Lehmann-Nachfolge: SPD sucht die eierlegende Wollmilchsau

Kreis Lippe. Gut sechs Wochen ist es her, dass Landrat Dr. Axel Lehmann seine Krebserkrankung öffentlich gemacht und erklärt hatte, im kommenden Jahr aus gesundheitlichen Gründe nicht wieder antreten zu wollen . Nach der OP in diesem Sommer will der Landrat für den Rest seiner Amtszeit mit voller Kraft wieder an Bord sein, im Herbst 2025 ist dann Schluss. Für die Kreispolitik bedeutet Lehmanns Bekanntgabe eine Zäsur. Doch während die CDU ihren Kandidaten Meinolf Haase nur noch offiziell zu bestätigen braucht, heißt es für die SPD, bald jemanden aus dem Hut zaubern zu müssen. Ein Überblick zum Stand der Dinge.

Zwar hatte Axel Lehmann nie angekündigt, er wolle 2025 wieder antreten, dies aber auch nie dementiert. Die Personalentscheidung allerdings jetzt schon treffen zu müssen, stellt die Genossinnen und Genossen bei allem Respekt vor Lehmann unverhofft vor eine große Herausforderung. Bis zum 1. September wollen sie ihr Ergebnis kundtun.

Die ersten sagen ab Sie suchen nichts weniger als eine gut vernetzte eierlegende Wollmilchsau möglichst aus Lippe, mit kommunalpolitischer Erfahrung und SPD-Parteibuch. Eine, die in der Lage ist, eine Kreisverwaltung mit 1800 Mitarbeitern zu führen und dem Aufsichtsrat und der Gesellschafterversammlung eines Klinikums vorzusitzen, das 2800 Menschen Lohn und Brot gibt. Eines Kreises, der bei leeren Kassen Herausforderungen wie gute Mobilität oder mehr Klimaschutz zu bewältigen hat, und eines Klinikums, das unter anderem Reformen von Land und Bund umsetzen muss.

Die Suche hat begonnen, und die ersten vor kurzem hoch gehandelten Namen können wir schon wieder streichen. Den von Dirk Becker, Bürgermeister Oerlinghausens, etwa. Der frühere SPD-Kreisvorsitzende und Bundestagsabgeordnete hat stattdessen sogar angekündigt, sich komplett aus der Politik zurückziehen zu wollen. Oder Mario Hecker: Der Kalletaler Bürgermeister ist zwar kein Sozialdemokrat, wäre aber vielleicht trotzdem jemand gewesen. Allein, er hat eilig erklärt, im schönen Kalletal bleiben zu wollen.

Die CDU legt vor Bürgermeister brauchen mindestens zwei Amtszeiten, um Pensionsansprüche zu erlangen, sind sie jünger als 45, müssen sie dafür sogar länger ran. Warum also sollten SPD-Männer wie Matthias Kalkreuter, Frank Hilker oder Torben Blome nicht erneut in Lage, Detmold oder Lügde antreten, dort ihre Chance suchen, Projekte beenden und sich ihren Bürgern zur Wahl stellen? Statt ins Landratsrennen einzusteigen, um am Ende möglicherweise gar nichts zu haben? Das hat nichts damit zu tun, ob sie den Job könnten oder nicht, oder ob sie ihn gerne hätten. Aber nun, vielleicht haben sie ja Antworten auf diese Frage ...

Und, auch das setzt die SPD unter Zugzwang: Die Wahl eines Sozialdemokraten zum &bdquo;obersten Lipper“ ist in einer traditionellen SPD-Hochburg wie Lippe nicht mehr gesetzt. Die CDU hat vorgelegt, Meinolf Haase gilt als gut vernetzt und ist aufgrund seiner Tätigkeit bei der Feuerwehr und im Rettungswesen kreisweit bekannt. Zudem ist er seit Bekanntgabe seiner Kandidatur kräftig dabei, sich bei allen sich bietenden Anlässen blicken zu lassen. Andere haben sich noch nicht gerührt - von den Grünen wissen wir nur, dass Robin Wagener erklärt hat, wieder für den Bundestag kandieren zu wollen. 2020 hatte er im Landrats-Rennen 18,6 Prozent der Stimmen geholt.

Ein Externer? Unwahrscheinlich Dass die SPD einen hier unbekannten Parteifreund von außerhalb präsentieren wird, der auf der Karriereleiter nach oben klettern will, dürfte hingegen ausgeschlossen sein – mag er oder sie noch so geschaffen für den Job sein. Die Erfahrungen, auch anderer Parteien, sind andere. Wenn es also ein bekannter Lipper sein soll, ist ein Blick in Richtung Düsseldorf oder Berlin logisch. Jemand mit Landtagsmandat hätte wenig zu verlieren. Schafft er oder sie es nicht ins Kreishaus, bleibt er oder sie eben in Düsseldorf. Die nächsten Wahlen sind erst im Frühjahr 2027. Doch Bundestags- und Landtagsmitglieder wie Jürgen Berghahn oder Dennis Maelzer hüllen sich in Schweigen, verweisen auf die Findungskommission, andere haben die Bürgermeister-Kandidatur in Lemgo im Sinn, wie es die Spatzen von St. Marien pfeifen.

Die Parteichefs Lasse Huxoll und Katrin Freiberger, Geschäftsführer Julian Hördemann und Fraktionschefin Ilka Kottmann bilden eben diese Findungskommission, sie sprechen mit potenziellen Kandidaten (&bdquo;alles gute Leute“), grenzen den Bewerberkreis ein. Spitzenbeamte in zweiter Reihe, Kämmerer, Bürgermeister- oder Landesverbandschef-Vertreter sind auch keine schlechten Kandidaten. Die ganze Sache ist also kompliziert. Eines ist sicher: Die eierlegende lippische Wollmilchsau, sie wird sich finden.

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