Kreis Lippe. Wer sich an das Kältebad wagen möchte, der sollte sich langsam herantasten. Arne Heger ist Gründer der Lippischen Kaltebadevereinigung und hat jahrelange Erfahrung mit dem Baden in kalten Gewässern. Er gibt Tipps, wie Anfänger mit dem Kaltbaden starten können. Wichtig vorab: „Herz-Kreislauf-Patienten, Menschen, die Herzprobleme haben, sollten auf gar keinen Fall eisbaden“, unterstreicht Heger. Auch Prof. Martin Busse, Ärztlicher Leiter der Sportmedizinischen Hochschulambulanz in Leipzig, rät: „Generell sollte das Ganze systematisch mit einer sportmedizinischen Untersuchung vorbereitet werden.“ Also: Wer mit dem Eisbaden starten will, bespricht das vorab besser mit seinem Hausarzt. 1. Kalt duschen als Vorbereitung Ist der Körper gesund, ist es wichtig, sich Schritt für Schritt an das Eisbaden zu gewöhnen. Den ersten Schritt in Richtung Eisbad kann man direkt im heimischen Badezimmer starten - und zwar, indem man kalt duscht. Das kann heißen: nach dem normalen warmen Duschen 10 Sekunden kalt. „Das machst du drei Tage und wirst dann schon merken, dass das immer besser klappt“, sagt Arne Heger. Die nächsten drei Tage dann 20 Sekunden kalt duschen, danach 30 Sekunden und so weiter und so weiter - „bis du etwa bei zwei Minuten angekommen bist“. 2. Mütze nicht vergessen Auch die richtige Ausstattung ist wichtig. Eine Stoppuhr ist nützlich, um die Zeit im Blick zu behalten, ein Thermometer, um die Wassertemperatur zu messen. Eine Mütze ist dringend zu empfehlen, „da bis zu 80 Prozent der Körperwärme über den Kopf verloren gehen“, sagt der geübte Kaltbader. Auch Handschuhe und Badeschuhe aus Neopren können nützlich sein, da Hände und Füße schnell auskühlen. Handtuch oder Bademantel, warme Kleidung sowie ein heißes Getränk für danach sollten außerdem zum Badegang mitgenommen werden. Lesen Sie passend dazu: So trotzen lippische Kaltbader regelmäßig ihrem inneren Schweinehund 3. Das richtige Gewässer Arne Heger rät zu flachen Gewässern. „Dadurch hat man einen leichten Einstieg und kann in einer Notsituation schnell reagieren und aus dem Wasser gehen beziehungsweise leichter aus dem Wasser gerettet werden.“ Gefährlich hingegen sind steil abfallende Ufer. „Grundsätzlich gilt: nie allein eisbaden. Immer eine Begleitung mitnehmen, das kann sonst echt gefährlich werden.“ Denn sollte das Herz doch einmal nicht mitspielen, ist schnelle Hilfe gefragt. Übrigens: Auch die Regentonne oder das Badefass im Garten sind eine Option. Dort fällt der Einstieg ins Eisbaden oft leichter, weil man seine gewohnte Umgebung nicht verlassen muss. Doch sollte eines bedacht werden: „In deiner Eistonne bist du allein mit deinem Schweinehund, in der Gruppe nicht“, sagt der Kaltbade-Kenner. 4. Den Kopf ausschalten Wie kann ich mich überwinden, in eiskaltes Wasser zu steigen? Der eigene Kopf ist meist das größte Hindernis. „Ausschalten und einfach rein“, rät Heger. Wichtig dabei: Atmen. Und das ruhig. Langsam ein, langsam aus. So verfällt der Körper durch den Kälteschock nicht in die bekannte Schnappatmung. Nicht nur für die Sicherheit, auch um sich zu überwinden, hat der Eisbader noch einen Tipp: nicht allein. Zu zweit oder in einer Gruppe entsteht eine Dynamik, die zusätzlich motiviert. 5. Nicht zu lang drinbleiben Die Länge der ersten Badeeinheit ist individuell und hängt von verschiedenen Faktoren ab - zum Beispiel von der Wassertemperatur. Als Faustregel gilt: Eine Minute pro Grad. Ist das Wasser 10 Grad warm, ist es grundsätzlich möglich, zehn Minuten oder länger zu baden. „Entscheidend sind aber die ersten drei Minuten. Da hat der Körper die gesundheitlichen Effekte, die der Kaltbader erwirken möchte, bereits erreicht“, erklärt Heger. Unbedingt vermeiden sollten Kaltbader eine Unterkühlung. Man erkennt sie durch beginnendes Kältezittern, das immer auf einen Abfall der Körperkerntemperatur schließen lässt. Tritt es auf, sollte man das Wasser verlassen. 6. Richtig aufwärmen Wenn man das Wasser verlässt, liegt der Bademantel bestenfalls schon bereit. „Es ist wichtig, dem Körper die Chance zu geben, selbst warm zu werden“, betont Heger. Direkt danach heiß duschen ist keine gute Idee - und kann sogar richtig gefährlich werden. Am besten geht man in einen angenehm temperierten Raum, packt sich in eine dicke Decke ein oder setzt sich vor den Kamin. Etwa 30 Minuten nach dem Kältebad setzt ein unkontrolliertes Zittern ein, das ist ganz normal. Man nennt es auch den „After Drop“. „Das kalte Blut aus Armen und Beinen kommt zurück in den Kreislauf, es wird kalt, der Körper beginnt zu zittern, um wieder warm zu werden“, beschreibt der Kaltbader die Körperreaktion. Und dann gilt: Einfach nur genießen - und stolz sein, dass man sich überwunden hat. Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an Ein Beitrag geteilt von Lippische Landes-Zeitung (@lz.de)