Brustkrebs: „Man will es erst nicht wahrhaben“

Detmold/Köln. Die Diagnose sei wie ein Alptraum für sie gewesen, berichtet Anna Karapetyan. Es habe Monate gebraucht, bis sie ihren zwei Kindern gegenüber das Wort Krebs habe aussprechen können. Im vergangenen Jahr hatten die Mediziner bei der 40-Jährigen Krebs in der linken Brust festgestellt. Aktuell sei sie krebsfrei. &bdquo;Ich hoffe, dass ich es überstanden habe und nie wieder etwas damit zu tun habe“, sagt sie.

Vor fast 20 Jahren kam Anna Karapetyan aus Armenien nach Deutschland und studierte an der Hochschule für Musik Detmold Klavier. Heute lebt sie als freie Künstlerin mit ihrem Mann und ihren fünf und acht Jahre alten Kindern in Köln. Sie gibt Konzerte, spielt Kammermusik und unterrichtet an einer Musikschule. Allerdings musste alles das während der Behandlung ruhen. Bis heute hat sie bisweilen ein taubes Gefühl in der linken Hand. &bdquo;Aber es wird jeden Tag ein bisschen besser“, sagt sie.

Knoten in der Brust

Die Geschichte ihrer Erkrankung begann vor gut anderthalb Jahren. &bdquo;Ich hatte einen Knoten in der linken Brust ertastet“, erzählt sie. Aber ihre Frauenärztin habe sie beruhigt, auch in ihren Blutwerten sei nichts festzustellen gewesen, also unternahm sie erst einmal nichts weiter. Allerdings blieb ein Ziehen. Schließlich begab sich Anna Karapetyan deshalb in Physiotherapie, dann ein erneuter Besuch in einer Arztpraxis. &bdquo;Ich werde den Moment nie vergessen, als die Ärztin dann sagte: Das wird nichts Harmloses sein.“ Es folgten Ultraschall, Mammografie und dann schließlich die Gewissheit: Brustkrebs.

&bdquo;Mein erster Gedanke war, wie soll ich das meinen Kindern, meinen Eltern sagen“, erinnert sich die Musikerin. Dazu die Angst vorm Sterben, vor der Berufsunfähigkeit. &bdquo;Man will es erst nicht wahrhaben. Ich habe gedacht, die müssen sich vertan haben“, sagt sie. Die Nächte blieben schlaflos.

Viel Energie

Aber man habe viel Energie, wenn man Kinder hat, sagt sie. &bdquo;Sie geben einem die Kraft, alles zu besiegen. Auch meine Freunde und vor allem mein Mann haben mich wahnsinnig unterstützt. Er hatte in der Zeit viel Stress“, sagt sie und unterbricht kurz das Gespräch, weil ihr beim Erzählen die Tränen kommen. Auch finanziell sei es schwierig, da sie momentan nicht arbeiten könne und als freie Künstlerin nicht so abgesichert sei wie in einer festen Anstellung. &bdquo;Derzeit verdient alleine mein Mann das Geld.“

Unterstützt wurde sie auch von ihrer Mutter, die aus Armenien nach Deutschland reiste, um zu helfen. Am meisten habe ihr aber der Kontakt zu Frauen geholfen, die ebenfalls erkrankt sind oder waren. &bdquo;Das ist etwas anderes, sich mit ihnen zu unterhalten. Sie sind anders, abgeklärt, man merkt, sie haben viel erlebt“, sagt Karapetyan. So meldete sie sich auch bei Sabine Mirbach, die sie noch aus ihrem Studium kannte, als sie als Studentin im Kulturbereich jobbte. &bdquo;Sie hat mir sehr geholfen, auch wenn wir uns Jahre nicht mehr gesehen hatten.“

Schließlich stand die erste Operation im Dezember vergangenen Jahres an. &bdquo;Die ist sehr gut gelaufen, sie ist brusterhaltend durchgeführt worden“, erklärt Karapetyan.

Zweite Operation

Im Februar folgte die zweite Operation, um einen Port für die anstehende Chemotherapie zu legen, über den die Medikamente in die Blutbahn geführt werden können. &bdquo;Die Chemo-Medikamenten haben ein Taubheitsgefühl in meinen Fingern verursacht. Ich hatte Angst, dass es mir nicht mehr möglich ist, Klavier zu spielen. Dabei ist das ganz wichtig für mein Leben“, sagt sie. &bdquo;Es gab Tage, da habe ich nur in meinem Bett gelegen, weil ich solche Schmerzen in meinen Gelenken hatte. Alle Narben der OP haben wehgetan.“

Dazu die optischen Veränderungen: die Haare fielen aus. &bdquo;Klar, es ist schwierig, wenn einem als Frau die Haare ausfallen, aber zunächst hat mir eine Perücke geholfen, mittlerweile wachsen die Haare wieder nach und ich habe das Glück, dass mir kurze Haare ganz gut stehen.“

Die Chemo ist mittlerweile vorbei, der Krebs scheint besiegt, dennoch muss sie weiter regelmäßig zur Bestrahlung, um eventuell versteckte Tumorzellen abzutöten.

Mehr für mich selbst tun

Und wie geht es ihr heute? &bdquo;Mir geht es eigentlich ganz okay. Die Bestrahlungstherapie geht langsam zu Ende“, sagt sie.

Welche Auswirkungen wird die Erkrankung auf ihr Leben haben? &bdquo;Ich habe festgestellt, dass ich mich in den Jahren vor meiner Erkrankung etwas vernachlässigt habe. Ich möchte mehr für mich selbst tun und mehr auf meine innere Gefühle achten, denn wenn es mir gut geht, geht es auch meiner Familie gut“, sagt Anna Karapetyan.

Unter anderem möchte sie wieder mehr Sport machen, joggen, spazieren gehen. &bdquo;Das ist auch wichtig zur Vorbeugung von Krebs“, sagt sie. Und natürlich wünscht sie sich, dass sie bald wieder Klavier spielen kann wie früher. &bdquo;Ich werde im Oktober mein erstes Konzert im Rahmen von Pink Oktober spielen.“

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