Überraschendes Ende eines Strafprozesses: Detmolder „Gigolo“ vor Gericht

Detmold . Der Vorwurf gegen den Angeklagten stand schwer im Raum: Ein 32-jähriger Detmolder soll eine 40-jährige Frau in der Wohnung ihrer verreisten Freundin vergewaltigt haben. Doch am Ende des Prozesses vor der Ersten Strafkammer des Detmolder Landgerichtes stand ein Freispruch.

Die vermeintliche Tat liegt bereits zwei Jahre zurück. Damals soll der Angeklagte die Belastungszeugin in einer Detmolder Wohnung mit einer Säge bedroht haben, die er mitgebracht haben soll. So soll er sie zum Geschlechtsverkehr gezwungen haben, und zwar in allen drei Körperöffnungen. Überdies sei er mit einer Hand in ihre Vagina eingedrungen.

So hatte es in der Anklageschrift gestanden, die Staatsanwältin Lena-Maria Kunze am Freitagmorgen verlas. Allerdings scheiterte der Versuch des Vorsitzenden Richters Karsten Niemeyer, bei der Befragung der 40-jährigen Frau den Dingen auf den Grund zu gehen.

Erinnerungslücken Sie habe sich widersprochen, konnte sich an das, was sie damals zur Anzeige gebracht hat, gar nicht richtig erinnern, vor allem auch nicht an die Reihenfolge der Ereignisse, berichtet Landgerichtssprecher Wolfram Wormuth im Gespräch mit der LZ. &bdquo;Beispielsweise konnte sie sich an die Sache mit der Hand überhaupt nicht mehr erinnern“, berichtet er. Der Angeklagte habe dagegen den Geschlechtsverkehr eingeräumt, aber von einvernehmlichem Sex gesprochen. Das angebliche Corpus Delicti, die Säge, sei nicht auffindbar gewesen.

Die Aussage der Frau sei so schlecht verwertbar gewesen, dass der Richter die Verhandlung unterbrochen und mit Anklage und Verteidigung sowie der Vertreterin der mutmaßlichen Geschädigten ein Rechtsgespräch geführt habe. Anschließend forderten die Verteidigung und die Staatsanwältin unisono einen Freispruch, dem folgte das Gericht.

Unerwartetes Bündnis Überrascht waren alle Beteiligten von den Hintergründen: &bdquo;Der Angeklagte hat die Belastungszeugin geschwängert.“ Die Aussagen beider Seiten, ob das Kind Folge eines One-Night-Stands sei, wie der Mann es darstellt, oder einer zweiwöchigen Beziehung, wie die Frau sagt, stehen sich gegenüber. Der Mann habe sich als Gigolo vor Gericht präsentiert, der eine weitere Frau zweimal geschwängert habe. Beide Mütter seiner Kinder hätten kurz vor der Gerichtsverhandlung beschlossen, zusammenzuziehen, habe die Belastungszeugin erzählt. Ob der Mann auch Teil der Hausgemeinschaft werde? Das habe die Frau vehement verneint, berichtet Wormuth.

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