Problem Zugausfall: Wie Arbeitgeber in Lippe ihren Mitarbeitern entgegenkommen

Kreis Lippe. Wenn Bus oder Zug ausfallen, ist das für Fahrgäste ärgerlich, vor allem, wenn sie schon an der Haltestelle warten. Und wer auf den Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) angewiesen ist, um zur Arbeit zu kommen, steht schnell vor dem Problem, noch irgendwie pünktlich in der Firma zu sein. Doch was ist denn, wenn ein Mitarbeiter sich aufgrund des ausgefallenen Zuges verspätet oder seinen Arbeitsplatz nicht erreicht?

Immer wieder melden sich auch Leser bei der LZ, die von Zugausfällen und Verspätungen berichten. &bdquo;Was das für Pendler bedeutet, muss ich Ihnen nicht erzählen. Aber versuchen Sie mal, Ihrem Arbeitgeber diese Unzuverlässigkeit zu erklären“, ärgert sich ein junger Mann, der regelmäßig mit der &bdquo;Ostwestfalen-Bahn“ von Schötmar nach Lage fährt. Eine andere Pendlerin fährt von Oerlinghausen nach Bielefeld zur Arbeit und sagt, derzeit sei es durch die vielen Einschränkungen &bdquo;komplizierter und zeitaufwendiger, zur Arbeit und zurück zu kommen“. Das habe letztendlich dazu geführt, dass sie sich wieder ein Auto angeschafft habe.

Gleitzeit, Homeoffice, mobile Alternativen Prinzipiell ist es Sache des Arbeitnehmers, wie er zur Arbeit kommt. Muss ein Mitarbeiter - etwa im Schichtdienst - pünktlich sein, kann der ÖPNV durchaus eine Hürde darstellen, wissen auch die Unternehmen. Komme es begründet mal vor, dass ein Mitarbeiter sich verspäte und Bescheid sage, sei auch das zu händeln, manchmal bleibe ein Kollege dann beispielsweise etwas länger.

Und bei vielen lippischen Betrieben gibt es Gleitzeit. &bdquo;Das heißt, an vielen Stellen ist die Anfangszeit variabel und eine Verspätung würde dadurch zeitlich betrachtet auch aufgefangen“, erklärt Firmensprecherin Eva von der Weppen für Phoenix Contact. Mitarbeiter, bei denen mobiles Arbeiten möglich ist, könnten bei Zugausfall immer auch kurzfristig von zu Hause aus mobil arbeiten.

Auch bei Weidmüller gebe es flexible Arbeitsmodelle, die es ermöglichen, bei Bedarf im Homeoffice zu arbeiten oder den Arbeitsbeginn flexibel zu gestalten - sofern die Tätigkeit es zulasse, sagt Unternehmenssprecherin Sybille Hilker. &bdquo;Für unsere Mitarbeitenden in der Produktion und Logistik, die nicht von zu Hause aus arbeiten können, finden wir ebenfalls praktikable Lösungen.“ Ziel sei es, die Vereinbarkeit von Beruf und Familie optimal zu unterstützen und den Arbeitsalltag für alle so angenehm wie möglich zu gestalten.

Unzuverlässiger ÖPNV erschwert die Suche nach Mitarbeitern Sollte beim Kreis Lippe jemand &bdquo;dennoch mal außerhalb der Gleitzeit zum Dienst erscheinen, aus welchem Grund auch immer, ist die Benachrichtigung des Vorgesetzten und gegebenenfalls der Kolleginnen und Kollegen wichtig“, betont Pressesprecher Patrick Bockwinkel. Dann sei auch kurzfristig und im Ausnahmefall in Absprache mit dem Vorgesetzten ein Ausweichen ins Homeoffice möglich - sofern die Tätigkeit es zulässt. In vielen Bereichen wie dem Straßenverkehrsamt, Bürgerservice oder Baubetriebshof ginge das allerdings nicht.

Es komme auf die &bdquo;Situation und Anforderung des Arbeitsplatzes“ an, um etwaige Verspätungen über mobiles Arbeiten oder flexible Arbeitszeiten abzufangen“, erklärt Personalleiter Matthias Boberg von Jowat. Vielfach funktioniere das. Zudem gebe es &bdquo;als attraktive und nachhaltige Alternative zum öffentlichen Nahverkehr“ etwa das Fahrrad-Leasing. &bdquo;Uns liegt viel daran, dass unsere Mitarbeitenden die nötige Flexibilität haben, um ihre Aufgaben effizient zu bewältigen.“ Und noch ein Problem durch eine schlechte Bus- und Zugverbindung spricht Boberg an: Denn &bdquo;die Unzulänglichkeiten des ÖPNV, insbesondere bei den Verbindungen zur Universitätsstadt Bielefeld“ erschwerten es, qualifizierte Bewerber für den Standort in Detmold zu gewinnen.

Kein gelber Schein beim Zugausfall Sich wegen eines ausgefallenen Zuges krankschreiben zu lassen, ist im Übrigen keine Option, betont auch ein Sprecher der Ärztekammer Westfalen-Lippe. In Paragraf 2 und 3 der Arbeitsunfähigkeits-Richtlinie des Gemeinsamen Bundesausschusses ist klar geregelt, wann diese vorliegt: nämlich bei Krankheit. &bdquo;Die Feststellung der Arbeitsunfähigkeit erfolgt nur aufgrund einer ärztlichen Untersuchung.“ Die könne persönlich in der Praxis, per Videosprechstunde erfolgen oder seit Corona auch per Telefon - &bdquo;allerdings nur dann, wenn der Patient in der Praxis bereits bekannt ist“.

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