Beratungsgrundlage. Wir werden es im Aufsichtsrat und in der Gesellschafterversammlung diskutieren.“ Es bleibe dabei: Nach der Sommerpause werde er sich dazu äußern, wie der weitere Weg aussieht. Lehmann bekräftigte: &bdquo;Eine Schließung von Lemgo kann ich mir aber nicht vorstellen, und da glaube ich auch nicht dran.“

Zuletzt hatte Kalletals Bürgermeister Mario Hecker das Aus für das Krankenhaus befürchtet . Wenn es durch ein Medizinisches Versorgungszentrum (MVZ) größerer Dimension ersetzt werde, würden Patienten nicht mehr stationär aufgenommen werden können. Ähnliche Sorgen äußerten später auch seine Amtskollegen aus Lemgo, Dörentrup, Barntrup und Extertal .

Punktuelle Verbesserungen bringen nichts Die jetzige Situation lediglich punktuell zu verbessern (mit weiteren Verlagerungen, etwa der Neurologie, nach Detmold) empfiehlt die Unternehmensberatung nicht - unter anderem, weil zwar Detmold gestärkt werde, Lemgo aber die Qualitätskriterien des Krankenhausplans NRW schwieriger erfüllen könne. Zur Variante, Lemgo komplett aufzugeben, sei ebenfalls nicht zu raten, &bdquo;wenngleich aus wirtschaftlicher Sicht am sinnvollsten.“ Die stationäre Versorgung in Detmold zu konzentrieren, erziele &bdquo;den höchsten Ergebniseffekt“.

Eines sei klar: &bdquo;Die Krankenhäuser müssen vielen Herausforderungen begegnen und sich dem sich verändernden Gesundheitsmarkt anpassen.“ Berger nennt den demografischen Wandel, den zunehmenden Willen der Patienten, ambulant versorgt werden zu können, den Fachkräftemangel, die Krankenhausfinanzierung oder die Digitalisierung. Die wirtschaftliche Lage bleibe allerorten sehr angespannt. 51 Prozent der Krankenhäuser hätten 2022 rote Zahlen geschrieben.

Das Klinikum hat viele Stärken Das Klinikum mit den zweitmeisten Betten in OWL weise viele Stärken auf: ein breites internistisches und chirurgisches Leistungsangebot, gute medizinische Reputation, eine sehr gute Besetzung von W3-Professuren, ein starkes lokales Versorgungsnetzwerk. Universitätsklinikum zu sein, ermögliche eine verbesserte Personalakquise und locke Patienten von außerhalb.

Aber: Der Fachkräftemangel im Pflegedienst und Teilbereichen des Ärztlichen Dienstes nehme zu, die Notfallversorgung erreiche lediglich die Notfallstufe 2 (der Grund: Keine Neurologie in Detmold), die Infrastruktur in beiden Häusern sei veraltet, die Digitalisierung unzureichend. Die zunehmenden regulatorischen Rahmenbedingungen (etwa die Zertifizierungen als onkologisches Zentrum) erschwerten den Betrieb an zwei Standorten. 38.000 der 44.000 Patienten im Jahr kommen aus Lippe - und die Bevölkerungsentwicklung im Kreis sinkt, bei gleichzeitig stärkerer Alterung.

Der Gutachter setzt auf Wandel und lobt: Bereits in der Vergangenheit habe das Klinikum sich kontinuierlich weiterentwickelt, um sich Rahmenbedingungen im Gesundheitswesen anzupassen. Berger erinnert an &bdquo;Meilensteine“, etwa die Zertifizierung des Brustzentrums als landesweit erstes überhaupt im Jahr 2005, Erweiterungen und Umbauten in Detmold und Lemgo, die Schließung Bad Salzuflens und den Umbau zum Gesundheitszentrum dort, an Umzüge von Abteilungen nach Detmold oder die Transformation zur Uniklinik.

Die Zusammenarbeit wird erschwert Diese Entwicklung müsse weitergehen. Die bundes- und landespolitischen Reformen wären sonst nicht umzusetzen, Qualitätskriterien nicht zu erfüllen. Mögliche medizinisch und wirtschaftlich positive Effekte der Zusammenarbeit würden kaum genutzt - etwa bei onkologischen Fällen, weil Fachleute in zwei Häusern arbeiteten. Die Konzentration auf Detmold inklusive der Verlagerung der geriatrischen Tagesklinik aus Bad Salzuflen ab 2027 schaffe eine &bdquo;qualitativ hochwertige ambulante Versorgung in sämtlichen Fachbereichen.“

Bergers Zeitplan: Verlagerung der Neurologie, Gefäß- und Thoraxchirurgie von Lemgo nach Detmold ab 2025, Verlagerung der Onkologie, Pneumologie und Geriatrie bis 2027. 2027 würde auch die geriatrische Tagesklinik aus Bad Salzuflen nach Detmold ziehen. Das Klinikum gewinne dadurch an Reputation, Rezertifizierungschancen stiegen. Die Versorgungsqualität in Detmold werde besser, Synergiepotenziale voll ausgeschöpft. Für Detmold sieht Berger künftig sechs Zentren: Onkologie-, Herz- und Gefäß-, Mutter-Kind-, Schlaganfall-, Altersmedizin- und Traumazentrum.

Das ambulante Zentrum in Lemgo gewährleiste eine stetige und hochwertige ambulante Versorgung in sämtlichen Fachbereichen. Das Ganze erfordere einen hohen Planungsaufwand, und wichtig sei, die Bevölkerung einzubinden.

Während Berger also die Verlagerung der Geriatrie nach Detmold vorschlägt, gibt es aus Düsseldorf Signale, eben diese Geriatrie in Lemgo zu bündeln .

Was ist ein Level 1i-Krankenhaus? Durch das Konzept soll die ärztliche und pflegerische Vor-Ort-Versorgung künftig um ein innovatives Element ergänzt werden können. &bdquo;In sektorenübergreifenden Versorgungseinrichtungen können stationäre Leistungen wohnortnah sowohl mit ambulanten als auch mit medizinisch-pflegerischen Leistungen verbunden werden“, erklärt das Bundesgesundheitsministerium. Hiervon könnten insbesondere Krankenhäuser profitieren, deren Fortbestand aufgrund des geringen stationären Versorgungsbedarfs in der Region nicht gesichert ist. &bdquo;Es besteht die Möglichkeit, das Leistungsangebot dieser Krankenhäuser sektorübergreifend an dem jeweiligen Bedarf an stationären, ambulanten oder pflegerischen Leistungen auszurichten.“

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