Diagnose Krebs: Wie diese Frauen Lippern zur Seite stehen

Kreis Lippe/ Oerlinghausen. &bdquo;Wir können die Diagnose nicht verändern. Aber wir können das Hier und Jetzt gestalten“, sagt Anja Ostrop. Eine Krebserkrankung ziehe den Betroffenen den Boden unter den Füßen weg, weiß auch Rica Fricke. Deshalb arbeiten die beiden Frauen in der ambulanten psychosozialen Krebsberatungsstelle des Kreises Lippe: um Betroffenen und ihren Angehörigen bei allen Belangen rund um die Erkrankung mit Rat und Tat zur Seite zu stehen.

Wo ist meine Kraftquelle? Wo finde ich Unterschlupf, wenn es mir schlecht geht? Stehe ich am Abgrund oder habe ich Aufwind? Diese und weitere Situationen sind auf der Landkarte der Gefühle zu finden. Die könne als Türöffner genutzt werden, um ein Beratungsgespräch anzuregen. Ebenso der Stimmungsvogel, eine Holzfigur mit beweglichem Kopf. Mit ihm ließe sich die Stimmung zeigen: Lässt er den Kopf hängen, blickt er nachdenklich zur Seite oder ist gar kopflos?

Keine medizinische Beratung Aber: &bdquo;Wir bieten weder psychologische oder psychotherapeutische noch medizinische Beratung“, betonen Sozialpädagogin Rica Fricke und Diplom-Heilpädagogin Anja Ostrop. Doch sie begleiten, wenn es gewünscht ist, während der gesamten Erkrankung sowohl die Erkrankten als auch Angehörige in psychosozialer sowie sozialrechtlicher Hinsicht. Denn auch für Angehörige ändere sich vieles - zum einem im Umgang mit dem Erkrankten, zum anderen für sie selbst in dieser neuen Situation.

Bei der sozialrechtlichen Beratung werden Fragen rund um Anträge etwa zur Reha, zum Pflegegrad, auf Schwerbehinderung und Co. geklärt. Bei der psychosozialen Beratung gehe es darum, Betroffene emotional zu entlasten, erklären die Beraterinnen. Der Umgang mit der Situation, mit Angst, Wut, Sorgen, dem Gefühl der Ohnmacht, dem ausgeliefert sein, die Frage, wie der Betroffene die Kontrolle nicht an die Krankheit verliert, sondern selbst behält oder zurückerlangt können dabei eine Rolle spielen. Dabei können die Beraterinnen Übungen, etwa Atemtechniken, zeigen und anwenden, die stabilisierend wirken, wie Rica Fricke erklärt - &bdquo;alles immer in dem Rahmen, wie es der Ratsuchende möchte“. Aber auch die Symptome der Erkrankung sowie eigene Ressourcen zu nutzen oder Unterstützung im Umfeld zu erhalten können Bestandteil der Gespräche sein.

Selbsthilfe für Erkrankte Zudem beraten Ostrop und Fricke - beide auch ausgebildete Coaches, die zudem eine Weiterbildung zu Psychoonkologinnen machen - auch Richtung Selbsthilfe. Denn hier stehe zum einen der Austausch mit Menschen, die Gleiches durchmachen oder durchgemacht haben im Vordergrund. &bdquo;Das kann motivieren, zeigen, es ist schaffbar.“ Viele Gruppen würden zudem Freizeitaktivitäten anbieten. &bdquo;Es ist wichtig, sich auch in der Zeit der Erkrankung schöne Dinge zu gönnen, um die eigenen Kräfte zu stärken“, betont Anja Ostrop.

Doch warum braucht es eine ambulante psychosoziale Krebsberatung ? &bdquo;Im ambulanten Bereich fehlen Versorgungsstrukturen“, erklärt Anja Ostrop und meint dabei nicht nur das Kreisgebiet. Bis sie und Rica Fricke ihre Arbeit aufgenommen haben, sei Lippe über die ambulante Beratung in Herford und Bielefeld mitversorgt worden. Nun können Patienten und Angehörige telefonisch oder direkt vor Ort in der Beratungsstelle im Gesundheitszentrum Oerlinghausen einen Termin vereinbaren. Und je nachdem, wo der Ratsuchende her komme oder der Gesundheitszustand sei, sei eine Beratung auch zum Beispiel im Kreishaus in Detmold, dem Gesundheitszentrum Lügde oder auch zu Hause möglich.

Die Krebsberatungsstelle ist montags bis donnerstags von 8.30 Uhr bis 12.30 Uhr und donnerstags von 14 bis 18 Uhr telefonisch unter Tel. (05231) 627727 oder per E-Mail an krebsberatungsstelle@kreis-lippe.de zu erreichen.

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