Waldbesucher aufgepasst: Die Drückjagdsaison in Lippe hat begonnen

Kreis Lippe. Seuchenzüge, Krankheiten und Parasiten – das sind einige der Gründe, warum Mitte Oktober die Drückjagdsaison in Lippe begonnen hat. Die Drückjagd ist eine organisierte Jagd mit mehreren Jägern, die zusammenarbeiten, um das Wild aus seiner Deckung zu treiben. Wenn gejagt wird, dann müssen einige Spaziergänger, Freizeitsportler oder Autofahrer mit Einschränkungen rechnen.

Worauf jeder Waldbesucher achten sollte, erklären Torsten Reinwald, Biologe und Pressesprecher des deutschen Jagdverbandes, und Jochen Rath, der für die Öffentlichkeitsarbeit der Kreisjägerschaft in Lippe zuständig ist. Auch Silke Gorißen, NRW-Ministerin für Landwirtschaft und Verbraucherschutz, erläutert, warum die Jagd aus ihrer Sicht zu einem nachhaltigen Waldbestand beiträgt.

So lange dauert die Drückjagdsaison &bdquo;Allgemein laufen Drückjagden bereits seit Mitte Oktober“, erklärt Jochen Rath. Da die lippischen Jagdpächter, Ausübungsberechtigten und Jagdteilnehmer ehrenamtlich jagen und berufstätig sind, finden die Drückjagden an Freitagen oder Samstagen statt. In der Regel sei die Jagd bis Januar denkbar, meist finde sie aber ab Mitte bis Ende Dezember ihr Ende: &bdquo;Da wollen ja auch alle Weihnachten feiern.“ Im Januar gebe es höchstens kleinere Jagden, oder es fänden Jagden statt, wenn es um Wildschweine gehe.

Gejagt werde in Waldgebieten mit Dickungen, also in dichten, geschlossenen Wäldern. In Lippe gebe es vergleichsweise kleinere Areale – darum fänden keine Intervalljagden statt. Die einzelnen Areale in Lippe werden laut Jochen Rath meist nur einmal jährlich per Drückjagd bejagt. Das heißt: Die Wanderwege können an 364 Tagen begangen werden.

Das rückt ins Visier der Jäger &bdquo;Es wird gejagt, wenn der Nachwuchs selbstständig wird“, erklärt Torsten Reinwald. Das liege zum einen daran, dass im Herbst nahezu alle relevanten Tierarten wie Rehe oder Wildschweine keine Schonzeit mehr hätten. Der Nachwuchs sei inzwischen so groß, dass er den Elterntieren folgen könne. Dabei habe die Sicherheit des jeweiligen Gebietes oberste Priorität: &bdquo;Es darf niemals auf Kuppeln geschossen werden oder wenn sich im Hintergrund Häuser befinden.“

Dabei würden vermehrt Wildschweine gejagt, erklärt der Biologe: &bdquo;Wenn wir keine Wildschweine jagen würden, wäre ganz Deutschland innerhalb von fünf bis sechs Jahren von der Schweinepest befallen.“ Der Bestand der Wildschweine wird bei der Jagd um rund 80 Prozent dezimiert. &bdquo;Gerade mit Blick auf die Bekämpfung der afrikanischen Schweinepest bleibt angesichts hoher Geburtenraten von Wildschweinen und zuletzt guten Futterbedingungen in NRW-Wäldern eine intensive, flächige Bejagung von Schwarzwild entscheidend“, wird Ministerin Silke Gorißen in einer Pressemitteilung des Ministeriums zitiert.

Darum schadet Wild der Aufforstung Viele Bäume sind durch die Trockenheit gestorben – günstige Bedingungen für den Borkenkäfer. Durch Sturmschäden wurden letztlich Waldgebiete zerstört. Diese Schäden schaffen laut Silke Gorißen aber günstige Bedingungen für das Rehwild. Denn dort könne es sich gut fortpflanzen und nahrhafte Knospen von den Jungbäumen fressen.

Durch die Jagd werde gleichzeitig ein Beitrag zur Wiederbewaldung geleistet. &bdquo;Die jungen Bäume müssen eine Chance haben zu wachsen und nicht vor allem als Kraftfutter für Wildtiere zu dienen“, erklärt sie. Die hohe Anzahl an Rehwild sei gegenüber dem Vorjahr auf einen neuen Höchstwert von 133.130 Tiere gestiegen. Das zeige, dass der konsequente jagdliche Einsatz auf Wiederbewaldungsflächen weiter notwendig sei.

Darum wird überhaupt gejagt Die Jagd gehöre zum Wildtiermanagement, erklärt Reinwald, und sei genauso ein Teil davon wie Waldgebiete, die eingezäunt werden, um Pflanzen vor Wildverbiss zu schützen. Mit der Jagd werde neuer Lebensraum geschaffen, in dem Tiere stressfrei fressen und leben. Und wie verhält es sich mit der gängigen Meinung, dass Tiere sich gerade wegen der Jagd vermehren?

Das hält der Biologe Torsten Reinwald für willkürlich: &bdquo;Jeder Lebensraum hat eine Kapazität – in der eine bestimmte Menge an Tieren lebt.“ Wenn Rehe beispielsweise einen Wurf hätten, dann werde die Anzahl der Kitze nicht davon beeinflusst, ob gejagt werde oder nicht. Die Anzahl der Kitze sei genetisch festgelegt.

Erst wenn der Lebensraum eines Tieres entspannt sei und es Nahrung im Überfluss gebe, dann könne sich die Fitness der Tiere verbessern. Wenn nicht gejagt würde, dann käme es nach seinen Worten zu Stress innerhalb des Lebensraumes – und dadurch, dass die Population so hoch werde, würden Tiere stark untereinander konkurrieren. Parasiten und Krankheiten könnten sich ausbreiten.

Das sollten Spaziergänger und Waldbesucher beachten Das ist wichtig: Warnschilder und andere Markierungen wie Flatterband müssen berücksichtigt werden. Und: &bdquo;Hunde sollten angeleint werden, um Konflikte mit frei laufenden Jagdhunden zu vermeiden“, erklärt Jochen Rath. Alle Jäger werden vorher eingewiesen und sollten die Unfallverhütungsvorschriften kennen und beachten.

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