Hochseilakt: Warum hängen Arbeiter an den Strommasten in Lügde?

Lügde. Wer in den vergangenen Wochen an Strommasten in und um Lügde vorbeigefahren ist, hat vielleicht Bauarbeiten bemerkt: Arbeiter in leuchtenden Westen sind an den Masten unterwegs, teilweise sogar hoch oben zwischen den Leitungen. Viele fragen sich, was dort eigentlich geschieht. Die Antwort: An der Stromtrasse wird derzeit ein sogenannter Leiterseiltausch durchgeführt. Und wie so etwas funktioniert, hat sich LZ-Volontär Kyrill von Matuschka erklären lassen.

Die beauftragte Firma ist der Übertragungsnetzbetreiber TenneT, informiert Andreas Jaeger. Dort ist er Referent für Bürgerbeteiligung und informiert über die geplante Verstärkung der Stromleitung zwischen Landesbergen und Borken. Die Freileitung wurde Ende der 1960er-Jahre errichtet. Nach mehr als fünf Jahrzehnten sind zahlreiche Bauteile verschlissen und müssen ersetzt werden.

Anstelle eines kompletten Neubaus setzt TenneT auf eine Netzverstärkung. Dabei werden alte Leiterseile durch moderne Hochtemperaturseile ersetzt, die deutlich mehr Strom transportieren können – künftig rund 4000 statt bisher etwa 2600 Ampere. Auch alte Porzellan-Isolatoren werden durch leichtere Silikon-Verbundisolatoren ausgetauscht. &bdquo;So erhöhen wir die Kapazität und verlängern die Lebensdauer der Leitung, ohne zusätzliche Flächen in Anspruch zu nehmen“, erklärte Jaeger.

Auch vor Ort Projektleiter Nico Lo Sasso, der den Vorgang wie folgt erklärt: &bdquo;Die Arbeiten erfolgen abschnittsweise. An den massiven Winkelabspannmasten werden Arbeitsflächen eingerichtet, über die Seiltrommeln und Maschinen betrieben werden.“ Das neue Seil wird mit dem alten verbunden und beim Abziehen gleichzeitig eingezogen, führt Lo Sasso weiter aus. An den schlankeren Tragmasten, die lediglich die Seile halten, entstehen kleinere Arbeitsflächen für den Austausch der Isolatoren.“

Tiere als besondere Herausforderung Die Leitung besteht aus zwei Systemen mit jeweils drei Phasen und insgesamt 24 Leiterseilen sowie einem Blitzschutzseil. Damit bleibt das Netz selbst bei Störungen stabil. Nach Abschluss der Arbeiten werden die Seile durch sogenannte Abstandshalter fixiert, die von Monteuren mit speziellen Fahrwagen direkt an der Leitung angebracht werden. Eine besondere Herausforderung stellen Tiere dar, die an oder in der Nähe der Masten leben. &bdquo;Im Zweifel können Arbeiten dann nicht wie geplant stattfinden“, so Jaeger. Deshalb wird jeder Bauabschnitt von einer ökologischen Baubegleitung überwacht, die sicherstellt, dass Tiere und Lebensräume geschützt bleiben.

Für die Region besonders wichtig: Während der Bauarbeiten bleibt die Stromversorgung gesichert. &bdquo;Gearbeitet wird immer nur an einem abgeschalteten Stromkreis, während der zweite weiterhin Strom liefert. So ist auch in der verbrauchsintensiven Winterzeit die Versorgung gewährleistet“, betonte Jaeger. Die Bauarbeiten sollen Ende September 2027 abgeschlossen sein.

Paula, erklär’s mir: Wofür brauchen wir Hochspannungsmasten? Strom kann man sich wie kleine unsichtbare Autos vorstellen, die von Kraftwerken zu den Häusern fahren. Damit sie ungehindert und sicher ankommen, brauchen sie breite &bdquo;Straßen“.

Hochspannungsmasten wirken wie hohe Brücken, die die Stromleitungen über Felder und Städte tragen. So können die Strom-Autos weit reisen, ohne irgendwo anzuhalten oder im Weg zu stehen, und sorgen dafür, dass Häuser mit Licht, Wärme und Energie versorgt werden. Paula ist das Zeitungs-Maskottchen der LZ, das kinderleicht erklären kann.

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