0,12 Prozent Zinsen auf den Hauskredit? Diese Förderung macht’s für die Lipper möglich

Kreis Lippe . Die Bundesregierung hat ein neues Förderprogramm aufgelegt, das Familien animieren soll, alte Häuser zu kaufen und zu sanieren. Auch die Lipper können seit Anfang September von den Zinssätzen profitieren, die bei Lichte betrachtet durchaus glänzen können. Was müssen Lipper wissen, die eine &bdquo;Jung kauft Alt“-Immobilie erwerben möchten? Antworten mit und von Bankerin Yvonne Möller, Immobilienmakler Sven-Eric Bierhenke, Baumanagement-Professor Dirk Noosten und Bauunternehmer Jobst-Bernd Höfer.

Lohnt die Förderung?

Das kommt ganz darauf an, sagt Baumanagement-Professor und Baufinanzierungs-Experte Dirk Noosten. So besteht die Förderung &bdquo;Jung kauft Alt“ grundsätzlich aus einem durchaus günstigen Kredit. Bei zehn Jahren Zinsbindung und Endfälligkeit ruft die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) hierfür laut Noosten beispielsweise 1,47 Prozent Zinsen auf – ein Niveau, von dem Häuslekäufer bei Privatbanken nur träumen können. &bdquo;Dort liegen wir beim Doppelten“, sagt Noosten.

Geht’s noch günstiger?

Definitiv. Der erwähnte Zinssatz gilt fürs sogenannte endfällige Darlehen, bei dem der Betrag am Ende der Laufzeit auf einen Schlag bezahlt werden muss. Standard ist eher das Tilgungsdarlehen, bei dem Monat für Monat abgestottert wird. Hier fangen die Zinssätze für &bdquo;Jung kauft Alt“ sogar bei 0,12 Prozent an, zehn Jahre Zinsbindung gibt’s für starke 1,38 Prozent (bei langer Laufzeit), oberes Ende sind 3,23 Prozent bei 20 Jahren Zinsbindung. Das ist dann fast schon marktüblich, sagt Bankerin Möller: &bdquo;Aktuell liegen die Konditionen für Baufinanzierungen je nach Auslauf zwischen 3,5 und 4 Prozent.“ Bei kürzeren Zinsbindungen verheißen die Zinstabellen aber einen deutlichen Vorteil auf Seiten der KfW.

Wie hoch ist der Kredit?

Bei einem Kind können 100.000 Euro abgerufen werden, bei zwei sind es 125.000 Euro, bei drei oder mehr dann sogar 150.000 Euro. Die Kinder müssen unter 18 Jahre alt sein und im Haushalt leben. Mit den genannten Summen dürften sich Hauskauf und Sanierung aber wohl kaum komplett bezahlen lassen: Für den Rest braucht es ausreichend Eigenkapital oder den Kredit einer Bank. Ohnehin sei klar, meint Yvonne Möller von der Sparkasse Lemgo: Zwar gibt es keine offiziellen Vorgaben der KfW zum Eigenkapital, aber üblich oder ratsam seien 10 bis 20 Prozent des gesamten Kapitalbedarfs. Deutlich wird auch Finanzierungsfachmann Noosten: &bdquo;Je mehr Eigenkapital aufgebracht werden kann, desto resistenter sind die Kreditnehmer gegen Lebensrisiken: Krankheit, Jobverlust, pflegebedürftige Angehörige ...“ Für ihn sind 20 Prozent empfehlenswert.

Wer geht leer aus?

Zu beachten ist noch laut Bankerin Yvonne Möller: Wer mehr als 90.000 Euro (bei einem Kind, je weiteres Kind plus 10.000 Euro) zu versteuerndes Einkommen auf dem Zettel stehen hat, bekommt die Förderung nicht. Noosten: &bdquo;Insbesondere Doppelverdiener überschreiten diese Grenze schnell.“ Vor allem, wer sich überhaupt Kauf und Sanierung eines Hauses leisten kann. Auch wer bereits eine (auch vermietete) Eigentumswohnung oder ein für die Familie zu klein gewordenes Häuschen besitzt, kann das Programm für sich nicht nutzen.

