
Kreis Lippe. Die Masche ist mies, aber erfüllt ihren Zweck: Wenn auf dem Computer bildschirmfüllend ein Warnhinweis der Verwertungsgesellschaft Gema oder der Bundespolizei auftaucht und der Nutzer zur Zahlung eines Verwarngeldes von 50 oder 100 Euro aufgefordert wird, steigen viele arglos darauf ein – und sitzen damit Betrügern auf.
Plötzlich erscheint auf dem Rechner ein Warnhinweis und nichts geht mehr: Der Zugriff auf den Windows-Desktop und die Funktionen des Betriebssystems sind blockiert. Frank Göthel, Inhaber von tekNET Computer in Schötmar, kennt das Problem wie viele seiner Kollegen. "Den Trojaner haben sich etliche eingefangen", so Göthel in einer Pressemitteilung.
Die Warnung habe es in sich: Auf dem PC seien "illegal heruntergeladene Musikstücke" (Raubkopien) gefunden worden. Der Nutzer erfährt, dass er sich strafbar gemacht habe, was mit "Geldstrafe oder Freiheitsstrafe von bis zu drei Jahren" geahndet würde. Freigeben will die angebliche Behörde, hinter der sich in Wahrheit Internet-Kriminelle verbergen, den PC nur gegen Zahlung von 50 oder 100 Euro über einen Pay-Safe-Kartencode, den man an Tankstellen erwerben könne.

"Die gefälschte Gema-Meldung ist nichts anderes als ein weiterer Erpresser-Trojaner, mit dem Internet-Nutzer abgezockt werden sollen", so Göthel. Dabei handele es sich um eine Variante des hartnäckigen BKA-Trojaners. Beide setzten auf Einschüchterung und das schlechte Gewissen der Nutzer. "Die vermeintliche Bundespolizei fordert sogar 100 Euro als Lösegeld", weiß der Computerexperte. In seinem Computer-Fachhandel melden sich viele verzweifelte PC-Nutzer.
"Fast jeden Tag kommt ein neuer Fall hinzu", sagt Göthel. Manche Kunden hätten auch die durch den Trojaner geforderten 100 Euro überwiesen und können – logischerweise – weiterhin nicht auf ihren Computer zugreifen. Denn der hartnäckige Trojaner bleibt auf dem Computer und lässt sich nur mit professioneller Hilfe langfristig entfernen.
Der Schötmaraner empfiehlt zudem einen "vernünftigen" Antivirenschutz und ein normales Surf-Verhalten. Das geforderte "Lösegeld" solle man auf keinen Fall überweisen.
Definition "Trojanisches Pferd"
Als Trojaner bezeichnet man ein Computerprogramm, das als nützliche Anwendung getarnt ist, im Hintergrund aber ohne Wissen des Anwenders eine andere Funktion erfüllt. Ein Trojanisches Pferd zählt zur Familie unerwünschter bzw. schädlicher Programme, der so genannten Malware. Es wird umgangssprachlich häufig mit Computerviren synonym verwendet. Der Name ist metaphorisch vom Trojanischen Pferd der Mythologie abgeleitet.Trojanische Pferde sind Programme, die gezielt auf fremde Computer eingeschleust werden, aber auch zufällig dorthin gelangen können, und dem Anwender nicht genannte Funktionen ausführen. Sie sind als nützliche Programme getarnt, indem sie beispielsweise den Dateinamen einer nützlichen Datei benutzen, oder neben ihrer versteckten Funktion tatsächlich eine nützliche Funktionalität aufweisen.
Viele Trojanische Pferde installieren während ihrer Ausführung auf dem Computer heimlich ein Schadprogramm. Diese Schadprogramme laufen dann eigenständig auf dem Computer, was bedeutet, dass sie sich durch Beenden oder Löschen des Trojanerprogramms nicht deaktivieren lassen. So können u. a. eigenständige Spionageprogramme auf den Rechner gelangen, die Tastatureingaben aufzeichnen. Auch die heimliche Installation eines Backdoorprogramms ist möglich, das es gestattet, den Computer unbemerkt fernzusteuern.
Trojanische Pferde müssen jedoch nicht notwendigerweise ein Schadprogramm installieren. Jedes Programm, dem eine wichtige Funktionalität hinzugefügt wurde, die mit dem offensichtlichen Teil des Programms in keinem Zusammenhang steht, ist definitionsgemäß ein Trojanisches Pferd, solange die Funktion dem Anwender nicht genannt wird. Deshalb ist es sogar möglich, dass der versteckte Teil des Programms keinen direkten Schaden verursacht.