Chance oder Risiko? Was der Masterplan Mobilität den Lippern bringen soll

Kreis Lippe. Zu einseitig, ideologisch überfrachtet, mobilitätsfeindlich: Es hagelt Kritik am Masterplan Mobilität, zumindest von der FDP-Fraktion im Kreistag sowie der Industrie- und Handelskammer (IHK) Lippe. Kritik, die Mobilitätskoordinatorin Astrid Butt und Dr. Ute Röder, zuständige Verwaltungsvorständin, nicht nachvollziehen können. Schließlich seien sowohl die IHK und andere als auch die Politik immer wieder in den Entwicklungsprozess eingebunden worden.

Und dass Mobilität auch bei den lippischen Bürgern ein Thema ist, zeigt nicht zuletzt der &bdquo;Lippe-Check“: Mit gerade einmal 5,31 von 10 Punkten landet die Bewertung der Verkehrssituation Lippe-Schnitt ganz am Ende der Skala. Nicht wirklich besser schneidet der Öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV) mit 5,49 Punkten ab, besonders Anbindung und Verlässlichkeit seien ausbaufähig. Zwar hat sich in diesem Bereich mit Schnellbussen zwischen Detmold und Lemgo, mit Anrufsammeltaxen und der &bdquo;Limo“ - dem Bestelltaxi ohne festen Fahrplan - schon einiges getan. Doch der Masterplan geht als integriertes Mobilitätskonzept darüber hinaus .

Von Schnellbus bis Fahrradstraße Doch was steht drin? &bdquo;Der Masterplan ist eine Gesamtstrategie für die kommenden Jahre“, betont Ute Röder, ein Konzept für die Mobilitätswende im Sinne der Klimaziele. Es sei ein langer Prozess gewesen, dessen Ende nun acht Handlungsfelder mit 35 Maßnahmen stehen - manche mehr, manche weniger konkret. Sechs Modellprojekte stehen dabei ganz vorn, zum Beispiel die Reduzierung von Elterntaxis an Schulen oder ein möglicher Werksverkehr für den Gewerbe- und Energiepark Horn . Das klappe für Amazon im Industriepark Lippe bereits gut, erklärt Ute Röder: Das Unternehmen zahlt einen Beitrag, die Mitarbeiter erhalten ein Deutschland-Ticket, der Individualverkehr und damit die Belastung für Anwohner sei reduziert.

Zudem soll die Möglichkeit einer Fahrradstraße zwischen Lage und Leopoldshöhe auf dem Krentruperhagen (K5) geprüft werden - &bdquo;ohne dort Autos & Co. komplett zu verbieten“, betont Astrid Butt. Das Ziel: mehr Sicherheit für Radler und Fußgänger. Eine weitere Idee ist ein Schnellbus zwischen Lemgo und Bad Pyrmont. Ja, den gibt es bereits mit Route über Blomberg, der neue soll aber über Dörentrup und Barntrup führen. So sollen insbesondere Pendler schneller zum Ziel kommen, der &bdquo;normale“ Regionalbus mit mehr Haltestellen bleibt ergänzend bestehen. Und dass das angenommen wird, zeige der Schnellbus über Blomberg, den es seit drei Jahren gebe: &bdquo;Die Zahl der Passagiere ist von 60.000 auf 370.000 Passagiere im Jahr angestiegen“, weiß Ute Röder. Ein weiterer Schnellbus von Kalletal über Lemgo nach Detmold werde im Übrigen derzeit eingerichtet, ergänzt Astrid Butt. Schließlich hieß auch beim &bdquo;Lippe-Check“ eine Empfehlung, Anbindung von Bussen und Bahnen an ländliche Gebiete zu verbessern.

Lösungen statt Zwangsabgaben Die IHK Lippe kritisiert &bdquo;die fast ausschließliche Fokussierung auf Umwelt und nachhaltige Verkehre“, Auto- und Lkw-Verkehre sollten dagegen zurückgedrängt werden. &bdquo;Was die IHK besonders kritisiert, sind Ideen zu neuen Zwangsabgaben für den ÖPNV. Hotel- und Gästeabgaben, Verpflichtung zur Abnahme von Jobtickets für alle Unternehmen und ÖPNV-Erschließungsbeiträge für alle Hausbesitzer sollen helfen, die leeren Kassen der Kommunen aufzufüllen“, heißt es in einer Mitteilung weiter. Für Lippe sei die Straße in den nächsten Jahrzehnten &bdquo;der mit Abstand wichtigste Verkehrsträger“. Deshalb müssten kaputten Straßen und Brücken saniert, wichtige Ortsumgehungen geschaffen werden. Davon stehe aber nichts im Masterplan.

Der Masterplan setze &bdquo;nahezu ausschließlich auf ÖPNV und Radverkehr – den motorisierten Individualverkehr blendet er weitgehend aus oder beschränkt ihn gezielt“, kritisiert auch FDP-Fraktionschef Carsten Möller in einer Mitteilung. Ebenso die E-Mobilität, die sei aus Sicht der FDP aber gerade in ländlichen Regionen Teil der Lösung. Das Argument der Fördermittel lasse die FDP nicht gelten, schließlich gebe es bereits andere Konzepte, die als Grundlage für Fördermittel dienen können. Maßnahmen zum Wirtschaftsverkehr seien &bdquo;ein Rückfall in überregulierte Zeiten“.

Klimaschutz durch Mobilitätswende Es gehe nicht um Zwangsabgaben oder das Verbannen von Autos, sondern um die Verkehrs- und Mobilitätswende, sagt Ute Röder mit Nachdruck. &bdquo;47 Prozent der Haushalte in Lippe haben zwei oder mehr Autos, diese Quote wollen wir reduzieren.“ Und was sei so schlimm an der Idee einer &bdquo;ÖPNV-Taxe“, mit der Wanderbusse finanziert werden, das gebe es schließlich in zahlreichen anderen Tourismus-Regionen bereits. Astrid Butt bringt den steigenden Güterverkehr ins Spiel: &bdquo;Dafür braucht es Lösungen.“ Und Ideen seien im Masterplan festgehalten. Auch wenn der Kreis das meiste nicht einfach so umsetzen kann, schließlich sind an Straßen, ÖPNV & Co. noch andere Akteure - Kommunen, Straßen.NRW, Verkehrsbetriebe etc. - beteiligt. Aber er könne in jedem Fall unterstützen. Zudem sei der Masterplan als Gesamtkonzept auch für das Einwerben von Fördergeldern für einzelne Maßnahmen von Bedeutung.

Chance oder Risiko? Was der Masterplan Mobilität den Lippern bringen soll

Angebot zur Kommunalwahl

In Schlangen tauschen sich Unternehmen und die Verwaltung aus

Ohne Umsteigen: Campus-Express fährt ab Oktober bis Kalletal

„BioVerwertung Lemgo“: Auf der Maibolte werden 75 Millionen Euro investiert

Dieser Tourismuspreis geht nach Oerlinghausen

Schlänger Lindenstraße soll zur Fahrradstraße werden

So soll sich der Ortskern von Leopoldshöhe verändern