Kreis Lippe. Knapp zwei Wochen bis zum Showdown zwischen den Landratsanwärtern Meinolf Haase (CDU) und Ilka Kottmann (SPD). Zwei Wochen, die sowohl die Christ- als auch die Sozialdemokraten nach einem knackigen Wahlkampf noch einmal so richtig fordern werden. Gespräche mit ausgeschiedenen Bewerbern und ihren Parteispitzen über etwaige Unterstützungsaufrufe werden geführt, neue Plakate geklebt, andere mit Banderolen überpinselt ... Und über allem steht die Gefahr einer möglicherweise geringen Wahlbeteiligung, weil in den meisten und größten Städten die Bürgermeisterwahl gelaufen ist. Für Lippes CDU-Chef Lars Brakhage steht es seit Montagmorgen wieder 0:0 zwischen Haase und Kottmann. Und das, obwohl der Christdemokrat in Wahlgang eins satte 10,8 Prozent mehr einfuhr als die Gegnerin, die Axel Lehmann beerben und das Kreishaus damit in SPD-Hand halten möchte. SPD-Vize Arne Brand glaubt gleichfalls an ein noch offenes Rennen. „Wir stecken den Kopf nicht in den Sand“, unterstreicht er und sieht seine Genossin Kottmann dem CDU-Gegner so dicht auf den Fersen, „dass sie ihn packen kann“. Das muss sie auch, wenn sie gewinnen will. CDU-Boss Brakhage feiert es als Erfolg, dass Haase in jeder Kommune vor seiner Mitbewerberin gelegen habe – wenn in Blomberg auch nur hauchzart mit gerade mal acht Stimmen. „Solch ein Sieg über alle Städte und Gemeinden ist schon unüblich“, betont Brakhage. Besonders hart gekämpft wird nach seiner Lesart in zwei Wochen um die Stimmen aus Lage und Horn-Bad Meinberg, da hier das Bürgermeister-Rennen parallel noch geöffnet ist und die Wahlbeteiligung hochhalten dürfte. Auf die vage Theorie, dass durch die bereits abgehakten Wiederwahlen der Bürgermeister in Detmold, Bad Salzuflen und Lemgo das eher städtisch-progressive Milieu zu Hause bleiben und Kottmann Stimmen kosten könnte, will sich Brakhage nicht verlassen. Interessant werde sein, ob die vielen Protestwähler ihr Kreuzchen noch machten, wenn ihre Partei und ihr Kandidat nicht mehr auf dem Wahlzettel stünden. 2015 nur 30 Prozent Wahlbeteiligung Arne Brand und den Sozialdemokraten macht die Erinnerung an 2015 Mut. Seinerzeit zwang Axel Lehmann (SPD) Amtsinhaber Friedel Heuwinkel (CDU) nur äußerst knapp überhaupt in die Stichwahl. Bei dieser überflügelte Lehmann dann Heuwinkel. Die Wahlbeteiligung rutschte bei der Stichwahl auf 30 Prozent, zwei Wochen zuvor waren es noch knapp 53 Prozent gewesen. Ob es noch eine Wahlempfehlung unterlegener Kandidaten geben wird? Die FDP stehe weiter zu Haase, bekräftigt CDU-Chef Brakhage, der in den nächsten Tagen weitere Wahlaufrufe für Haase ausloten möchte. „Wir sprechen mit allen demokratischen Parteien der Mitte – aber nicht um jeden Preis“, spielt Brakhage auf mögliche Gegenleistungen an. Diesen erteilt auch Brand für die SPD eine Absage: „Dafür müsste man erst mal wissen, wer Chef im Kreishaus wird.“ Das mit der Gesprächsbereitschaft in Richtung der demokratischen Parteien klingt bei ihm ähnlich. Dämpfer? Von wegen! Noch etwas eint CDU und SPD, die mit ihrem Kandidaten und ihrer Kandidatin ins Duell gehen: der Kampfgeist bei den vielen Helfern. „Ein Dämpfer?“, sagt SPD-Mann Brand mit Blick auf den Rückstand. „Davon kann nicht die Rede sein.“ Seine Parteifreundinnen und Parteifreunde seien entschlossen, nach der holprigen Kür der Kandidatin das Wunder von 2015 zu wiederholen. Bei CDU-Chef Brakhage klingt das, mit umgedrehten Vorzeichen, so: „Weil die Chance für einen Machtwechsel im Kreishaus greifbar ist, sind unsere Wahlkämpfer hochmotiviert.“ Sowohl an den Ständen als auch in vielen Telefonaten und an Haustüren möchte die CDU nach den Worten ihres Kreisvorsitzenden noch mal aufs Gaspedal treten. In der Budgetplanung bereits vorm ersten Wahlgang vorgesehen: Plakate teilweise mit Bannern zu überkleben sowie komplett neue Großplakate. „Wir sind bereit fürs Duell“, sagt Brakhage. Arne Brand bekennt, auch die Sozialdemokraten hätten „noch Plakate in der Hinterhand“.