Die Zahlen liegen endlich vor: Wie viel Euro der Landesverband Lippe wert ist

Kreis Lippe. Bis auf die letzte Scherbe einer altertümlichen Vase in der hintersten Ecke des Lippischen Landesmuseums haben sie die Besitztümer des Landesverbandes zwar nicht bewertet - gleichwohl haben die Experten von der Gemeindeprüfungsanstalt (GPA) nach jahrelanger Prüfung nun amtlich festgestellt, wie reich der Landesverband Lippe tatsächlich ist: nämlich 740 Millionen Euro schwer, nur eine Million Euro hiervon sind liquide Mittel.

Neben konkreten Zahlen gab es eine konkrete Handlungsanweisung an die Verbandsversammlung: &bdquo;Außerhalb des Zukunftskonzeptes verfolgt der Landesverband tatsächlich kaum Maßnahmen, die zu einer nachhaltigen Reduzierung der Aufwendungen führen“, sagte Doris Krüger von der GPA. Die Konsolidierungsbemühungen müssten dringend weitergehen.

Kein alltägliches Geschäft für die Prüfer Diese konkrete Zahl braucht es, weil der Landesverband seit 2019 nach dem System der doppelten Buchführung wirtschaften, also Soll und Haben gegenüberstellen muss. Und um sparen zu können, müssen die Rahmenbedingungen bekannt sein. Die Jahresabschlüsse seit 2019 holt er nun allmählich nach. Ursprünglich sollte diese Eröffnungsbilanz Anfang 2021 vorliegen . &bdquo;Das war aber nun einmal kein alltägliches Geschäft für uns. Eine total komplizierte Sache, auch in unserer Abstimmung mit dem Landesrechnungshof“, sagte Thomas Nauber, Abteilungsleiter der GPA. Vermögenswerte hätten aus zahlreichen Dokumenten und Listen &bdquo;irgendwie zusammengesucht“ werden müssen, um &bdquo;von einer Inventur zum Inventar“ kommen zu können.

Alle Vermögensgegenstände mussten bewertet werden, vom Theatergebäude über Studentenwohnheime und Fahrzeuge bis zum ausgestopften Säugetier im Museum. Das ist nicht ganz gelungen. Allerdings: &bdquo;Wir haben Ihre Werte zwar nicht bis zum letzten Detail unter die Lupe genommen, sind aber sicher, die Lage des Verbandes korrekt darzustellen“, sagte Doris Krüger.

740 Millionen Euro - das hört sich ordentlich nach etwas an. Indes: Werte in Höhe von 739 Millionen Euro kann und darf der Verband so gut wie gar nicht flüssig machen: Bebaute und vor allem unbebaute Grundstücke (Wald), Kunstgegenstände, Kulturdenkmäler. &bdquo;Der Erhalt und die Pflege dieses Eigenkapitals ist ja Ihre ureigenste Aufgabe. Da dürfen Sie - anders als Kommunen - gar nichts verkaufen“, stellte Krüger klar.

Der Hermann übrigens wird zum 150. Geburtstag ernüchternd taxiert: Er steht symbolisch mit einem Euro in den Büchern. 67 Millionen Euro sind Finanzanlagen (18 Millionen Euro Anteile an verbundenen Unternehmen, 47 Millionen EU-Wertpapiere). Ein Teil der Wertpapiere sind der Zukunfts- und Pensionsfonds, der etwa für die Zahlung von Pensionslasten zur Verfügung steht.

Zehn Jahre bis zur schwarzen Null Doris Krüger mahnte eindringlich, die vom Land gewährte Zehn-Jahres-Frist bis zu einer schwarzen Null 2031 zu nutzen. &bdquo;Nicht alles, was wünschenswert ist, ist finanzierbar.“ Es gebe nach wie vor zu wenig konkrete Sparansätze. &bdquo;Der Druck bleibt“, sagte sie ohne Wenn und Aber. Im Stellenplan sei Plus von 3,7 Stellen nicht hinzunehmen. &bdquo;Aufgrund der hohen Personalkosten sind Konsolidierungserfolge angezeigt.“

Darüber hinaus verdienten die jährlich steigenden Leistungen an das Landestheater Detmold besondere Beachtung: Die Aufsicht - also das Land - erwarte &bdquo;schrittweise Maßnahmen hinsichtlich der langfristigen Finanzierungs- und Gesellschafterstruktur des Theaters“, sagte sie unzweideutig.

Selbstverständlich befürworte die GPA, dass der Landesverband die Erträge steigern will - durch weitere Investitionen in Windkraft und aus der Forstwirtschaft. &bdquo;Von deutlich mehr Finanzerträgen hängt der Erfolg des Zukunftskonzeptes ab. Diese Steigerung erwarten wir im Bereich der erneuerbaren Energien.“

2031 sollen die Windkrafterträge 6,4 Millionen Euro betragen - das wären 76 Prozent des gesamten Zukunftskonzeptes, und gleichzeitig sind die Erträge risikobehaftet. &bdquo;Das sind schwierige Aufgaben, aber sie sind Pflicht.“

Einen Kommentar zum Thema von LZ-Redakteur Martin Hostert lesen Sie hier.

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