Paukenschlag: Warum SPD und CDU sich von Klinik-Chef Johannes Hütte trennen wollen

Kreis Lippe . Nur einen Tag nach der Grundsatzentscheidung, wie es mit dem Klinikum Lippe weitergeht , haben CDU und SPD eine Bombe platzen lassen: Die Parteivorsitzenden Katrin Freiberger (SPD) und Lars Brakhage (CDU) fordern die gütliche Trennung von Klinik-Geschäftsführer Dr. Johannes Hütte. &bdquo;Um einen Reformprozess erfolgreich voranzutreiben, muss ein Geschäftsführer das Vertrauen von Mitarbeitenden, den Standortkommunen und der Politik haben. Das ist erkennbar nicht mehr durchgängig der Fall“, stellt Freiberger klar. Da beide Fraktionen in der Gesellschafterversammlung die Mehrheit haben, ist die Abberufung Hüttes am 5. Dezember wahrscheinlich.

&bdquo;Einvernehmliche Trennung“

&bdquo;Wir empfehlen den zuständigen Gremien, über eine einvernehmliche Trennung zu beraten, damit der Blick nach vorne gerichtet werden kann“, erklärt Brakhage. Bei allen parteipolitischen Unterschieden sei beim Thema Klinikum ein möglichst breiter Konsens wichtig, schreiben die beiden. Es sei SPD und CDU gelungen, sich auf eine gemeinsame inhaltliche Ausrichtung zu verständigen.

Freiberger: &bdquo;Allerdings haben wir bei der Debatte um Inhalte sowohl in der Öffentlichkeit als auch in unseren Parteien erlebt, dass diese häufig durch personelle Fragen rund um die Rolle des Geschäftsführers überlagert wurden.“ Dazu ergänzt Brakhage: &bdquo;Transparenz, Mitarbeiterführung und das öffentliche Bild des Klinikums sind immer wieder kritisch an uns herangetragen worden. Es ist im Interesse aller, nun eine Entscheidung zu treffen und klare Verhältnisse zu schaffen.“

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Aufgabe eines neuen Geschäftsführers werde es sein, Vertrauen aufzubauen: in der Öffentlichkeit und in der Belegschaft. &bdquo;Das Klinikum steht vor einer Transformation. Jetzt ist es entscheidend, dass die Geschäftsführung nicht nur klare Visionen verfolgt, sondern auch die Belegschaft als Partner begreift, mitnimmt und motiviert. Unser Ziel ist es, den Wandel positiv zu gestalten.“

Seit 2016 Geschäftsführer

Johannes Hütte hatte seinen Job in Detmold im Oktober 2016 begonnen. Er wolle im Klinikum mitgestalten und Ideen einbringen, hatte er damals gesagt. Er war Peter Schwarze gefolgt, der nach der kurzen Episode mit Ingo Breitmeier an der Spitze des Hauses für einige Monate erneut eingesprungen war. Hüttes Anspruch: &bdquo;Die Balance zwischen Hightech-Medizin und Wirtschaftlichkeit zu wahren, bedingt ein kooperatives Miteinander.“

Der Klinikchef war zu einem Zeitpunkt angetreten, als die Gesellschafterversammlung just ein Millionenpaket geschnürt hatte: 130 Millionen Euro sollten investiert werde n, 60 davon waren Eigenanteil. Die Erweiterungsbauten wurden in Angriff genommen, der Hubschrauberlandeplatz in Detmold, der Intensiv-Cube in Lemgo und anderes. Der nächste große Umbruch wird nun mit einem neuen Mann oder einer neuen Frau an der Spitze umgesetzt werden müssen. Hütte selbst kündigte gegenüber der LZ eine Stellungnahme an.

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Der Landrat ist entsetzt

Landrat Dr. Axel Lehmann findet klare Worte: &bdquo;Die Forderung von CDU und SPD halte ich für strategisch falsch und für das Klinikum als universitären Maximalversorger existenzgefährdend. Sollte es zu der Trennung kommen – über die die Gesellschafterversammlung und keine Parteivorstände entscheidet – tragen CDU und SPD die volle Verantwortung für die zu befürchtende negative Entwicklung.“

CDU und SPD führten eigene Beschlüsse zur strategischen Weiterentwicklung einen Tag später ad absurdum. Bevor ein Nachfolger gefunden und handlungsfähig sein könne, entstehe ein gefährliches Führungsvakuum – &bdquo;und das in einer Situation, in der das Klinikum sich strategisch neu aufstellen muss, die Insolvenz im laufenden Jahr nur mit Hilfe von 35 Mio. Euro vom Kreis abgewendet wurde, Bauprojekte laufen oder zum Laufen gebracht werden müssen und die Entwicklung zur Uni-Klinik nicht abgeschlossen ist“.

Lehmann fragt: &bdquo;Wer soll die zeitnah nötigen Gespräche mit dem Ministerium über Investitionshilfen kompetent führen?“ Dr. Hütte habe dringend nötige Investitionen in die Infrastruktur angeschoben, den Aufbau der Uniklinik geprägt und – im Gegensatz zu vielen Krankenhäusern – bis 2023 positive Jahresergebnisse erwirtschaftet. Es sei befremdlich, dass Parteivorsitzende, die – ebenso wie einige meinungsbildende Bürgermeister – in den Gremien des Klinikums gar nicht vertreten seien und die inhaltlich-strategischen Diskussionen nicht begleitet hätten, die medizinische Versorgung der Lipper einem solchen Risiko aussetzten.

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