So vielen Menschen hat Lippes Opferhilfeverein 2024 geholfen

Kreis Lippe. Es ist bitter, aber real: In jedem zweiten Fall geht es um Sexualdelikte, wenn Menschen in Lippe sich an den Opferhilfeverein &bdquo;Weißer Ring“ wenden. Insgesamt 116 Verbrechensopfer oder deren Angehörige haben die Ehrenamtlichen vergangenes Jahr betreut. Das teilt der Verein in seinem Jahresbericht mit.

&bdquo;Wir haben in 59 entsprechenden Fällen beraten“, wird Außenstellenleiter Christian Althoff aus Bad Salzuflen zitiert. &bdquo;Das Altersspektrum reichte von Eltern, deren Kind missbraucht wurde, bis zu einem Rentner, der als Kind Opfer eines Geistlichen geworden war.“ Häufig wüssten Betroffene nicht, ob sie zur Polizei gehen sollten.

Darüber hinaus bräuchten viele Perspektiven, wenn es um staatliche Unterstützung oder Therapien gehe. Im Kreis Lippe gibt es derzeit sieben Opferhelfer, die in ihrer Freizeit Menschen, die von Straftaten betroffen sind, und deren Angehörige beraten – unabhängig davon, ob eine Anzeige bei der Polizei erstattet wurde oder nicht. Die Ehrenamtlichen, die in der Beratung tätig sind, werden fortlaufen geschult, heißt es.

Beratungsscheck und Soforthilfe

Bei den häufigsten vom Opferhilfeverein in Lippe betreuten Fällen ging es dem Verein zufolge 2024 um Sexualstraftaten (59). Darüber hinaus habe die Außenstelle Themen wie Körperverletzung (13), Häusliche Gewalt (9), Stalking (8), Bedrohung (8), Mord und Mordversuch (7), Betrug (5), Raub (3), Kindesmisshandlung (2), Diebstahl (1) und Phishing (1) behandelt.

Opfer von Straftaten könnten - falls nötig - über den Verein einen Beratungsscheck für eine Erstberatung bei einem örtlichen Anwalt oder einer Anwältin bekommen. Darüber hinaus weisen die Ehrenamtlichen auf Hilfen anderer Einrichtungen in Lippe hin oder beraten über Möglichkeiten, staatliche Opferhilfe zu beantragen. In Einzelfällen zahle der Weiße Ring auch eine Soforthilfe aus.

Lippes Außenstellenleiter Christian Althoff nennt dazu ein Beispiel: &bdquo;Eine Rentnerin war Opfer eines Betrügers geworden, der ihr vorgegaukelt hat, sie habe ein Auto gewonnen.“ Die Frau habe ihr gesamtes Vermögen, mehrere Tausend Euro, für den &bdquo;Einfuhrzoll“ überwiesen, das Auto aber nicht bekommen, heißt es. Althoff: &bdquo;Der Weiße Ring ersetzt keine Vermögensschäden, aber wir konnten zumindest dafür sorgen, dass die Frau genug im Kühlschrank hatte, bis sie die nächste Rentenzahlung bekam.“

Die höchste finanzielle Aufwendung habe der Opferhilfeverein für eine Frau aufgebracht, deren Leben nach einer Aussage in einem Prozess nach Einschätzung der Polizei gefährdet war. Sie musste der Pressemitteilung nach von heute auf morgen ihre Arbeitsstelle und ihre Wohnung aufgeben und wurde von der Polizei an einem geheimgehaltenen Ort untergebracht. &bdquo;Weil ihr Mietvertrag aber noch drei Monate lief und das Bürgergeld nicht für zwei Mieten aufkommt, hat die Bundesgeschäftsstelle des Weißen Rings in Mainz unserem Vorschlag zugestimmt, die drei Mieten zu übernehmen“, erklärt Althoff.

Betroffene dankbar für Opferhilfe

In Fällen wie diesen sei die Dankbarkeit der Betroffenen oft groß, heißt es weiter. Das spiegele ebenfalls ein aktuelles Dankesschreiben einer Frau, die in der Kindheit missbraucht worden war. &bdquo;Dunkelheit in der Seele - jahrelang. Als die Erinnerung wieder auftauchte, war plötzlich nichts mehr wie vorher. Sexueller Missbrauch, das betrifft andere, aber mich doch nicht!“, zitiert der Verein daraus.

Und weiter: &bdquo;Melde dich beim Weißen Ring, du hast nichts zu verlieren, kam von einer Freundin viele Jahre später. Gut geschulte Mitarbeiter des Weißen Rings saßen dann in meiner Küche, hörten geduldig zu, nahmen mich ernst, glaubten mir, halfen mit praktischen Tipps. Nach all den Jahren stummer Verzweiflung habe ich durch den Weißen Ring wieder eine Stimme! Diese Stimme gibt mir heute die Entscheidungsfreiheit zu schweigen oder zu reden, zu schreien oder zu singen. Danke, Weißer Ring!“

Der Opferhilfeverein bekommt eigenen Angaben nach keine staatlichen Gelder und finanziert seine Arbeit weitgehend durch Spenden, heißt es.

Wer in Lippe lebt und Opfer einer Straftat geworden ist, kann unter der Nummer 0162 3370416 auf die Mailbox sprechen und wird zurückgerufen.

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