Meinung: Zukunft und Vergangenheit prallen im Klinikum aufeinander

Kreis Lippe. Heute soll womöglich der Aufsichtsrat des Klinikums Lippe darüber entscheiden, ob er der Gesellschaftversammlung eine Ablösung des Interims-Geschäftsführers Dr. Niklas Cruse vorschlägt. Dazu ein Kommentar des LZ-Chefredakteurs Dirk Baldus.

Es brennt im Klinikum. Einmal mehr gerät das Haus in Schlagzeilen, die einer hoffnungsvollen Entwicklung nicht förderlich sind. Doch das aktuelle Feuer ist anders als die der vergangenen Jahre, die bei vielen Lippern das Vertrauen in das Haus in Schutt und Asche gelegt haben. Es wird entfacht von zwei Aufsichtsratsmitgliedern, die aus der eigenen Belegschaft kommen und den Interims-Geschäftsführer infrage stellen.

Die Reaktion auf ihren Vorstoß überrascht. Fast zwei Dutzend leitende Ärzte unterschreiben eine Solidaritätserklärung für ihren neuen Geschäftsführer und nennen einen Antrag an den Aufsichtsrat &bdquo;Konstruktion eines etwaigen zukünftigen Compliance-Problems". Pflegekräfte fordern einen Verbleib von Dr. Cruse, weil der den Menschen im Haus wieder Freude an der Arbeit und dem Klinikum ein Wir-Gefühl gebe.

Immer noch zwei Lager Was stimmt da nicht im Klinikum? Worin liegt die Motivation der beiden Aufsichtsratsmitglieder? Fakt ist: Sie werden dem künftigen Aufsichtsrat nicht mehr angehören, die Mitarbeiter des Klinikums haben sie nicht in diese Funktion wiedergewählt. Und wer von den jetzt noch verantwortlichen Kollegen hat sie womöglich unterstützt? Eines wird immer deutlicher: Im Klinikum Lippe gibt es immer noch zwei Lager. Ein offensichtlich kleines trauert dem geschassten Chef Dr. Johannes Hütte nach, ein augenscheinlich großes sehnt sich nach Kontinuität und neuem vertrauensvollem Miteinander.

An einem neuen Landrat oder einer neuen Landrätin, aber auch am neuen Aufsichtsrat wird es nun liegen, im Klinikum Klarheit zu schaffen und die Vergangenheit abschließend aufzuarbeiten. Dazu gehört gewiss auch die Untersuchung vergangener Vergabepraktiken bei Bauvorhaben, in deren Zusammenhang die Staatsanwaltschaft in Bielefeld auf der Suche nach einem Anfangsverdacht die Ermittlungen erneut aufgenommen hat .

Ob der alte Aufsichtsrat und auch der scheidende Vorsitzende, Landrat Dr. Axel Lehmann, einen guten Job gemacht haben, sollten sie selbstkritisch mit sich selbst ausmachen. Bevor womöglich später Dritte darüber urteilen.

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