Vom Opfer zum Täter? Salzufer wegen sexueller Übergriffe auf Sohn vor Gericht

Bad Salzuflen. Der Mann auf der Anklagebank wirkt nervös. Zwar steht der Salzufler (49) nicht zum ersten Mal vor Gericht, diesmal sind die Vorwürfe gegen ihn aber von anderer Qualität. Die Staatsanwaltschaft Detmold wirft dem Mann vor, zwischen Sommer 2017 und Ende 2017 insgesamt 23 Mal gegenüber seinem Sohn sexuell übergriffig geworden zu sein. Das Kind war damals neun Jahre alt. Ein Urteil fällt zum Auftakt nicht.

Zwar verhandelt die Große Jugendkammer unter dem Vorsitz von Richterin Anke Grudda regelmäßig Verfahren zu sexuellem Kindesmissbrauch, dieser Fall sticht dennoch heraus. Die Tatvorwürfe kamen erst ans Licht, nachdem der inzwischen 17-jährige Sohn selbst Ende 2023 gegenüber einem Kind sexuell übergriffig geworden war. Der Vater ist der Justiz auch kein Unbekannter.

Sohn berichtet: &bdquo;Papa hat das auch mit mir gemacht“ &bdquo;Papa hat das mit mir auch gemacht“, soll der Jugendliche seiner Mutter gegenüber im Jahr 2023 gesagt haben, als es um seine eigenen Übergriffe ging. Das wiederholt die Lipperin (41) am Dienstag vor Gericht. &bdquo;Als wir ihn mit den eigenen Taten konfrontiert haben, ist er innerlich zusammengebrochen.“ Dabei habe er sonst nie geweint.

Der Vater bestreitet sämtliche Vorwürfe seines Sohnes. Er vermutet, dass seine Ex-Ehefrau dahinter steckt, erklärt seine Verteidigerin Susanne Renner zu Beginn für ihren Mandanten. Die Ehe ging Anfang 2019 in die Brüche, da zog der Vater aus der gemeinsamen Wohnung aus. &bdquo;Vielleicht sagt er das auch, damit er nicht als Täter, sondern als Opfer dasteht“, vermutet der Angeklagte.

Dass er zu seinen beiden leiblichen Kindern seit ein paar Jahren keinen Kontakt hat, kann er sich auf Nachfrage der Richterin nicht erklären. Staatsanwältin Jacqueline Kleine-Flaßbeck hakt an dieser Stelle genauer nach. &bdquo;Könnte das vielleicht mit der Dursuchung und dem daraus resultierenden Verfahren zu tun haben?“, fragt die Staatsanwältin. Der Angeklagte schüttelt den Kopf. &bdquo;Die Kinder waren ja eine Zeit lang trotzdem noch ab und zu bei mir.“

Vater bereits wegen Besitzes von Kinderpornografie verurteilt Fest steht, der Angeklagte wurde im Jahr 2019 wegen des Besitzes von Kinder- und Jugendpornografie verurteilt, bestätigt Landgerichtssprecher Dr. Wolfram Wormuth auf Anfrage. Damals sah das Amtsgericht Lemgo eine nicht unerhebliche Geldstrafe von 150 Tagessätzen als tat- und schuldangemessen an.

Die damaligen Vorwürfe stellte das Ende der Ehe dar, sagt die Ex-Ehefrau in Saal 165 aus. &bdquo;Ich habe seitdem immer Angst gehabt, dass er etwas mit den Kindern gemacht haben könnte.“ Beide Jungs hätten aber nie von etwaigen Übergriffen berichtet, sagt die Mutter, auch wenn sie eigenen Angaben nach allgemein nachgebohrt hatte.

Darüber hinaus hätten die Söhne einer Kinder- und Jugendtherapeutin nach der Trennung der Eltern nichts in die Richtung erzählt. &bdquo;Mein Ältester war ein Jahr bei ihr“, sagt die Mutter. &bdquo;Sie meinte, er hätte sich bis zum Schluss nicht geöffnet.“ Der Sohn gibt laut Wormuth in seiner nicht öffentlichen Aussage ebenfalls an, der Therapeutin nichts von den mutmaßlichen Übergriffen gesagt zu haben.

Dennoch soll die damalige Therapeutin noch einmal als Zeugin gehört werden. Wegen der besonderen Vorgeschichte hatte das Gericht außerdem ein Glaubwürdigkeitsgutachten zu den Angaben des Sohnes erstellen lassen. Auch das soll kommende Woche Thema werden, bevor das Gericht ein Urteil fällen kann.

Der Sohn stand im Oktober 2023 selbst vor der Großen Jugendkammer - und war geständig. Die Kammer entschied damals, die Entscheidung darüber, eine Jugendstrafe zu verhängen, zur Bewährung auszusetzen. Das ist im Jugendstrafrecht möglich, erklärt Wormuth, wenn das Gericht noch eine Chance sieht und abwarten will, wie sich der Angeklagte weiter entwickelt.

Der Prozess gegen den Vater wird am 2. Juli fortgesetzt.

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