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Der unbequeme Landrat

Hans Budde ist im Alter von 77 Jahren gestorben

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Setzte Akzente: Ex-Landrat Hans Budde. - © Foto: privat
Setzte Akzente: Ex-Landrat Hans Budde. (© Foto: privat)

Lemgo. Er gehörte zu einem Politikertypus mit Ecken und Kanten, wie es ihn heute nur noch selten gibt. Der frühere lippische Landrat Hans Budde (SPD) ist zeit seines Lebens einen geraden Weg und dabei kaum einem Konflikt aus dem Weg gegangen – mit aller Konsequenz bis zum Rücktritt. Jetzt ist er im Alter von 77 Jahren in Lemgo gestorben.

Für den am 30. März 1933 in Detmold geborenen Budde gab es aber immer auch ein Leben neben der Politik. Er war mit Leib und Seele Pfarrer und hat seiner Gemeinde in Augustdorf mehr als drei Jahrzehnte die Treue gehalten. So ist sein Name eng verbunden mit dem evangelischen Seniorenzentrum.

Diese Einrichtung zeugt ebenso vom Weitblick Buddes wie die auf ihn zurückgehende Gründung des Lippischen Fortbildungszentrums für Neue Technologien (LIFT), die er gegen vielfältige Widerstände durchsetzte. Auch die "Museumsrunde", ein jährliches Treffen von Wissenschaft und Wirtschaft, wurde von ihm ins Leben gerufen.

Hans Budde hat sein politisches Wirkungsfeld vor allem auf Kreisebene gesehen. 1964 in die SPD eingetreten, gehörte er den Kreistagen Detmold und Lippe von 1970 bis 1990 an. Von 1973 bis 1985, als er in Nachfolge von Heinz Wegener zum zweiten gesamtlippischen Landrat gewählt wurde, bestimmte er die politische Linie als Fraktionsvorsitzender der stärksten Partei wesentlich mit. Während seiner Laufbahn hat Budde in unzähligen Ausschüssen gesessen und zahllosen Gremien angehört, so der Landschaftsversammlung Westfalen-Lippe und der Landesverbandsversammlung Lippe. In seiner Partei engagierte er sich unter anderem als Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft für Kommunalpolitik.

Nach seinem Wechsel vom Fraktionsvorsitz auf den Landratssessel überschatteten trotz unbestreitbarer Erfolge schnell Negativschlagzeilen die Amtsführung Buddes, der sich weniger als Repräsentationsfigur sah, sondern als dezidiert politischer Landrat heutiger Prägung. Das führte sehr schnell zu Konflikten mit dem ebenfalls 1985 ins Amt gekommen Oberkreisdirektor Dr. Udo-Paul Haase (SPD), die sich später auch auf große Teile der Partei ausweiteten.

Nach einem persönlich schwachen Abschneiden bei der Kommunalwahl 1989 und der Wahl seines späteren Nachfolgers Hans Pohl zum Fraktionsvorsitzenden sank sein Stern rapide. Typisch für Budde, dass er selbst den Zeitpunkt der Bekanntgabe seines Abgangs bestimmte: Nur wenige Stunden, nachdem ihm der eigene Kreisvorstand den Rückzug nahegelegt hatte, nutzte er dafür am 10. Dezember 1990 eine Sitzung des Kreisumweltausschusses.

Konsequent, wie Budde war, bedeutete dies einen Abschied für immer. Einige Aufgaben im kirchlichen Umfeld übernahm er noch, so als Stiftsrentmeister des Damenstiftes St. Marien in Lemgo. Politisch äußerte er sich aber allenfalls noch im Kreis der SPD-Veteranen.
Hans Budde war zweifellos ein Landrat, der Akzente gesetzt hat und für seine Überzeugungen durchs Feuer ging. Vielleicht hätte er mehr erreichen können, wenn er die Möglichkeiten des Amtes nicht so oft überreizt hätte. (da)

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