Lipper können bald keine Vierfahrtenkarten mehr kaufen

Kreis Lippe. Die klassische Vierfahrtenkarte für Bus und Bahn ist bald Geschichte. Die Fahrkarte wird ab August nicht mehr verkauft. Wer dann noch Vierer-Tickets hat, kann sie bis Ende Oktober nutzen. Die Abschaffung dieser Art der Papierfahrkarte gilt in ganz Lippe und darüber hinaus auch in Westfalen.

Sie geht auf eine Entscheidung des Tarifverbunds &bdquo;Westfalentarif“ mit Sitz in Bielefeld zurück, in dem 60 Verkehrsunternehmen und zahlreiche Aufgabenträger vertreten sind. Das Aus für die Vierfahrtenkarte geht einher mit der Abschaffung der Stempelautomaten. Denn im Prinzip seien es nur noch diese Fahrkarten, für die die Entwerter gebraucht würden, sagt Achim Oberwöhrmeier, Geschäftsführer der Kommunalen Verkehrsgesellschaft (KVG) Lippe.

&bdquo;Manche Fahrzeuge sind bislang schon ohne Stempelautomaten unterwegs. Dort musste der Fahrer dann von Hand stempeln“, sagt Oberwöhrmeier. Das sei kompliziert und teuer. Dass die Automaten entfernt werden, bestätigt Jürgen Kleß, der bei den Stadtwerken Lemgo für den Stadtbus in der alten Hansestadt zuständig ist: &bdquo;Das ist eine Entscheidung des Westfalentarif-Verbunds, die wir mittragen.“ Es gehe darum, das Ticket-Sortiment zu entschlacken und Vertriebskosten zu sparen. Eine Vierfahrtenkarte kostet in Lippe 10,80 Euro, das macht 2,70 Euro pro Fahrt. Eine Einzelfahrkarte kostet drei Euro.

&bdquo;Home“-Tarif als Alternative Alternativ-Tickets in Papierform soll es nicht geben. Aber sehr wohl in digitaler Form, und diese könne auch deutlich günstiger sein, sagt Kleß. Er verweist auf den elektronischen &bdquo;Eezy“-Tarif für gelegentliche ÖPNV-Nutzer, bei dem die Strecke nach der Luftlinie berechnet wird. Voraussetzung ist allerdings die Installation einer App auf dem Smartphone. Beim Einsteigen muss der Fahrgast auf seinem Handy ein-, beim Aussteigen auschecken.

&bdquo;Eezy“ sei mit zwei &bdquo;Home“-Tarifen für Lippe auch in die &bdquo;Lippemobil“-App fürs Handy eingebunden, sagt Oberwöhrmeier. Innerhalb von vielen lippischen Kommunen könne man damit für einen Euro pro Fahrt, im ganzen Kreisgebiet für zwei Euro unterwegs sein. Wer häufiger fahre, zahle maximal 29 beziehungsweise 38 Euro im Monat, auch wenn er mehr als 29 beziehungsweise 19 Mal pro Monat unterwegs sei. Oberwöhrmeier: &bdquo;Das ist eine einfache Art, sich im ÖPNV fortzubewegen.“

&bdquo;Müssen irgendwann anfangen“ Allerdings nur für Smartphone-Nutzer. Werden Ältere damit nicht ausgeschlossen? Oberwöhrmeier glaubt nicht, dass man diese Gleichung so ohne Weiteres aufmachen kann. &bdquo;Mein Onkel ist Mitte 80, der macht das alles mit dem Handy“, sagt er. Zugleich verweist er darauf, dass der ÖPNV in Westfalen-Lippe beim Digital-Ticket nicht vorpresche: &bdquo;In Holland sind Papiertickets schon vor Jahren aus dem Verkauf verbannt worden.“ Ihm sei klar, dass der Übergang in die digitale Welt Zeit brauche. &bdquo;Aber irgendwann muss man damit anfangen.“

Zugleich verweist der KVG-Chef auf die große Tarifreform, die es in Westfalen-Lippe geben soll. Die Ticket-Landschaft solle transparenter werden. Gleichwohl ist Oberwöhrmeier nicht so glücklich, dass es in diesem Prozess als erstes das Vierer-Ticket trifft. &bdquo;Ich weiß, dass das ein beliebtes Produkt ist. Wenn man das Tarifsystem bereinigen will, hätte man besser mit einem unbeliebteren Ticket angefangen.“

Die Stadtwerke Lemgo verweisen als Alternative zur Vierfahrtenkarte auch auf die Lemgo-Card als Monatskarte für 29 Euro, die sich ab etwa elf Fahrten pro Monat rechne. Überdies hätten sich die Verkaufszahlen beim Vierer-Ticket für den Stadtbus Lemgo im Vergleich zu den Jahren vor Corona fast halbiert, berichtet Stadtbus-Chef Kleß. Verantwortlich dafür seien auch das Deutschlandticket und die digitalen Fahrkarten über die Lippemobil-App sowie &bdquo;Eezy NRW“.

Transparenzhinweis: Wir haben den Artikel ergänzt.

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