Früher als sonst: Grippe und Co. nehmen auch in Lippe wieder zu

Kreis Lippe. Husten, Schnupfen, Heiserkeit: Wird es kalt-nass, gehen auch Erkältung und Co. wieder rum. In diesem Jahr allerdings träten die Infektionen überraschend früh auf, sagt Dr. med. Hans-Christian Körner, Bezirksstellenleiter der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe in Detmold. Auch im Klinikum Lippe werden derzeit mehr Infektionserkrankungen stationär behandelt als im Vorjahr.

Seit gut drei Wochen gebe es einen deutlichen Anstieg der Patienten mit Infekten der oberen Atemwege, weiß Allgemeinmediziner Hans-Christian Körner. &bdquo;Es handelt sich dabei überwiegend um virale Infekte, die wir typischerweise im Herbst jedes Jahr sehen. Einige, besonders ältere oder immungeschwächte Patienten erleiden bakterielle Infektionen, die entsprechend mit einem Antibiotikum behandelt werden müssen.“ Allerdings rechneten die Ärzte eigentlich erst im November mit einer solchen Infektwelle. Auch erwarte er, wie auch das Klinikum Lippe, eine weitere Zunahme der viralen Infekte in den kommenden Wochen, &bdquo;da jeder infizierte Patient potenziell mehrere gesunde Personen ansteckt“.

Stationär im Klinikum Lippe werden laut Sprecher Christian Ritterbach derzeit am häufigsten Infektionen des Magen-Darm-Traktes durch Campylobacter, Norovirus oder Rotavirus behandelt, aber auch Patienten mit Atemwegserkrankungen durch das Respiratorische Synzytial-Virus (RSV) und das Coronavirus, hier auch schon &bdquo; mit intensivpflichtigem COVID19-Erkrankungsverlauf“. Auch wenn die Corona-Erkrankungen (noch) unter Vorjahresniveau lägen.

Schützen &bdquo;Regelmäßig die Hände waschen und größere Menschenmengen in geschlossenen Räumen meiden“, rät Allgemeinmediziner Körner, um sich zu schützen, denn Erkältungsviren werden durch Tröpfchen in der Atemluft übertragen. Auch ein Mundschutz könne helfen. &bdquo;Besonders schützen sollten sich alle Menschen, deren Immunsystem, sei es durch eine chronische Erkrankung oder ihres höheren Lebensalters, geschwächt ist.“

&bdquo; Zudem ist es sinnvoll, auf einen insgesamt gesunden Lebensstil mit ausreichend Schlaf, Bewegung und ausgewogener Ernährung zu achten“, ergänzt Kollege Lars Rettstadt. Das stärke das Immunsystem und senke die Wahrscheinlichkeit schwerer Krankheitsverläufe.

&bdquo;Grippe und Corona beginnen häufig mit Fieber, Husten und allgemeiner Schwäche“, können aber - ebenso wie eine Infektion mit RSV - zu schweren Atemwegsproblemen führen. &bdquo; Für gesunde Erwachsene verlaufen diese Infektionen meist mild – für vulnerable Gruppen können sie jedoch lebensbedrohlich werden“, betont Rettstadt. Deshalb hätten Impfungen gegen Grippe, Pneumokokken und Corona aktuell Priorität. Denn die seien der wirksamste Schutz.

Impfen Körner empfiehlt chronisch kranken und älteren Menschen (ab dem 60. Lebensjahr) eine Impfung gegen Grippe- und Coronavirus mit den aktuellen, angepassten Impfstoffen. Beide seien gut verträglich, wie seine Patienten berichteten. Und beide Impfstoffe könnten gleichzeitig bei einem Termin verimpft werden.

Auch für Bewohner von Alten- und Pflegeheimen, Schwangere und medizinisches Personal ist laut Lars Rettstadt, Vorsitzender des Hausärztinnen- und Hausärzteverband Westfalen-Lippe, eine Grippeimpfung sinnvoll. Zudem sollten Menschen, die zur Risikogruppe gehören, gegen das Coronavirus &bdquo; die jährliche Auffrischung mit dem an die aktuelle Virusvariante angepassten Impfstoff wahrnehmen“. Menschen mit einem gesunden Immunsystem und ohne Vorerkrankungen benötigten hingegen keine regelmäßige Auffrischung.

Bei RSV empfehlen beide Mediziner eine Impfung ab dem 75. Lebensjahr, bereits ab dem 60. Lebensjahr für chronisch Erkrankte, Personen mit geschwächtem Immunsystem oder chronischen Herz- oder Lungenerkrankungen, &bdquo;da RSV-Infektionen bei diesen Gruppen schwer verlaufen können“, erklärt Rettstadt. Über die Impfung sollte &bdquo;im individuellen Fall gemeinsam mit der Hausärztin oder dem Hausarzt entschieden werden“. Laut Körner sei auch dieser Impfstoff gut verträglich.

Das Klinikum Lippe rät, sich bei Schutzimpfungen grundsätzlich an den Empfehlungen der ständigen Impfkommission (STIKO) sowie seines Hausarztes zu orientieren. Zudem weist Ritterbach darauf hin, dass der Impfschutz gegen Diphtherie, Pertussis, Polio und Tetanus alle 10 Jahre aufgefrischt werden müsse.

Varianten Das Corona- ebenso wie das Influenzavirus, das für die schwere Grippe verantwortlich ist, &bdquo;verändert sich ständig, um das Immunsystem seiner Wirte immer wieder neu zu überlisten“, erklärt Hans-Christian Körner. Auch in diesem Herbst hat die Weltgesundheitsbehörde (WHO) mehrere neue Varianten des Coronavirus bestätigt.

Früher als sonst: Grippe und Co. nehmen auch in Lippe wieder zu

Lippe niest und schnieft: Deshalb sind die lippischen Arztpraxen bereits so voll

Schutz vor Corona: Wem wird die Auffrischimpfung empfohlen?

Impfung gegen das RS-Virus: Das müssen Eltern jetzt wissen

Corona, Grippe, RSV: Wie sinnvoll sind Kombi-Selbsttests?

Fünf Jahre danach: Wie Lippe unter der Corona-Pandemie gelitten hat

OWL liegt flach: Heftige Infektwelle hat die Region fest im Griff