Welche Immobilie passt?

Das ist relativ einfach zu beantworten: Die KfW fördert mit &bdquo;Jung kauft Alt“ den Kauf einer Bestandsimmobilie mit Energieeffizienzklasse F, G oder H zum Zeitpunkt der Antragstellung. Das erklärt auch, dass die offizielle Beratung zu dem Programm immer über eine Energieberaterin zu erfolgen hat, wie Möller zu bedenken gibt.

Gibt es genug Häuser?

Zu dieser Frage hat der Lemgoer Immobilienmakler Sven-Eric Bierhenke eine klare Meinung: Ja, der Markt hat sich entspannt. &bdquo;Kurzum: Es gibt reichlich Gebäude, die sich für den Kauf über das Förderprogramm anbieten, selbst Häuser aus den 80er Jahren fallen darunter“, sagt Bierhenke. Auch preislich habe sich etwas getan. Zwar hätten viele Verkäufer noch die Spitzenpreise von vor drei, vier Jahren im Kopf. &bdquo;Die haben sich aber inzwischen normalisiert“, zeigt sich der Makler überzeugt. Insbesondere treffe dies auf die energetisch schlechteren Gebäude zu, die von &bdquo;Jung kauft Alt“ erfasst werden sollen, ergänzt Dirk Noosten. &bdquo;Sie werden – mit Blick auf die Heizkosten – vom Markt durch Preisabschläge bestraft.“

Auch für Yvonne Möller von der Sparkasse ist &bdquo;Jung kauft Alt“ eine Chance für Lippe: &bdquo;Viele Immobilien hier bewegen sich noch in den Energieeffizienzklassen F bis H, dies stellen wir im Maklergeschäft immer wieder fest.“ Etwa sieben von zehn Immobilien, die der Sparkassenvertrieb anbiete, fielen in die entsprechenden Kategorien.

Und nach dem Kauf?

Klar ist: Wer bei dem Programm unterschreibt, geht damit mehr Pflichten ein, als seinen Kredit Monat für Monat treu zu bedienen. Das Wohneigentum, das mit &bdquo;Jung kauft Alt“ zinsgünstig gefördert wurde, muss anschließend innerhalb von viereinhalb Jahren zu einem Effizienzhaus 70 ertüchtigt werden. Dazu fasst Bauunternehmer Jobst-Bernd Höfer in vier Worten prägnant zusammen: &bdquo;Ambitioniert, aber technisch machbar“.

Fakt ist: Wer aus einer Energieschleuder ein Effizienzhaus machen muss, auf den kommen hohe Kosten zu. Allerdings sind für den ein oder anderen Baustein grundsätzlich weitere Bundes- oder Landesförderungen denkbar, sodass die Summen erträglicher werden, meint Höfer. Trotzdem empfiehlt der Fachmann eine grundsätzliche Rechnung: Auf der Ausgabeseite die zusätzlichen Kosten für die energetischen Sanierungen, auf der Habenseite die Einsparungen bei Gas & Co., die Zinsersparnis durch &bdquo;Jung kauft Alt“ sowie die Wertsteigerung der ertüchtigten Immobilie, das sei auch ein Pfund.

Gibt es Faustformeln?

Durchaus, aber mehr sind es dann auch nicht, sodass sowohl Bauunternehmer Jobst-Bernd Höfer als auch Baumanagenent-Professor Dirk Noosten unbedingt zu Gutachtern raten. Geht Höfer von einem Standard-Mauerwerk, zweischalig, aus, sei eine neun Zentimeter dicke Zwischenraum-Dämmung meist die erste Wahl. &bdquo;Die ist dann auch schon für 10.000 Euro oder weniger zu haben“, weiß Höfer. &bdquo;Mit Wärmedämmverbundsystem sind es 30.000, mit Fenstern 60.000 Euro – dann muss ich mich natürlich auch um die Wärmebrücken kümmern“, sagt der Lemgoer.

