E-Mobility in Schieder baut 180 Stellen ab: Darauf will sich das Unternehmen konzentrieren

Schieder-Schwalenberg. 60 waren es zu Jahresbeginn, jetzt kommen noch dreimal so viel dazu: Die Phoenix-Tochter E-Mobility streicht 180 Stellen. Bereits Mitte September hatte die Geschäftsleitung in einer Betriebsversammlung die Belegschaft über diesen Schritt informiert, wie das Unternehmen jetzt auf Nachfrage der LZ mitteilt.

Weltweit zählt die Phoenix Contact E-Mobility mit Tochterunternehmen in China, Polen und den USA 800 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, davon ursprünglich 430 am Standort Schieder. Das heißt, insgesamt halbiert sich in diesem Jahr die Zahl der Beschäftigten an der Hainbergstraße.

Welche Perspektiven haben nun die betroffenen Mitarbeiter in Schieder? Gemeinsam mit den Sozialpartnern wolle das Unternehmen diesen Übergang so &bdquo;sozialverträglich wie möglich gestalten“ und arbeite eng mit dem Betriebsrat zusammen, heißt es in einer Pressemitteilung.

Hoffnung auf Wechselmöglichkeiten im Konzern

Der Betriebsrat hofft, möglichst viele Existenzen retten zu können. &bdquo;Die angekündigte Trennung vom Geschäftsbereich Automotive PKW-Hersteller und der damit verbundene Stellenabbau ist ein harter Einschnitt für die Beschäftigten“, sagt Betriebsratsvorsitzender Stefan Francke. &bdquo;Wir setzen uns dafür ein, die Transformation sozialverträglich zu gestalten, und verhandeln intensiv mit der Geschäftsführung.“

Besonders wichtig seien der Mitarbeitervertretung dabei interne Wechselmöglichkeiten innerhalb der Phoenix-Contact-Gruppe. &bdquo;Unser Ziel ist es, Perspektiven zu schaffen und die Leistungen der Kolleginnen und Kollegen zu würdigen. Gerade in dieser schwierigen Zeit dürfen sie nicht allein gelassen werden.“

Konzentration auf Ladeinfrastruktur und Nutzfahrzeuge

Wie hatte es dazu kommen können und wie geht es jetzt weiter? Bis zur Gründung der Tochter E-Mobility in Schieder im Jahr 2013 hatte sich Phoenix Contact konsequent aus der Automobilbranche herausgehalten. Doch als die Nachfrage nach Ladeinfrastruktur stieg, erschien dieser Bereich der Geschäftsleitung als lohnendes Geschäftsfeld, wie der ehemalige CEO Frank Stührenberg der LZ zu Jahresbeginn in einem Interview bestätigte.

Im ersten Jahr nach der Gründung konnte das Unternehmen zehn Millionen Euro Umsatz vermelden, neun Jahre später waren es 220 Millionen Euro. Dem hatten allerdings auch große Investitionen gegenüber gestanden. 2023 kam der Bruch, als die Nachfrage für Ladestecker, Ladebuchsen und Ladesäulen weltweit zurückging. Dass dann auch der Bund Knall auf Fall die Förderung von E-Autos strich, verstärkte den Negativtrend. In dieser Situation hatte sich die Geschäftsführung auf die Suche nach einem Investor gemacht, im Juni dieses Jahres allerdings verkündet, dass die E-Mobility es allein aus der Krise schaffen will.

Und das hat nun Folgen, bis hin zur aktuellen Streichung der 180 Arbeitsplätze. Dennoch gibt sich die Geschäftsführung optimistisch: &bdquo;Die bereits angekündigte Veränderung in unserem Geschäftsbereich Automotive PKW-Hersteller konkretisiert sich nun, indem wir uns auf die Bereiche Ladeinfrastruktur und Nutzfahrzeuge konzentrieren“, erläutert Andreas Rau, Vorstand der Phoenix Contact E-Mobility Holding SE. &bdquo;Wir haben im Bereich Ladeinfrastruktur eine gute Marktposition, die wir nun durch diese bewusste Fokussierung ausbauen können.“

Gleichzeitig nehme die Elektrifizierung von Nutzfahrzeugen, Lastkraftwagen und Bussen rasant zu. &bdquo;Auch hier werden wir durch eine starke Fokussierung unser Produktportfolio vervollständigen und unsere Marktanteile gezielt ausbauen. So stellen wir die Weichen für eine nachhaltige Geschäftsentwicklung.“

Unklare politische Rahmenbedingungen

Die Phoenix Contact E-Mobility sei Marktführer für Schnellladekabel und habe sich über das die vergangenen zehn Jahre als &bdquo;Technologieführer und weltweit operierender Qualitätsanbieter bei internationalen Ladesäulenherstellern etablieren können“. Zwar sieht die Geschäftsführung erste Anzeichen der Erholung, doch sie ist auf der Hut: L adeinfrastrukturhersteller, an die die Phoenix Contact E-Mobility ihre Produkte wie Ladestecker und -steuerungen liefert, stünden in einem Verdrängungswettbewerb. &bdquo;Unklare politische Rahmenbedingungen, insbesondere im deutschsprachigen Raum, verzögern weiterhin den Hochlauf im Bereich Pkw.“

Das sehe im Bereich Nutzfahrzeuge anders aus: Hier sei die bessere Wirtschaftlichkeit und Effizienz elektrifizierter Antriebe bei Flottenbetreibern unumstritten. &bdquo; Die Konzentration auf die beiden Geschäftsfelder Ladeinfrastruktur und Nutzfahrzeuge ist Teil eines vorausschauenden und verantwortungsbewussten Plans. Die E-Mobility Geschäftsaktivitäten sind und bleiben Kernbestandteil der Unternehmensstrategie der Phoenix-Contact-Gruppe.“

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