Pinker Himmel über Paderborn: Sternwarte wirft dem SCP Lichtverschmutzung vor

Paderborn. Polarlichter am Himmel faszinieren viele Menschen; erst vor wenigen Wochen konnte das Naturphänomen auch in Ostwestfalen wieder beobachtet werden. Nun könnte man annehmen, dass Paderborn ein besonderes Zentrum dieser Lichter bildet. Denn regelmäßig erstrahlt der Himmel über Teile der Stadt pink bis violett. Doch die Gründe hierfür sind ganz irdisch – und rufen jetzt Kritik hervor.

&bdquo;In letzter Zeit haben wir per E-Mail und Telefon vermehrt Anfragen bekommen, was es damit auf sich hat“, sagt Tobias Scholz von der Volkssternwarte am Neuhäuser Schlosspark. Die Erklärung findet sich nur zwei Kilometer von der Sternwarte entfernt: an der Home-Deluxe-Arena des SC Paderborn.

Dort erzeugen LED-Wachstumslampen für den Stadionrasen ein Licht, das in den Himmel abstrahlt. Oder wie die Volkssternwarte es nun in einem Beitrag auf Facebook und Instagram formuliert: Die Lampen würden eine &bdquo;Lichtverschmutzung“ verursachen.

Lichtverschmutzung sei schädlich für Mensch und Tier Dass künstliche Lichtquellen den Nachthimmel aufhellen, sei schädlich für Mensch und Tier, sagt Scholz. &bdquo;Das geringste Problem ist, dass wir weniger Sterne sehen können. Wir wollen informieren, dass das gesundheitliche Folgen haben kann.“

Zu viel künstliches Licht, beispielsweise auch durch Straßenbeleuchtung, Werbeanzeigen oder angestrahlte Gebäude erzeugt, bringe den Spiegel des körpereigenen Hormons Melatonin durcheinander. Dies könne wiederum zu Schlafstörungen führen und Krankheiten fördern. Licht in der Nacht sorge zudem für Probleme bei nachtaktiven Tieren. &bdquo;Die haben keine Rollos“, so Scholz.

Der von ihm im Namen der Volkssternwarte geschriebene Beitrag in den sozialen Medien sei &bdquo;auf jeden Fall erst einmal Kritik am SCP“ und habe einige Reaktionen hervorgerufen. &bdquo;Wir wissen, dass das Thema polarisiert“, sagt Scholz. Auch beleidigende Kommentare seien aufgetaucht – andererseits auch Unterstützung für sein Anliegen. Die deutschlandweite, gemeinnützige Organisation Paten der Nacht schreibt, dass das Stadion des SC Paderborn 07 basierend auf gemessene Lichtstrahlung &bdquo;der größte Lichtverschmutzer in der Region“ sei.

Dieser Umstand verstärke vermutlich eine Reflexion. Die Folie komme jahreszeitbedingt zum Einsatz, und weil der Stadionrasen stärker beansprucht werde. Wenn es obendrein nebelig ist, sind die &bdquo;Polarlichter“ des Stadions umso mehr zu beobachten – mitunter sogar von Paderborns Nachbarorten aus. Und im Paderborner Lippesee soll sich das künstliche Himmelslicht bereits im Wasser gespiegelt haben.

Solche Lampen kommen auch bei Arminia Bielefeld zum Einsatz Hornberger zufolge will sich der SCP mit anderen Bundesliga-Vereinen über ihre Erfahrungen mit den Wachstumsleuchten austauschen. Denn in vielen Stadien wird der Fußballrasen bestrahlt – etwa bei Arminia Bielefeld, wo ein pinkes Leuchten über der Alm zuletzt ebenfalls für Aufmerksamkeit sorgte.

Auch wolle der SCP klären, ob das Rasenlicht im konkreten Fall tatsächlich schädlich für Mensch und Tier in der Umgebung sei, so Hornberger. Zudem möchten sich SCP-Vertreter mit Mitgliedern der Volkssternwarte treffen, um miteinander ins Gespräch zu kommen. Ein entsprechendes Angebot hat die Sternwarte bereits gemacht.

Sicherlich werde dann das grundsätzliche Problem der Lichtverschmutzung angesprochen, sagt Tobias Scholz. &bdquo;Die Städte werden immer heller.“ Privat widmet er sich leidenschaftlich der Astrofotografie. Wenn er spektakuläre Himmelsobjekte mit der Kamera festhalten möchte, verlässt er daher größere Siedlungen wie Paderborn. Lichtenau böte beispielsweise noch dunkle Flecken, von denen aus man den Himmel beobachten könne.

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