Fragt man Dirk Noosten, bekommt man als Daumenregel zu hören: Je Quadratmeter Wohnfläche müssten es schon 1000 bis 1500 Euro sein, um die alte Immobilie auf Stand zu bringen. Aber immer im Hinterkopf haben, dass die öffentliche Hand das ein oder andere davon eben auch zusätzlich fördert.

Gibt es Kritik?

Gegenfrage: Wo gibt es die nicht? So auch hier. Beispielsweise hält Jobst-Bernd Höfer die Energievorschriften für die so erworbenen Gebäude für &bdquo;vielleicht ein klein wenig zu ambitioniert“. Für ihn persönlich hätte es für &bdquo;Jung kauft Alt“ durchaus auch das im Februar 2022 von schärferen Vorschriften und Energiestufen abgelöste Kfw-55-Haus sein können, um in den Genuss der Zinsen zu kommen.

Dazu komme, was Professor Noosten anführt, dass das Programm explizit auf einkommensschwächere Familien zieht, die so die Chance auf einen Hauskauf eröffnet werden solle. &bdquo;Trotzdem müssen auch die das Geld und das Einkommen haben“, sagt Höfer.

Dazu beobachtet Makler Sven-Eric Bierhenke gerade bei den ins Auge gefassten Immobilien schlechterer Energieklassen eine Zurückhaltung der Banken bei der Finanzierung. &bdquo;Die sind da natürlich skeptischer“, betont Bierhenke. Der Grund: Angesichts der unsicheren Zukunftsaussichten, was die Energiepreise angeht, geht die Angst um, dass sich eine solche Immobilie schwerer zu Geld machen lässt, sollte die Finanzierung platzen.

Fazit: Was tun?

Familien sollten zunächst einmal prüfen, ob sie überhaupt in Frage für das Förderprogramm kommen: Haben sie noch kein Wohneigentum, ein oder mehrere Kinder und das entsprechende, aber auch nicht zu hohe Einkommen? Erst dann wird es interessant. Sodann rät Noosten, noch einen Seitenblick auf die Familienplanung zu richten: Ist die abgeschlossen? Perfekt – dann wissen Hauskäufer, wie viel Platz sie brauchen und wie viel Erwerbseinkommen bei Kinderbetreuung und Teilzeit zur Verfügung steht.

Zweiter Bausteine wäre die passende Immobilie, die gefällt, die verfügbar ist (immerhin rechnet die Bundesregierung mit etwa 1,9 Millionen Wohnungen und Gebäuden, die hierzulande leer stehen) und die im Energieausweis die Effizienzklasse F oder schlechter stehen hat. Dann ginge das Rechnen los: Was muss getan werden, um das Haus immerhalb der genannten Frist zum Effizienzhaus zu machen? Was kostet das? Was bringt es? Lohnt sich das unterm Strich? Und schließlich bleiben am Ende noch die Emotionen, das Bauchgefühl. Dirk Noosten: &bdquo;Das Wohnen im Eigentum hat viele Vorteile, allerdings auch Nachteile ...“

0,12 Prozent Zinsen auf den Hauskredit? Diese Förderung macht’s für die Lipper möglich

Bessere Förderbedingungen für Wohneigentum von Familien

Geld für Bauherren: KfW startet Förderung für EH-55-Häuser

Sparkassen laden zum Immobilientag ins Ziegeleimuseum Lage

Studienkredite brechen ein - KfW-Angebot «am Nullpunkt»

LZ-Cup-Auslosung am Montag: So ermitteln die FuL-Kreise die Teams für die Zwischenrunde

Ein Jahr nichts als Golf: Wie ein Lügder das Hamsterrad mit dem Eisen tauscht

Lippische Landes-Zeitung: Nachrichten aus Lippe, OWL und der Welt

Weiterlesen mit LZplus!

0,99 Euro im ersten Monat

Weiterlesen mit LZplus