Hohe Durchfallquote: Diese Probleme sehen lippische Fahrlehrer bei der Theorieprüfung

Kreis Lippe. Der Datenreport des TÜV-Verbands zeigt es: Die Durchfallquoten beim Pkw-Führerschein waren auch 2024 weiter hoch. 45 Prozent der Pkw-Fahrschüler sind durch die Theorieprüfung, über ein Drittel (37 Prozent) in der Praxis durchgefallen. Doch woran liegt’s? Fahrlehrer aus Lippe wagen einen Erklärungsversuch.

Tanja Denecke, Inhaberin der Fahrschule Drossmann in Schieder-Schwalenberg und Bad Pyrmont, weiß: Es gebe durchaus Fahrschüler, die Prüfung auf die leichte Schulter nehmen. Andere läsen die Fragen nicht sorgfältig genug durch. &bdquo;Selbstverständlich gibt es auch Fahrschüler, die unter Prüfungsangst leiden oder einfach aufgrund von hoher Aufgeregtheit Flüchtigkeitsfehler machen.“ Laut Prüfungsordnung werden in der Fahrschule 14 Theorieblöcke unterrichtet, Lernen und die Prüfungsfragen durcharbeiten müssen die Fahrschüler selbstständig, ergänzt Sven Bothe, Inhaber der gleichnamigen Fahrschule aus Lemgo. Doch dieses Selbststudium sei für viele Fahrschüler schwierig. &bdquo;Früher haben wir die Fragebögen in den Fahrschulen kontrolliert“, doch das sei nicht mehr vorgesehen.

Lernen von unterwegs nicht effektiv Um für die Theorieprüfung zu üben, muss laut Tanja Denecke jeder Fahrschüler eine Fahrschul-App durcharbeiten, in der alle Prüfungsfragen ein- bis zweimal abgefragt werden. Am Ende gibt es Prüfungssimulationen, bei denen ungefähr 15 Prüfungen in Folge bestanden werden müssen, damit die App den Stand &bdquo;prüfungsbereit“ angibt. Matthias Haake, Fahrschulleiter der Fahrschule Zöllner, sieht in diesen digitalen Lernmethoden per App ebenfalls ein Problem: Zwar sei ein Lernen von unterwegs möglich, &bdquo;aber der Lernstoff wird dadurch nicht intensiv bearbeitet“. Auf einem großen Bildschirm könne man viele Situationen besser erkennen als auf dem kleinen Handydisplay, ergänzt Bothe. Doch durch verlängerte Schulzeiten hätten die Schüler immer weniger Zeit zum Lernen, gibt Haake zu bedenken.

Vielfach riefen auch Eltern an, deren Kinder die 14 Pflicht-Theoriestunden voll haben, mit der Forderung, das Kind zur Theorieprüfung anzumelden, weiß Sven Bothe. Wenn die Fahrlehrer sehen, dass das Material gar nicht richtig durchgearbeitet ist, werde nicht angemeldet - &bdquo;doch das führt schon mal zu Diskussionen mit den Eltern“. Aber er betont auch: &bdquo;Die, die sich an die Spielregeln halten, bestehen auch.“

Prüfungssperre wieder einführen? Ein anderes Problem sieht zudem Jörg Schröder, Chef der gleichnamigen Detmolder Fahrschule: Seiner Meinung nach liege das Problem auch an den Fahrschulen. Es gebe mehrfach ausgezeichnetes Lehrmaterial, &bdquo;das ist so konzipiert, dass ein Abiturient genau so gut zu Erfolg geführt wird wie der Realschüler oder derjenige, der keinen Schulabschluss hat“, weiß er. Bei diesem Material könne die Fahrschule verfolgen, wie lange und wie viel sich der Schüler damit beschäftige, auch die Prüfungsreife werde angezeigt.

&bdquo;Wir haben vor einigen Jahren konsequent auf eine Teilnahme von mehr als 90 Prozent Prüfungsreife bei den Bewerbern umgestellt.“ Matthias Haake sieht zudem den großen Fragenpool (über 1000 Fragen) bei den Theorieprüfungen kritisch, auch die Prüfungszeit mit 55 Minuten sei zu lang. Geflüchtete wiederum täten sich sehr schwer in der Umsetzung der straßenverkehrsrechtlichen Regeln in Deutschland.

Doch was könnten die Fahrschulen noch machen, um sicherzustellen, dass nur Fahrschüler zur Prüfung zugelassen werden, die auch wirklich bereit sind? &bdquo;In der Fahrschule könnte man noch mal in Präsenz drei Probeprüfungen machen und die Fahrschüler nur anmelden, wenn sie alle drei bestanden haben“, überlegt Denecke. Das würde denjenigen allerdings nicht helfen, die aufgrund von Nervosität oder Prüfungsangst durchfallen. Fahrschüler sollten erst bei einer hohen Prüfungsreife - bei ihm seien es 90 Prozent - zur Prüfung angemeldet werden, meint Schröder. Sven Bothe wiederum sieht den Wegfall der Prüfungssperre - nach drei Mal durchfallen drei Monate auf den nächsten Prüfungstermin warten müssen, wie es früher war - kritisch. &bdquo;Als es die gab, haben sich viele mehr bemüht.“

Neue Fragen Jedes Jahr zum 1. April und zum 1. Oktober gibt es neue Theoriefragen, andere fallen dafür weg. &bdquo;Der Fragenkatalog wird regelmäßig überarbeitet, um den aktuellen Anforderungen und Entwicklungen im Straßenverkehr gerecht zu werden“, sagt Fani Zaneta, Referentin für Fahrerlaubnis, Fahreignung und Verkehrssicherheit beim TÜV-Verband, in einer Pressemitteilung. &bdquo;Jede neue Frage durchläuft einen gründlichen Prüfprozess“, erläutert Zaneta. Fahranfänger sollen schließlich nicht nur die Verkehrsregeln kennen, sondern auch auf die realen Herausforderungen und Gefahren im Verkehr vorbereitet sein und reagieren können.

Der Fragenkatalog für die Klasse B (Pkw) umfasste bislang 1197 Fragen, seit dem 1. April sind es 1040. Neu sind Abbildungsauswahlaufgaben, bei denen mehrere Antworten ausgewählt werden können. Die Abbildungsfragen ermöglichen laut Verband nun eine präzisere Wissensüberprüfung, alle Fragen sind öffentlich.

Tipps für eine erfolgreiche Theorieprüfung Der TÜV-Verband rät, frühzeitig mit der Vorbereitung zu starten. Denn kontinuierliches Lernen helfe, das Wissen nachhaltig zu verankern.

Mit aktuellen Prüfungsfragen üben: Alle Fragen sind öffentlich zugänglich – eine gute Vorbereitung erhöhe die Erfolgschancen.

Verständnis vor Auswendiglernen: Die Prüfung frage nicht nur Fakten, sondern auch Zusammenhänge ab.

Elektronische Lernstandskontrollen der Fahrschule helfen, Wissenslücken zu erkennen und gezielt aufzuarbeiten.

Ruhe und Konzentration unterstützen den Prüfungserfolg – &bdquo;Prüfer wollen niemanden durchfallen lassen, sondern sehen, dass die Verkehrsregeln sitzen“, weiß der Verband.

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