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Lutsk im Krieg: So hilft die Partnerschaft mit Lippe der Stadt in der Ukraine

Till Brand

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Ein Soldat küsst seine Partnerin auf einem Bahnsteig des Bahnhofs von Lwiw, der größte Stadt der Westukraine, nur zweieinhalb Autostunden von Lutzk entfernt. Lwiw ist zum Transitknotenpunkt für Frauen und Kinder geworden, die nach Europa fliehen, während die Männer zurückkehren und in die Ostukraine reisen, um das Land zu verteidigen. - © picture alliance/dpa/SOPA Images via ZUMA Press Wire
Ein Soldat küsst seine Partnerin auf einem Bahnsteig des Bahnhofs von Lwiw, der größte Stadt der Westukraine, nur zweieinhalb Autostunden von Lutzk entfernt. Lwiw ist zum Transitknotenpunkt für Frauen und Kinder geworden, die nach Europa fliehen, während die Männer zurückkehren und in die Ostukraine reisen, um das Land zu verteidigen. (© picture alliance/dpa/SOPA Images via ZUMA Press Wire)

Kreis Lippe/Lutsk. In der ukrainischen Partnerstadt des Kreises Lippe, Lutsk, klagen täglich die Kirchenglocken. Nach Angaben von Bürgermeister Ihor Polishchuk gibt es „fast jeden Tag Beerdigungen gefallener Soldaten, die ihr Leben für die Verteidigung der Freiheit unseres Staates gegeben haben. Fast jeden Tag verliert die Stadt ihre Söhne“. Dabei funktioniert vieles, von dem Polishchuk dem Kreis Lippe berichtet, „so normal wie möglich“.

Die Freundschaft zwischen dem Kreis Lippe und Lutsk im westukrainischen Wolhynien besteht seit 2015, wie Landrat Dr. Axel Lehmann erinnert. Waren die vergangenen Jahre durch Aufbauarbeit, Hilfstransporte und Austauschprogramme geprägt, sehe sich Lutsk derzeit vor die Herausforderung gestellt, „trotz des Krieges das alltägliche Leben am Laufen zu halten, das soziale Miteinander zu pflegen und Stadtentwicklung zu betreiben“.

Personal ist knapp

Obwohl Lutsk weit weg ist vom Osten der Ukraine, sind doch Raketen- und Drohnenalarme häufig zu hören, sagt Bürgermeister Polishchuk. Die Bürger haben sich daran gewöhnt und suchen nicht einmal mehr immer die Schutzräume auf. Der letzte direkte Angriff auf Lutsk, bei dem Häuser und Fabriken beschädigt wurden, datiert auf August. Es gab auch schon tödliche Raketenangriffe auf die lippische Partnerstadt zu vermelden.

Ihor Polishchuk ist Bürgermeister der westukrainischen Stadt Lutsk. - © Stadt Lutsk
Ihor Polishchuk ist Bürgermeister der westukrainischen Stadt Lutsk. (© Stadt Lutsk)

In den Familien manifestiert sich der Krieg vor allem durch die Söhne, Väter und Brüder, die im Krieg gegen Russland kämpfen. Das macht sich in Personalknappheit bemerkbar: Wer die Ukraine an der Waffe verteidigt, fehlt anderswo. „Es mangelt an Fahrern im öffentlichen Verkehr, an Bau- und Fabrikarbeitern“, weiß Polishchuk.

Geld für Drohnen & Co.

Die finanzielle Herausforderung kommt obendrauf - umgerechnet knapp 11,5 Millionen Euro hat Lutsk aus dem Stadtsäckel für die Streitkräfte in diesem Jahr bereitgestellt. Geld, das für Pick-ups, Drohnen, Kommunikation und andere Kriegsmittel verwendet wurde. Die Kosten für Bildung, Gesundheits- und Sozialsysteme laufen derweil weiter.

Unter anderem hat die Stadt ein Veteranenzentrum errichtet, das in Kürze in Betrieb gehen soll. Hier sollen von der Front zurückkehrende Soldaten soziale und rechtliche Unterstützung erhalten; Psychologen stehen für Gespräche bereit, ebenso wie Sportangebote. Dazu halten sich 16.000 Binnenflüchtlinge in Lutsk auf. Für diese wurde unter anderem ein von der Europäischen Union (EU) gefördertes Wohnheim gebaut; außerdem gibt es kostenlose Mahlzeiten, Kleidung, Haushaltsgegenstände und Integrationsangebote für die Geflüchteten aus dem Osten des Landes.

Bitten für Kriegsende

Die Partnerschaft mit dem Kreis Lippe macht sich mit Modernisierungen bemerkbar. So wurden moderne Bushaltestellen gebaut, die ukraine-weit Standards gesetzt haben und ausgezeichnet wurden. Auf der Deponie Bryshe wurde ferner eine Sickerwasserfilteranlage installiert - zum Schutz des Grundwassers. Die Anschaffung von Schulmaterial, medizinischer Ausrüstung und Beatmungsgeräten stehen auf einem anderen Blatt Papier. Aktuell werden in einer städtischen Schule, dem Krieg zum Trotz, MINT-Labore eingerichtet.

Nach dem von den Ukrainern herbeigesehnten Kriegsende sieht Bürgermeister Polishchuk seine Stadt gut aufgestellt. Auch aufgrund der Nähe zur EU-Grenze. Dann werde sicher umgesetzt, was bereits geplant und wegen des Krieges auf Eis gelegt worden war: die Sanierung von Straßen, Schulen und anderer Infrastruktur.

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